16.05.2022

Lieber Leser, liebe Leserin,

manchmal finde ich mein Zimmer zu klein, das Sofa zu grau, die Wohnung zu voll – oder auch mal zu leer. Ich weiß, damit bin ich nicht allein, alle wollen immer noch ein bisschen schöner wohnen.

Berthold Steuer allerdings, den ich neulich in Bielefeld kennengelernt habe, denkt über Einrichtungsfragen nicht so viel nach. Er ist glücklich, ein Dach über dem Kopf zu haben, abends nach Hause gehen können. Wie ihn die Mobile Mieterhilfe vor der Wohnungslosigkeit bewahrt hat (und es war wirklich knapp), wie es auch einem ganz normalen Menschen mit gutem Einkommen passieren kann, dass er Briefe nicht mehr aufmacht, Rechnungen nicht mehr bezahlt und auch nicht die Miete, das erzählt der 70-Jährige hier. Es gibt unendlich viele traurige Geschichten über Wohnungsnot, Wohnungsverlust und die Angst davor, über Obdachlosigkeit. Geschichten wie die von Herrn Steuer und seinem jungen Helfer Leonhard Wohlfahrt aber machen Mut!

Gerhard Trabert hat eine Wohnung, er war neulich sogar mal Kandidat für das Amt des deutschen Bundespräsidenten. Trabert ist ein ziemlich berühmter Arzt - er kümmert sich um die obdachlosen Kranken in seiner Heimatstadt Mainz und auch mal überall in der Welt. Armut macht krank, sagt er, und Krankheit macht arm. Hier ist seine Geschichte.

Thomas Rheindorf lebt jetzt in einem Tiny House auf dem Parkplatz eines ehemaligen Hallenbades. Bis sein eigenes Haus, vom Hochwasser an der Ahr schwer beschädigt, wieder bewohnbar ist.

Kariina und ihre Kinder Natalia und Daniil haben ihr Zuhause in der Ukraine verloren und standen dann bei Gabriele Bärtels in Berlin vor der Tür. Kariina sagte jeden Tag hundertmal "Thank you" – das fand ihre Gastgeberin auch nicht leicht zu ertragen.

Dorothea Heintze, meine Hamburger Kollegin, schreibt in ihrem Blog Wohnlage auf chrismon.de über neue Wohnformen, Wohnpolitik und eben auch Obdachlosigkeit. Sehr vielfältig und voller Anregungen!

Ein Dach über dem Kopf, ein Schlafzimmer mit Skylineblick. Sehr nobel! So gut hat es die Turmfalkenfamilie in der Frankfurter Johanniskirche. Gerade werden da sechs Eier bebrütet und wir dürfen per Webcam ins Kinderzimmer gucken.

Ich wünsche Ihnen eine gute Woche, ein sicheres Zuhause!

Anne Buhrfeind

PS: Am 18. Mai, 12 bis 12.45 Uhr, findet das nächste chrismon-Webinar statt. Thema: Ehrenamtliche Hilfe für Geflüchtete aus der Ukraine. Mit der Traumatherapeutin Birgit Kracke. Einfach hier anmelden.