Wer Gutes tun will, braucht auch Geld
Mortgage concept by money house from the coins
Getty Images/iStockphoto
"Die Mietenbremse straft auch soziale Vermieter ab"
Der geplante Mietpreisdeckel in Berlin trifft auch die Falschen - sagt der Evangelische Immobilienverband. Wer Gutes tun will, so Dennis Beyer vom Verband, braucht auch Geld.
19.09.2019

Herr Beyer, alle schimpfen über Miethaie und zu schnell steigende Mieten – ein evangelischer Immobilienverband müsste doch glücklich sein, wenn die Politik dagegen angeht?

Dennis Beyer: Grundsätzlich ist es richtig, etwas gegen Wuchermieten zu tun. Was jetzt geschieht, geht aus unserer Sicht zu weit und in die falsche Richtung. Es werden alle Immobilienunternehmen abgestraft – auch die, die wie wir mit einer sozialen Mission am Markt tätig sind.

privat

Dennis Beyer

Dennis Beyer ist Geschäftsführender Vorstand vom eid, dem Evangelischen Immobilienverband Deutschland e. V. ­Geschäftsführender Vorstand des ­Evangelischen Immobilien­verbandes, eid, in Berlin. Mitglieder sind u. a. das Evangelische Siedlungswerk in Bayern und die Hilfswerk Siedlung in Berlin, insgesamt werden über 40 000 Wohnungen betreut.
Tim Wegner

Dorothea Heintze

Dorothea Heintze wohnt in Hamburg in einer Baugemeinschaft und weiß, was es heißt, wenn die Kosten für den Generalunternehmer und die Handwerker steigen und das geplante Limit für die neue Wohnung überschritten wird.

Das heißt, Ihre Mieter kommen vorrangig aus sozial schwächeren Schichten und zahlen weniger Miete?

Die Lage am Wohnungsmarkt ist viel dramatischer. Es geht nicht mehr nur darum, Wohnraum für Arme, Wohnungslose, Kranke oder Menschen mit Behinderungen anzubieten. Mittlerweile finden auch Menschen aus dem Mittelstand kaum mehr eine bezahlbare Wohnung in den Ballungszentren. Unsere Mieter kommen aus fast allen Schichten, und das ist auch notwendig. Um Mieten für gewisse Zielgruppen gering zu halten, müssen diese über den Bestand querfinanziert werden. Es braucht auch Mieter, die marktübliche Preise für Lage und bauliche Qualität der Wohnung zahlen können und wollen.

Die Querfinanzierung trägt Ihr Geschäftsmodell?

Ja! Diese Idee geht sogar auf Martin Luther zurück, der aus seinem "gemeinen Kasten" die Sozialfürsorge für Arme und Schwache bestritt. Sie ist also urprotestantisch und bindet die Solidargemeinschaft ein. In der Vergangenheit hat der Staat seine Wohnungsbauförderprogramme zurückgefahren und keine neuen Förderungen dagegengestellt. Teilweise, wie in Berlin, wurden die Finanzhilfen für den Sozialen Wohnungsbau sogar zur Sanierung des Haushalts verwendet, statt damit neuen Wohnraum zu schaffen. Instandhaltung, Modernisierung und Neubau müssen auch finanziert werden. Denn alle anderen Kosten beim Bauen steigen ja weiter. Der Logik nach müsste man die Kosten auch bei den Baustoffen, den Generalunternehmern oder den Handwerkern deckeln.

Die Kirche gehört zu den größten Grundbesitzern des Landes. Erwächst daraus nicht eine ganz grundsätzliche soziale Verantwortung –  unabhängig von wirtschaftlichen Überlegungen?

Wir sprechen nur für jene Landeskirchen, Kirchenkreise und Gemeinden, die bei uns Mitglied sind sowie diakonische Einrichtungen und evangelische Wohnungsunternehmen. Die evangelische Kirche engagiert sich auf dem Wohnungsmarkt auf breiter Basis im bezahlbaren Segment. Wirtschaftlich heißt, keine Verluste zu machen – wenn sie ihr ganzes Geld ausgeben, ist bald nichts mehr da, um Gutes zu tun.

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