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Klaas Neumann
Buber, Goethe, Lessing
Jüdische Philosophen, muslimische Mystiker, drei Fragen über eine alte Tradition religiöser Toleranz
Portrait Burkhard Weitz, verantwortlicher Redakteur für chrismon plusLena Uphoff
26.06.2019

Welchen Satz prägte der jüdische Philosoph Martin Buber?
A    Nur in uns selbst finden wir das Glück
B    Wo sich Augen treffen, entstehst du
C    Der Mensch wird am Du zum Ich
D    Wer bin ich, und wenn ja, wie viele?

Richtig C: "Der Mensch wird am Du zum Ich", schrieb der Religionsphilosoph Martin Buber 1923 in seiner Schrift "Du und Ich". Erst das Gegenüber ermögliche zunächst dem Kind, schließlich aber auch Erwachsenen, ihre Identität herauszubilden. Buber verstand die Identität aber nie als etwas Abgeschlossenes. Sondern sie wird in jeder Begegnung ständig neu mit anderen Menschen herausgebildet. Dabei ist auch das scheinbar vertraute Du immer irgendwie fremd und unergründlich. - "Wo sich Augen treffen, entstehst du", dichtete die Schriftstellerin Hilde Domin, und dachte dabei noch mehr vom einsamen "Ich" aus. Mit dem Titel "Wer bin ich, und wenn ja, wie viele?" verschaffte der Philosoph Richard David Precht seinen philosophischen Gedanken Aufmerksamkeit und zahlende Leserinnen und Leser.

 

Wen verehrte Johann Wolfgang von Goethe?
A    Den Schriftsteller Georg Büchner
B    Den jüdischen Philosophen Moses Mendelssohn
C    Den muslimischen Mystiker und Dichter Hafis
D    Den Aufklärer Voltaire

Richtig C: Den muslimischen Mystiker Hafis. Etwa zeitgleich mit dem Schweinfurter Dichter und Orientalisten Friedrich Rückert setzte sich auch Johann Wolfgang von Goethe mit persisch-mystischen Dichtern auseinander, allen voran Hafis (Šams ad-Dīn Moḥammad Ḥāfeẓ-e Šīrāzī). Goethe ließ sich von Hafis zu seiner Gedichtesammlung "West-östlicher Divan" anregen, Rückert zu den "Östlichen Rosen". - Georg Büchner war keine 20, als Goethe starb. Büchner hat Goethe rezipiert, nicht umgekehrt. - Goethe hielt über längere Zeit Kontakt zu Moses Mendelssohns Enkel, dem Komponisten Felix Mendelssohn-Bartholdi. Über Moses Mendelssohn äußerte sich Goethe mit Hochachtung, auch wenn er inhaltlich nicht mit allem übereinstimmte, was der jüdische Philosoph veröffentlich hatte. - In Gesprächen mit Johann Peter Eckermann, der in Goethes letzten Lebensjahren als eine Art Sekretär für den hochbetagten Dichter und Forscher arbeitete, soll sich Goethe negativ über "die Freiheiten und Frechheiten von Voltaire" geäußert haben.

 

Was lehrt Gotthold Ephraim Lessings Ringparabel?
A    Wir müssen das christliche Abendland vor fremdem Einfluss schützen
B    Nur eine Religion kann die wahre sein
C    Keine Religion kann wahr sein
D    Religiöse Toleranz

Was lehrt Lessings Ringparabel?
Richtig D: Religiöse Toleranz. Die Ringparabel geht so: Ein Mann besitzt ein Familienerbstück, einen Ring, der die Eigenschaft hat, seinen Träger vor Gott und den Menschen angenehm zu machen, wenn der Besitzer ihn in dieser Zuversicht trägt. Dieser Mann hat drei Söhne. Bevor er stirbt, lässt er zwei weitere, identische Ringe anfertigen und vermacht jedem Sohn einen. Nach dem Tod des Mannes streiten die Söhne, wer im Besitz des wahren Rings sei. Sie wenden sich an einen weisen Richter, der ihnen in seinem Urteilsspruch rät: Entweder ging der wahre Ring verloren, da der ja seinen Träger vor Gott und den Menschen angenehm macht - was unter den streitenden Brüdern offenbar nicht der Fall sei. Oder aber jeder der drei Brüder darf sich für den wahren Träger des Rings halten. Dann soll er aber auch danach streben, "die Kraft des Steins in seinem Ring’ an Tag zu legen!" - Dass nur eine Religion die wahre sein kann, könnte man auch aus dem Gleichnis hervorlesen, ebenso dass keine Religion die wahre sei. Dennoch zielt das Gleichnis weder auf das eine noch auf das andere ab. Sondern es wirbt für religiöse Toleranz. - Und es wirbt für die Versöhnung von Abend- und Morgenland. Man darf die Ringparabel daher auch als Widerspruch zu all denen deuten, die heute glauben, das vermeintlich christliche Abendland gegen den Islam verteidigen zu müssen.

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