Dieses eine Licht
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Dieses eine Licht
Die Deutsche Umwelthilfe schlägt vor, dass wir im Advent auf Lichterschmuck verzichten. Die Idee hat ihren Reiz – nicht nur aus Energiespargründen.
Tim Wegner
03.11.2022

Der Vorschlag ist naheliegend, die Reaktionen erwartbar: "In diesem Winter sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, dass sowohl auf die Weihnachtsbeleuchtung in Städten als auch auf die der Häuser und Wohnungen verzichtet wird", sagt Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe. Dafür erntet er: Empörung, Unverständnis, Hass.

Tim Wegner

Nils Husmann

Nils Husmann ist Redakteur und interessiert sich besonders für die Themen Umwelt, Klimakrise und Energiewende. Er studierte Politikwissenschaft und Journalistik an der Uni Leipzig und in Växjö, Schweden. Nach dem Volontariat 2003 bis 2005 bei der "Leipziger Volkszeitung" kam er zu chrismon.

Und das ist schade. Die Deutsche Umwelthilfe gibt nur Tipps und stellt Forderungen - Gesetze und Verordnungen erlässt sie nicht. Natürlich will die Umwelthilfe nicht "Weihnachten verbieten", wie manche sofort in den sozialen Medien lästerten.

Einen Gedanken übersieht man vor lauter Aufregung: dass ein Weniger auch ein Mehr sein kann. Welchen Symbolwert hat ein Licht noch, wenn alles leuchtet und blinkt? Jürgen Resch hat vorgeschlagen, pro Ort nur einen Baum anzustrahlen. Zugegeben, das klingt arg dirigistisch. Die gewählten Kommunalparlamente sollten das selbst und in Ruhe entscheiden.

Aber wenn es nur dieses eine Licht pro Ort gäbe, das strahlt, als Symbol für die Hoffnung? Und alle könnten es sehen, sich am Baum treffen, Andachten halten, zusammenkommen, reden? Dann wäre das auf eine Art viel mehr Advent als in vielen Jahren vorher - und das Gegenteil davon, diese besondere Zeit abzuschaffen. Vielleicht könnten wir Advent auf diese reduzierte Art noch mal ganz neu verstehen, aus der Not heraus?

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Gegenüber dem Kaminfeuer ist die Flamme eine pure Einzelfall-Meditation. Sie ist für sich eine Schönheit. Dagegen ist die übliche Weihnachtsbeleuchtung eine Inflation, eine Betäubung. Mit dem Ziel, in der Gemeinschaft eine Konsumlaune zu erzeugen. Das so krass zu sagen, stösst bei anderen auf. Gemein! Aber ehrlich, wir wollen alle etwas von dem Glanz der heilen Welt einer gebändigten Flamme. Zu den "sozialen" Medien. Nicht beirren lassen von diesen angeblichen Stimmungsbarometern. Die sozialen Medien sind kein verlässlicher Maßstab. Sie sind eher eine "Hure" der vorgetäuschten Meinungen und Emotionen. Ihnen wird in den anderen Medien eine Bedeutung attestiert, die sich durch ständige Wiederholung selbst vervielfältigt und bestätigt. Fehlt der Strom, haben die (meist auch) a-sozialen Medien keine Kraft mehr. Aber auch mit "Saft" sind ihre Halbwertzeiten begrenzt. Wohin das führt? Wenn man das wüsste!

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