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Eine staunenswerte christliche Kultur
Christenverfolgung gibt es in vielen Gestalten. Besonders zerstörerisch sind Angriffe auf christliche Kulturgüter. Zum Beispiel in der Ukraine oder – nicht zu vergessen – in Äthiopien.
(Berlin) 11.02.16; Dr. Johann Hinrich Claussen, Portraet, Portrait; Kulturbeauftragter des Rates der EKD, Leiter des EKD-Kulturbueros, evangelischer Theologe Foto: Andreas Schoelzel/EKD-Kultur. Nutzung durch und fuer EKD honorarfreiAndreas Schoelzel
17.02.2023

Es ist eine Aufgabe der evangelischen Kirche auf Orte des Unheils hinzuweisen, die in den Medien wenig Aufmerksamkeit erzielen. Eine Gelegenheit dazu ist traditionell der zweite Sonntag der Passionszeit. Dann wird in Gottesdiensten an verfolgte Glaubensgeschwister weltweit gedacht. In diesem Jahr steht das von einem Bürgerkrieg zerrissene Äthiopien im Fokus. Kolleginnen von mir haben dazu ein Materialheft erstellt. Für alle, die am 5. März im Predigtplan ihrer Gemeinde stehen, leistet er gute Dienste bei der Vorbereitung. Für alle anderen bietet er interessante Informationen über die aktuelle Lage, aber auch über die staunenswerte christliche Kultur dieses Landes – immerhin eine der ältesten christlichen Nationen. Man kann es hier herunterladen.

Äthiopien ist reich und arm. Reich an Geschichte und Kultur. Arm aufgrund von Naturkatastrophen, Hungersnöten und aktuell einem Bürgerkrieg. Hier wurde die allererste christliche Kirche Afrikas gegründet, die wunderbare Kirchbauten, Bildwerke und Manuskripte hervorgebracht hat. Gerade diese aber werden angegriffen. Im November 2020 brach ein Krieg in der Region Tigray im Norden Äthiopiens aus. Man schätzt, dass 2,5 Millionen Menschen fliehen mussten. Die Zahl der Getöteten kennt niemand. Aber die Zentralregierung zielte nicht nur darauf, möglichst viele Menschen zu töten, sondern griff auch wichtige Kirchen und Klöster an, um die kulturelle Identität und den sozialen Zusammenhalt der Menschen in Tigray zu zerstören.

Die Gründe für diesen Konflikt sind für Außenstehende schwer zu durchschauen. Ein Grund ist das Bestreben der Zentralregierung, sich die traditionell selbstständigen Regionen Untertan zu machen. Eine andere Ursache ist der Ethnizismus. Die Abstammung und die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Volksgruppe spielen in Äthiopien eine zentrale, fatale Rolle. Sie ist viel wichtiger als die Nationalität und auch als die Religion. Deshalb scheinen Machthaber, die sich selbst als Christen verstehen, kein Problem damit zu haben, die christlichen Kulturgüter ihrer Feinde zu vernichten. Christen töten Christen, Christen sprengen Kirchen, Christen verbrennen heilige Bilder.

Im Moment scheint eine gewisse Ruhe eingekehrt zu sein. Aber die Wunden, die geschlagen wurden, sind tief. Wann werden sie heilen? Und was können wir von Deutschland aus tun? Wir können uns für das Ergehen der Menschen in Äthiopien interessieren. Wir können für sie Fürbitte halten. Wir können unsere Partnerkirchen unterstützen. Dabei können wir uns bewusst machen, welche lebensstiftende Kraft in der christlichen Kultur liegt.

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