Antisemitismus
Woher kommt der Hass auf Juden?
Wenn sich die evangelische Kirche eindeutig mit Israel solidarisiert, tut sie das aus gutem Grund. Die Abgrenzung von den Juden gehört zur DNA des Chris­tentums. Eine Erinnerung an den Ursprung des christlichen Antijudaismus
Woher kommt der Hass auf Juden?
Lisa Rienermann
Tim Wegner
31.10.2023
3Min

Nach dem terroristischen Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober hat sich die Evangelische Kirche in Deutschland klar mit Israel solidarisiert. "Und es muss immer und immer wieder ausgesprochen sein: Wir sind solidarisch mit Israel. Wir sind solidarisch mit euch, den Jüdinnen und Juden hier in Deutschland. Die evangelische Kirche steht an eurer Seite", sagte ­Annette Kurschus, die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), bei einer Kundgebung am Brandenburger Tor.

Kurschus’ Rede zeugt von Geschichtsbewusstsein. Der Judenhass begann nicht erst 1933. Aber wann? Das Christentum ist aus dem Judentum hervorgegangen. Und genau darin liegt eines der Probleme. Bevor die ersten Christen sich als eigene Gruppe verstanden, waren viele von ihnen Juden. Deswegen wollten sie zeigen, was sie von den Juden unterscheidet. Abgrenzung von den Juden, Antijudaismus gehört also zur DNA des Chris­tentums.

Tim Wegner

Konstantin Sacher

Konstantin Sacher ist Redakteur bei chrismon und verantwortet die Bereiche Theologie, Philosophie und Literatur. Zusammen mit Michael Güthlein schreibt er die Kolumne "Väterzeit". Im Podcast "Über das Ende" spricht er alle zwei Wochen mit interessanten Menschen über den Tod. Zuvor hat er als systematischer Theologe an verschiedenen Universitäten gelehrt und geforscht. Er interessiert sich besonders für Theologie und Philosophie des Todes, Literatur und wie Religion darin vorkommt. 2018 veröffentlichte er seinen Debütroman "Und erlöse mich" bei Hoffmann & Campe. 2021 wurde er zum Doktor der Theologie promoviert. 2023 erschienen seine Bücher "Zwischen Todesangst und Lebensmut" und "Dorothee Sölle auf der Spur". Außerdem hat er ein Buch zur Zukunft der Kirche und eines zur modernen Theologie des Todes herausgegeben.

Die ersten Christen haben die Heilige Schrift der Juden übernommen. Wir nennen sie bis heute Altes Testament. Die Schriften des Neuen Testaments entstanden erst ab dem ersten Jahrhundert. In ihnen finden sich viele Bezüge auf die Heilige Schrift der Juden, aber auch deutliche Abgrenzungen.

Die Heiligen Schriften des Judentums, das Alte Testament für die Christen, beschreiben die Juden als das erwählte Volk Gottes. Für die Christen aber war mit der Geburt Jesu eine neue Zeit angebrochen. Der Bund Gottes mit Israel, um den es in den jüdischen Heiligen Schriften geht, wird nach frühchristlicher Denkweise durch Jesus abgelöst. Die Christen sprechen von einem Neuen Bund. Nach diesem Denken fiel aus dem Heilsplan Gottes heraus, wer sich nicht zu Jesus Chris­tus bekannte. Diese als Substitutionslehre bekannte Denkfigur findet sich schon im ­Neuen Testament (z. B. Gal 4,21–31). Viele sprechen bis heute vom "Alten" Testament und Alten Bund. Hier lebt diese Abwertung des Judentums fort.

Ab dem vierten Jahrhundert wurde das Christentum im Römischen Reich zur Staatsreligion. Was für eine Möglichkeit, den Ressentiments freien Lauf zu lassen. Es kam zu Übergriffen auf Synagogen. 1215 erklärte die Kirche die Juden zu einer ausgegrenzten Gruppe, die durch bestimmte Kleidung erkennbar sein sollte.

Während des ganzen Mittelalters kam es immer wieder zu Pogromen, bei denen viele Juden umgebracht wurden. Einer der vorgeschobenen Gründe war die sogenannte Hostienschändung: Man unterstellte den Juden, dass sie den im Sakrament des Abendmahls gewandelten Leib Christi gestohlen und geschändet hätten. Hier wirkt die Vorstellung von den Juden als Gottesmörder nach, die auch schon im Neuen Testament vorkommt. Im 1. Thessalonicherbrief 2,15 schreibt Paulus, dass die Juden "den Herrn ­Jesus getötet" hätten.

Ein anderer absurder Vorwurf war, dass die Juden mit dem Teufel im Bunde stünden. Auch dieser Vorwurf hat seine Begründung in der Entstehung des Christentums aus dem Judentum. Da die Juden den "Neuen Bund" nicht anerkannt hätten und aus Gottes Heilsplan herausgefallen seien, hätten sie sich dem Teufel zugewandt.

Im 16. Jahrhundert verfügte der Papst, dass die Juden in abgetrennten Stadtteilen leben mussten. Das war zwar schon vorher oft der Fall, aber nun wurde es zur Regel. Auch der zur gleichen Zeit entstehende Protes­tantismus war nicht besser. Martin Luther hetzte besonders gegen Ende seines Lebens gegen die Juden.

Die Aufklärung drängte ab dem 17. Jahrhundert den christlichen Anti­judaismus zurück. Religiöse Denkfiguren verloren an Bedeutung. Die Vorstellung einer allgemeinen Menschenwürde überzeugte immer mehr Menschen. Trotzdem verschwand der Antijudaismus nie. Im 19. ­Jahrhundert vermischte er sich mit dem neu aufkommenden rassistischen Antisemitis­mus. All das bereitete den Grund für den millionenfachen Mord durch die Nazis. Die Christen in Deutschland haben also allen Grund, solidarisch mit Israel zu sein.

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@Sacher: "Der Bund Gottes mit Israel, um den es in den jüdischen Heiligen Schriften geht, wird nach frühchristlicher Denkweise durch Jesus abgelöst."
[...]
"Nach diesem Denken fiel aus dem Heilsplan Gottes heraus, wer sich nicht zu Jesus Chris­tus bekannte."

Musste deshalb der Jude Jesus am Kreuz nicht nur sein Leben lassen - Die URSACHE, ist das, was wir heute als den nun "freiheitlichen" WETTBEWERB bezeichnen, es hat sich nichts geändert seitdem,
nur die Bezeichnungen haben sich den Ränkespielen entsprechend zeitgeistlich reformiert?!

Ich glaube ja nicht, daß Jesus am Kreuz gestorben ist, weil die Philosophie der Bibel, AT und NT zusammen, richtig-fusionierend interpretiert werden muss!!!

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@Sacher: "Deswegen wollten sie zeigen, was sie von den Juden unterscheidet. Abgrenzung von den Juden, Antijudaismus gehört also zur DNA des Chris­tentums."

VORSICHT Herr Sacher, solche Formulierungen sind nicht nur herkömmlich-gewohnte Schuld- und Sündenbocksuche, wo ursprünglich im Sinne Jesus, eine Besinnung auf die Verantwortung als auserwähltes Volk bewirkt werden sollte!!!

Sie mußten sich nicht abgrenzen. Israel war alt und Chistus jung. Es ging nur noch um die Reputation, die Macht und um den Anspruch, allein "Die Guten" zu sein. Hierfür waren ihnen alle Mittel heilig, auch wenn Schwarz zu Weiß und Weiß zu Schwarz werden mußte. Ansporn war nicht (nur vordergründig) das angebliche Seelenheil, sondern es waren die mittelalterlichen menschlichen Bedürfnisse nach Macht und Geld. Sowohl der Peterspfennig und die Banko Ambrosiano und der Werteverkauf via Konkordat sind Beleg. Lediglich die Juden mit ihren Glauben störten diesen religiösen und fiskalischen Heilsanspruch. Denn jede "moderne" Behauptung/Annahme, dass viele Religionen mit ihren Göttern (Indien, Japan, etc.) ihre Berechtugung haben, schmälert die Bedeutung des Einzelnen. Gott kann man nicht verfielfältigen oder gar queer machen. Die vielen Götter blieben uns im Halse stecken. Der Antisemitismus auch deshalb, weil die Juden uns sowohl räumlich als auch kulturell und mit biblischen Bezug (AT/NT) am nächsten sind. Der Nachbar ist, weil jederzeit verfügbar, der liebste Feind.

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Das ist zu wenig. Nicht vergessen, dass vorher ganz Europa Jahrhunderte an der gnadenlosen Judenverfolgung beteiligt war. In Asien war und ist das nicht der Fall. Allerdings auch nicht ganz vergleichbar, aber immerhin. Das Christentum hat dann über den verirrten Glauben den Wirkbereich global ausgedehnt. Weltweit die Beobachtung, dass jede Macht, jedes Land, jedes Dorf und Familie, nahezu jede Person und Organisation (egal ob klein oder groß) einen Schuldigen für das eigene Versagen sucht, findet und verurteilt. Wenn dann noch ein religiöser Aspekt dazu kommt, umso so subtiler und wirkungsvoller. Für das Volk kam dann noch der Neid und das Unverständnis für Habitus, Einfluss und finanziellen Erfolg hinzu. Vergessen wird aber zu gerne, das die westlichen Juden in die Berufe und Aufgaben getrieben wurden, die man selbst nicht machen wollte und mangels Bildung auch nicht konnte. Ausserdem zwingt zum Überleben jede Diaspora (Verfemung als Jesusmörder) zur Höchstleistung. Motor hierfür war die Bildung. Da Gemeinden und Obrigkeiten fehlten, um in den Familien Identitäten, Thora, Talmud, lebenswichtiges Allgemeinwissen und Glaube weitergeben zu können, war es zwingend notwendig, dass man selbst lesen und schreiben konnte. Diese Fähigkeiten öffneten dann den Familien die Türen für eine Bildung, die weit über die hinausging, die man nur für den Glauben benötigt hätte. Die fehlende Sesshaftigkei, man war häufig auf der Flucht, führte zur Kenntnis anderer Kulturen und Sprachen. Diese Bildung und der Handel führten zu Reichtum, Bildung und Einfluss. Im Christemtum Jahrhunderte dagegen ganz anders. Da war die Bildung, die vorrangig von der Geheimverständigung mit Latein, der Bibel, dem Machterhalt und der Erzeugung von Abhängigkeiten bestimmt war, nur der eigenen "Kaste" vorbehalten. Das Ergebnis war ein möglichst dummes Volk und ein angebliches "Glaubenswissen", das aber für die übrige Welt weitgehend nutzlos war. Hinzu kam, dass das eigene Potential mit den Mönchen kaserniert und unter Kontrolle war. Für Kirche und weltliche Macht war die unabhängige Bildung ein Horror, die zu Fragen führte die man nicht beantworten wollte oder konnte. Hingegen konnten bei Bedarf jüdische Berater diese Wissenslücken für Macht und Kanzeln, für ROM und Verwaltungen füllen. Damit wurden sie sowohl zur Konkurrenz als auch zu geheimnisvollen grauen Eminenzen. Der Reichtum an Bildung hatte Unverständnis, grosse Vermögen und dann Neid zur Folge. Erfahrung und Vorteile wurden dann auch vererbt, was Generationen an Neidern zu Folge hat. Ausserdem führt das zur Vorbildfunktion in der eigenen Gemeinschaft, die zum Überleben keine Wahl hat als besser zu sein. Die Gründe dafür will niemand wahr haben. Vergleichbare Zusammenhänge (Armenier, Libanesen, Inder in SA) gibt es auch in anderen Gemeinschaften. Hitler hat dem den rassistischen Aspekt hinzugefügt, womit dann auch dem gekränkten Stolz der gefühlten Unterlegenheit entsprochen wurde. Wozu elitäre Überheblichkeit führt, zeigt uns die wechselnde Bedeutung der Religionen. Und nicht vergessen, mit oder ohne HAKEN- hat es genug KREUZ-ZÜGE gegeben. Pogrome waren die Vorläufer.

Woher wissen Sie das alles? Bekanntlich ist Wissen Wissen von Wahrem? Also: was sind Ihre 'Quellen', aus denen Ihr Wissen, das Sie hier verbreiten, 'sprudelt'? Wer sind Ihre Gewährsmänner? Können Sie für (uns) an Wahrheit interessierte Leser vielleicht wenigstens zwei oder drei Quellen (im Sinne von Zeugen) nennen, die das von Ihnen Gewusste als Wissen von Wahrem wirklich und wahrhaftig bestätigen können?

P.S.
Bitte nicht den "gesunden Menschenverstand" des Herrn Jedermann als Zeuge aufrufen. Denn der ist, wie wir wissen, spätestens seit dem Ereignis der Wiedervereinigung Deutschlands wirklich und wahrhaftig von einer gewissen Krankheit befallen.

Antwort auf von Gerhard Engel (nicht registriert)

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Nahezu alles ist altes und neues Allgemeinwissen, gesammelt mit jahrelangem Interesse. Ausserdem kann man lesen, googeln und jüdische Familien nach den Gründen für ein erfolgreiches Überleben befragen. Wenn Argumente logisch und nachvollziehbar überzeugen, muss man sie nicht noch zusätzlich mit dem Einmaleins beweisen. Diese Art der Meinungskontrolle ist destruktiv. Allein das alte jüd. Ziel, "bilde dich selbst", statt "das machen wir (christl. Klerus) für Dich", öffnet alle Türen zum Verständnis der Zusammenhänge und Folgen. Diese Entwicklung begann mit der Vertreibung der Juden und ist gültiger denn je. Und was mit Abhängigkeiten (vom Wissen Anderer) böses getan werden kann, werden Sie ja wohl noch wissen. Das zu Ihrer Quellenforschung.

Überzeugend. Einen logischeren Zusammenhang noch nicht gelesen. Auch das Auswendiglernen des Korans ist keine Bildung. Der Glaube und die Überlieferung derartige Schriften und Worte sind das Papier und die Ohren nicht wert. Wer Behauptungen ohne nachprüfbare Beweise als Wahrheit bezeichnet, ist ein möglicher ....? Was fehlt ist eine nachvollziehbare KI des Glaubens. Ein Widerspruch in sich. Gleich kommt ein Engel und klärt uns auf. Danach kommt einer mit dem Besen und "Feger"t alles stubenrein.
Nur sauber und klar ist danach immer noch nichts.

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Frage einen einzigen "Judenhasser" nach seinem Hass und er wird dir keine Antwort geben können. Denn sie wissen nicht, weshalb sie hassen.
Die Geschichte hat einen Judenhass geprägt und die Bibel ist voll von Hassparolen und ein Luther hat immer kräftig draufgehauen. Mich wundert es.
warum ein Luther noch heute so verherrlicht wird.
Hass ist keine Lösung und macht auch nur krank, geisteskrank. Die heutigen Religionen spalten mehr als sie zusammenfügen sollten. Und eine Hilfe
von oben kommt auch nicht, gelle?

Antwort auf von Wolfgang (nicht registriert)

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Wie, bitte schön, soll denn eine Hilfe "von oben" kommen, wenn Menschen sich "hier unten" in ihrem Denken und Tun, inklusive Sprechen als Gotteshasser erweisen?

Gelle, das geht nicht! Religions- und / oder Kirchen-Bashing hin oder her... LOL!

Antwort auf von Wolfgang (nicht registriert)

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Jede Zeit hat ihre Gesetze, Bräuche, Ansichten. Wer wird uns warum in 100 Jahren verurteilen? Entscheidend sind die dauerhaften menschlichen Eigenschaften, die in keiner Rechnung fehlen dürfen.

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Verstehe ich Sie richtig, und Sie wollen das politische Israel mit Israel, dem Bundesvolk Gottes gleichgesetzt wissen?

Verstehe ich Sie weiter richtig, und Sie wollen, dass, wo der Fall ist, dass ― in formaler Ausdrucksweise jetzt ― A auf B hin die Sicht ("das Verständnis") von C auf ("in Bezug auf") D mit Gründen ablehnt, bzw. ihr ("ihm") auf dem Hintergrund von historischen Tatsachen nicht mehr folgen kann und will, A in Deutschland ― zumindest auch ― auf dem Boden der Tatsachen (des Grundgesetzes) automatisch als Anti-C zu gelten hat?

Demnach wäre auf den Tod des 'liberalen' Juden Jesus von Nazareth in Verbindung mit "Ostern" (dem Ostergeschehen) hin, der "neue Weg" (so und nicht anders werden die ersten Christen von 'außen' bezeichnet) lediglich eine Art tragischer, bedauerlicher religionsgeschichtlicher Betriebsunfall, der erst dank dem Scharfsinn einiger 'liberaler' Auserwählten der Moderne, der Postmoderne, der Spätmoderne oder der Zu-Spätmoderne als solcher zugunsten von ein paar zufällig theologisch weniger (vor)belasteten Christenmenschen, und das zum Heil der gesamten Menschheit, in seiner ganzen menschheitsgeschichtlichen Dimension und Tragweite durchschaubar geworden ist. ―

Und wer diese Sicht mit Gründen ablehnt, bzw. ihr auf dem Hintergrund z.B. der Tatsache, dass (auch) die Heiligen Schriften des Judentums keine Schriften sind, die sich von selber schreiben, nicht mehr folgen kann und will, und konsequenterweise auf eine andere Weise von und über Gott spricht als (fromme) Juden und Jüdinnen das tun, der gilt 'namens und kraft Vollmacht' der evangelischen Kirche in Deutschland auf dem Boden der Tatsachen (des Grundgesetzes) als Anti... ("Heil dir im Siegerkranz..., mein lieber Herr protestantischer Gesangsverein!")

Übrigens enthält Ihre Darstellung zur Sache dermaßen viele ― vornehm gesagt ― Übervereinfachungen, wenn nicht gar Fehler(haftigkeiten), dass ich nicht einmal bereit bin, darüber nachzudenken, ob einzelne Ihrer Sätze vielleicht ok sein könnten.

Antwort auf von Gerhard Engel (nicht registriert)

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Da zeigt uns ein Super I Q , wie er abstrakt und künstlich intelligent etwas kompliziert erklären können will. Und wie Dietmar (oder ein Anderer) auf seiner Suche in diesem alphabetischen Wust von A, über B, C, D zu E (Erleuchtung) kommen soll, wird wohl das Geheimnis aller Engel bleiben. Meine Ehr-Furcht vor dieser IQ-Demonstration.

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Lasset uns einem Gedanken folgen: Wir leben auf einem einzigen bewohnbaren Planeten, wir haben alle nur ein einmaliges Leben, wir leben wie auf einem riesigen 'Raumschiff, das durch das Weltall rasst. Da kommt es auf einem Mannschaft an, die zusammenhält, sich ergänzt und jeder hat in sirgend einer Form besondere Pflichten und Fähigkeiten, das das Raumschiff durch das Weltall gleiten kann.
Religionen haben keinen Platz auf diesem einmaligen Raumschiff, denn Beten und Jammern geht auf einem Raumschiff nicht. Und auf diesem Raumflug fliegt auch seit 4,5 Milliadren Jahren kein Gott draußen mit.

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Der Hass auf Juden kommt vom "gesunden" Konkurrenzdenken des nun "freiheitlichen" Wettbewerb um die Deutungshoheit der materialistischen "Absicherung", die immer auch in heuchlerisch-verlogener Schuld- und Sündenbocksuche ausgeführt wird - Deutlichstes Beispiel: Jesus Christus, dessen nachahmenswertes Vorbild mit dem herkömmlich-gewohnten Kommunikationsmüll systemrational entstellt, assimiliert und konfusioniert wurde/wird.

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Herr Sacher, ihr Kommentar ist kompakt, klar und überzeugend. Die "Konstruktion" mit neuem und alten Bund und der Substitutionslehre stört. Das sieht fatal nach einer Erfindung von Augustinus und seinen Vor- und Nachläufern aus. Auch ist damit immer noch nicht die jüdische Sonderstellung (sofern man sie denn akzeptiert!) in vielen Bereichen (Aufbau von Israel, westeurop. Kultur, Literatur, Wissenschaften, Vermögen, Einfluß) erklärt. Der jüdische Glaube kann ja wohl keine Ursache für den Antisemitismus sein, zumal religiöse Gründe immer weniger überzeugend oder bekannt sind. Auch der Neid als Motiv braucht eine dauerhafte Ursache für Generationen. Seit nahezu 1600 Jahren ist der jüdische Glaube keine Konkurrenz zum Christentum. Der NS-Staat hat letztlch nur auf Neid gesetzt und die jüd. Überlegenheit gefürchtet. Bleibt für mich nur noch die häufig zu beobachtende und zu vermutende  Überlegenheit der jüdischen Gemeinschaften (Netzwerke) durch Bildung und deshalb Erfolg und erzwungener Gemeinschaftssinn. Die christlichen Netzwerke (Gemeinden) sind nicht so erfolgreich. Zwar nicht durchgängig aber in der Tendenz  langfristig galt und gilt wirkungsvoll immer noch das alte jüdische Familienprinzip: "Bilde Dich selbst dann bist Du überlegen", statt dem frühen römisch/christlichen Prinzip, "Bleibt unwissend und dumm, wir sorgen für Euch", (damit ihr abhängig bleibt). Die Folgen dieser Unterschiede sind verwischt und kaum noch erkennbar, aber Vermögen, Vorurteile und Selbstbewußtsein überdauern Generationen. Die Kirchen sind seit 1600 Jahren die Trittbrettfahrer der Macht und haben Pogrome und Antisemitismus tatkräftig begleitet

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Sie weisen zu recht auf das schwere Unrecht hin, das Juden in christlichen Ländern von Beginn an erfahren mussten und das im letzten Jahrhundert in Deutschland einen grausamen Höhepunkt erreichte.
Ohne unsere Schuld relativieren zu wollen, möchte ich zur Vervollständigung darauf hinweisen, dass Juden auch in islamischen Staaten seit Mohammeds Zeiten diskriminiert und verfolgt wurden.
Viele Länder stehen in ihrer Schuld und sollten gemeinsam dabei helfen, dass Israel eine sichere Heimstatt für alle Juden und die dort lebenden Palästinenser bleibt.

Inga Hänsel-Nell

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Sehr geehrter Herr Sacher,

ich habe zwei Fragen(-Bereiche):
Erstens: Sie schreiben "1215 erklärte die Kirche die Juden zu einer ausgegrenzten Gruppe...."
Meine erste Frage: In welchem Dukument/Beschluss/Auf welcher Synode/Auf welchem Konzil/In welchem Jahr/Von welcher Person.....wurde diese Erklärung abgegeben?

Zweitens: Sie schreiben: "Im 16. Jahrhundert verfügte der Papst, dass die Juden in abgetrennten Stadtteilen....."
Meine zweite Frage lautet genau wie auch die erste.

Vielen Dank für Ihren Text in chrismon 12.2023. Ich habe ihn mit großem Interesse gelesen.

Aus meiner Sicht enthält die Bibel enthält weit mehr Textstellen, die als Ursachen für Antijudaismus infrage kommen: Off 3,9. 1.Joh 2,22f. 2.Kor3,14. Apg 14,2.5.19. Apg 28,25-27. Röm 10,16ff-11,10. Röm 11,28. Röm 11,25-32. Phil3,8. Röm 9,31. 1. Tess 2,15f. Usw usw. Ich habe noch viel mehr Textstellen zu diesem Thema. Dann auch noch Luthers "Solus Christus"

Ich bin theologischer Laie. Seit Eintritt in die Rente lese ich jeden Tag in einer oder mehreren Ausgaben der Bibel. Luther 17, 84, 12, Basis, HFA, EÜ, Patmos, Neue Welt, usw. Wichtig für mich: Ich mache mir separate Notizen und ordne diese schematisch.

Für eine Antwort auf meine Fragen oben wäre ich Ihnen dankbar.

Mit freundlichem Gruß

Eckart Ergang

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Moin, Konstantin Sacher!
Sind Sie möglicherweise einem redaktionellen ‚Irrtum‘ ‚auf den Leim gegangen?‘

Die deutsche Regierung und das deutsche Volk mögen und sollen sich mit Israel solidarisch erklären, doch mit dessen Regierungshandeln kann ich das schon lange nicht mehr.

Ich erlaube mir, zwischen ‚Israel‘ und Juden zu unterscheiden und hätte mir das von Ihnen ebenso gewünscht.

Warum ist in Ihrem Redaktionsteam niemand darüber ‚gestolpert‘, dass Sie Israel und Juden als gleich genannt haben?
Sie: ‚Die Christen in Deutschland haben also allen Grund, solidarisch mit Israel zu sein‘.
Nein!
Mit den Juden: Ja!

Dietrich Brummack

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Der Beitrag von Konstantin Sacher schildert gut und nachvollziehbar, warum und woher antijüdische Tendenzen im Christentum praktisch seit Anbeginn angelegt sind. Diese – bedauernswerten Tendenzen - betreffen jedoch allesamt das jüdische Volk, so wie auch Hitler das jüdische Volk auslöschen wollte. Vor diesem Hintergrund überrascht mich der Schlusssatz des Artikels, in dem die Christen in Deutschland dazu aufgerufen werden, mit ISRAEL, also dem 1948 gegründeten STAAT, solidarisch zu sein. Dieser Staat ist aber nicht das jüdische Volk und er repräsentiert es auch nicht, da nur ein kleiner Teil der Juden überhaupt in diesem Staat lebt. Für mich ist es selbstverständlich, den Staat Israel in seinem Existenzrecht zu unterstützen, ich habe aber keinerlei Verständnis für die Art des Umgangs dieses Staates mit den Palästinensern. Die Palästinenser, auf deren Territorium der Staat Israel errichtet wurde (ohne diese vorher zu fragen) haben ein den Israeliten völlig gleichwertiges Existenzrecht, auch sie haben die gleiche Menschenwürde wie die Juden. Aus meiner Sicht - als ein in Sachen Menschenrechte weltweit engagierter Jurist und Christ - ist es außerordentlich bedauerlich, dass weder der Staat Israel noch die jüdischen Organisationen weltweit Verständnis für das derzeit unendliche Leid der Palästinenser aufbringen , die ja nicht alle Hamas-Mitglieder sind, sondern in ihrer absoluten Mehrzahl ganz normale Bürger, die nichts anderes wollen als ein friedliches Leben in einem palästinensischen Staat, auf ihrem eigenen Territorium. Hätte der Staat Israel in den vergangenen 70 Jahren sich soweit kompromissbereit gezeigt, dass eine Vereinbarung mit den Palästinensern über einen gemeinsamen Staat (wie Martin Buber ihn schon in den 20-er Jahren des letzten Jahrhundert vorschlug) oder eine 2-Staaten-Regelung hätte getroffen werden können, dann wäre der Welt, vor allem aber Palästinensern und Juden , viel Leid erspart geblieben.
Insoweit empfehle ich Herrn Sacher die Lektüre des Artikels von Elad Lapidot in der FAZ vom 15. November 2023 .

Bruno Gebele

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Sehr geehrter Herr Sacher,
Ihren Artikel fand ich sehr informativ und Verständnis weckend in Bezug auf die Historie.
Als Christ widerspreche ich jedoch Ihrem Schlusssatz "...solidarisch mit Israel". Wie in der deutschen Politik setzen Sie Juden und Israel gleich. Außer mir fühlen sich viele solidarisch mit den Menschen in Israel nicht aber mit dem Staat und seiner Apartheidpolitik. Nicht umsonst gibt es dort eine Friedensbewegung. Jitzchak Rabin wurde von fanatischem Israeli erschossen, und die Ziele des Mörders werden z.T. von Netanjahu fortgeführt.
Israel schert sich weder um Meinungen in der UNO noch um vorsichtiges Mahnen durch die USA, deren Ziel ja auch nicht Völkerverständigung heißt.
Freundliche Grüße
Wolf Holzinger

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Sehr geehrte Damen und Herren ! Zunächst möchte ich mich bei Ihnen bedanken, für die viele Zeit, die Sie Familien mit Down-Syndrom-Kindern in Ihrer Zeitung eingeräumt haben. Ich habe selbst in integrierten Klassen unterrichtet und bemerkt, dass im Umgang mit solchen Kindern mein eigener Blick, der eher von Unverständnis geprägt war, sich grundsätzlich verändert hat, und so hoffe ich, dass Ihr Artikel bei vielen Leserinnen und Lesern Verständnis und freundliche Zustimmung gefördert hat.
Nun zum Artikel von Konstantin Sacher. ich habe über viele Jahrzehnte das Fach Geschichte unterrichtet und u.a. immer darauf verwiesen, dass der Begriff "Antisemitismus"
falsch ist, da er sich auch gegen andere "semitische" Gruppierungen, eben die Muslime richten würde. Tatsächlich ist der religiös begründete Judenhass eben mit dem von Ihrem Autor verwendeten Begriff "Antijudaismus" zu bezeichnen.
Was Ihr Autor hier leistet, in seiner Zuschrift, ist das, was seit mindestens 80 Jahren nicht geschehen ist: die Verwurzelung des Judenhasses bereits in den Anfängen des Christentums deutlich zu benennen. Ja, es ist wohl von Anfang an integraler Bestandteil des Christentums gewesen.
Ohne den von den christlichen Kirchen Jahrtausende alten immer wieder gefütterten Judenhass wäre die Shoah nicht möglich gewesen. Es ist heute zu beobachten, dass christlich fundamentalistische Gruppierungen bis in die Gegenwart offen judenfeindlich sind.
Nun noch zum Schluss: die Ikone des Protestantismus, Martin Luther, hat furchtbarste Dinge über die Juden gesagt, seine Formulierungen sind wortgleich im "Stürmer", der nationalsozialistischen Hetzschrift ab 1933 zu finden.
Mir fehlt ein öffentliches Bekenntnis der christlichen Kirchen zu ihrer historischen Schuld.
Danke für Ihre Geduld beim Lesen meiner Zuschrift.
ich wünsche Ihnen eine gute Zeit.
Herzliche Grüße
Beate Hilger

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Zu Konstantin Sucher „Woher kommt der Hass?“
Herr Sucher spricht sich in seinem – im Mittelteil guten – Artikel pauschal und undifferenziert für Solidarität mit Israel aus.
Das ist nur möglich, weil Herr Sucher die letzten 70 Jahre ausgeblendet hat. Angesichts der Politik des Staates Israel kann und darf unsere Solidarität aber keinesfalls pauschal und uneingeschränkt sein.
Als die UN (und Briten) den Juden vor 70-80 Jahren das Siedlungsgebiet zuwiesen, war das gut gemeint.
Aber sie vergaßen, den Juden als Maßgabe aufzugeben, die dort lebenden Menschen zu achten und sich mit ihnen zu vertragen.
So konnte sich bei vielen Juden ein Denken durchsetzen, dass das Land allein für sie sei.
Seit dem Jom-Kippur-Krieg hatten die Israeliten (- damit meine ich das Staatsvolk Israels -) viel Zeit, um mit den Palästinensern ein friedliches Miteinander oder Nebeneinander zu gestalten. Friedensorientierte Führer hat es bei den Palästinensern immer wieder gegeben. Das war den Israeliten aber nicht wichtig genug. Stattdessen ließen sie zu, dass extremistische jüdische Siedler immer wieder und weiter palästinensische Siedler vertrieben.
Man braucht sich also nicht zu wundern, wenn böse Hetze der (Iran-gesteuerten) HAMAS-Terroristen bei dem geschundenen palästinensischen Volk (teilweise) auf fruchtbaren Boden fällt.

Einem so agierenden israelischen Staat können und dürfen wir nicht pauschal "Solidarität" zusichern. Das wäre ungerecht und macht uns in der Völkergemeinschaft unglaubwürdig. Angemessen ist eine "bedingte Solidarität" bzw. Unterstützung. Wenn die Israelis selbst zündeln, ist es schwer zu verhindern, dass ihr Haus in Brand gerät.

Guterres hatte diesen Hinweis gegeben, Biden fordert nun eine Zweistaatenlösung, und die deutsche Außenpolitik hat es nun auch kapiert und äußert sich passend in gleicher Weise. (Wobei es nicht eine "Zweistaatenlösung" sein muss, wenn die Beteiligten eine andere oder bessere Lösung finden. Da sind wir raus, da sind wir nicht kompetent.)
Mit freundlichen Grüßen

Claus Diekmann

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Liebe chrismon-Redaktion,

als Abonnent der „WAZ“ erhalte ich regelmäßig auch die „chrismon“. Ich werfe sie nicht mit der Werbung sofort ins Altpapier, sondern lese doch den einen oder anderen Beitrag mit Interesse. Für mich als (evangelischer) Christ ist der Blickpunkt der Kirche auf viele Themen interessant.

Dass die Artikel sich manchmal nicht mit meiner Meinung decken, ist normal. Provokation kann auch durchaus ein wichtiger Denkanstoß sein. Was aber Konstantin Sacher in seinem Beitrag „Woher kommt der Hass?“ schreibt, ist sehr irritierend.

Leider verrät er nicht, welcher Religion er anhängt. Ich habe von Kind an von „meiner“ Kirche die Geschichte vom alten und neuen Bund gehört. Sie hat immer begründet, dass auch mir, der ich nicht per Erbfolge zum auserwählten Volk gehöre, ein göttliches Angebot gemacht wird. Dabei wurde nie unterschlagen, dass Jesus Jude war. Das Wort „alt“ in diesem Kontext als abwertend zu bezeichnen, ist mir nicht nachvollziehbar. Es ist für meinen Glauben essentiell, dass der alte Bund durch Jesus abgelöst wurde. Das ist doch nicht einfach eine "frühchristliche Denkweise"! Ja, es hat viel Unrecht gegeben, eben auch von Vertretern des Christentums gegenüber Juden. Daraus muss ich lernen, aber es muss mir kein schlechtes Gewissen machen. Und es kann nicht der Grund sein, ohne wenn und aber solidarisch zu sein mit dem Staat Israel.

In unsere Religion werden wir erst einmal hineingeboren, wir suchen sie nicht frei aus. Ein barmherziger Gott wird nicht die benachteiligen, die nicht von Geburt an auf der „richtigen“ Seite standen. Dieser Gedanke zwingt uns, Andersgläubigen mit größtem Respekt zu begegnen. Eine Überzeugung, die leider nur wenig auf dem beruht, was ich von Vertretern der Religionen gelernt habe. Ich verdanke sie der Aufklärung.

Unsere Solidarität sollte allen Menschen gelten, die Opfer von Krieg, Hass und Gewalt sind!

Mathias Nitz

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Der Artikel zitiert Annette Kurschus, die mittlerweile zurückgetretene EKD-Ratsvorsitzende: "Wir sind solidarisch mit Israel. Wir sind solidarisch mit euch, den Jüdinnen und Juden hier in Deutschland. Die evangelische Kirche steht an eurer Seite." Frau Kurschus verwechselt da etwas ganz Grundsätzliches: die deutschen Juden haben erst einmal nichts mit Israel zu tun. Sie sind nämlich Deutsche. Und Israelis haben erst einmal nichts mit deutschen Juden und Deutschland zu tun. Wer da nicht differenzieren kann, wird sicher auch deutsche Juden fragen, was "ihr Ministerpräsident" Netanjahu da wieder Unsinniges gesagt hat" etc. und auf großes Staunen und Unmut treffen, weil wieder mal jemand deutsche Juden in einen Topf mit Israelis und Israel wirft, ohne es zu merken!
Man kann ja gern mit Israel mitfühlen, das von der Hamas angegriffen worden ist, aber das hat erst Mal nichts mit den Juden in Deutschland zu tun. Eher mit hier lebenden Israelis!
Dieses "Nicht-auseinanderhalten" seitens gutmeinender Menschen hat zur Folge, dass bei Veranstaltungen gegen Antisemitismus oft viele Israelfahnen gezeigt werden, obwohl das eine mit dem anderen nichts zu tun hat. Wer das nicht einsehen will oder kann, muss dann die Schlussfolgerung ziehen, Kritik an Israel und seiner völkerrechtswidrigen Politik gegenüber den Palästinensern sei "antisemitisch" was wiederum völliger Quatsch ist, weil hunderttausende jüdische Israelis und Juden in aller Welt die Politik Israels kritisieren und ablehnen, ohne damit Antisemiten zu sein.
Von hohen Repräsentanten der EKD sollte man differenzierende Äußerungen erwarten können.

Björn Luley

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