Das Erdbeben in Syrien und der Türkei hat die ohnehin schwer vom Bürgerkrieg gebeutelten Regionen im Norden Syriens hart getroffen. Kurz nach dem Beben forderten Kirchen und Hilfsorganisationen im Nahen Osten, die Sanktionen, die der Westen gegen das Assad-Regime verhängt hat, aufzuheben, um die humanitäre Hilfe vor Ort zu erleichtern.
Michael Güthlein
Michael Güthlein, Jahrgang 1990, ist Redakteur am Magazin-Desk von chrismon, epd Film und JS-Magazin. Er hat Journalismus, Geografie und Germanistik in Mainz und Bamberg studiert. Er schreibt am liebsten über gesellschaftspolitische Themen und soziale Gerechtigkeit.
Lena Uphoff
Der erste Reflex ist natürlich: Wenn es Menschen in Not hilft, dann weg mit den Sanktionen! Dennoch ist es der falsche Weg. Die unter anderem von der EU 2011 verhängten Sanktionen betreffen explizit keine Hilfsgüter wie Medikamente oder Bergungsgeräte, sondern zum Beispiel Waffen, Abhörtechnologie und Luxusgüter.
Es ist durch die Sanktionen zwar nicht einfach, humanitären Hilfsorganisationen vor Ort Gelder zukommen zu lassen, aber möglich, wie etwa die Diakonie Katastrophenhilfe, das evangelische Gustav-Adolf-Werk und die deutsch-syrische Menschenrechtsorganisation "Adopt a Revolution" chrismon bestätigen.
Profitieren würde vor allem Assad
Das Assad-Regime kann Gelder, die über den Staat fließen, für seine Zwecke abzweigen und nach Gutdünken einsetzen. Einer Untersuchung von 2022 zufolge fließen etwa 47 Prozent aller UN-Beschaffungsgelder nach wie vor an regimetreue Lieferanten, die zum Teil in Menschenrechtsverletzungen verwickelt sind.
Stunden nach dem Beben hat das Assad-Regime die Stadt Marea im betroffenen Gebiet beschossen und dadurch deutlich gemacht: Diese Regierung wird keine humanitäre Hilfe leisten in Gebieten, die von Rebellen kontrolliert werden. Sie lässt auch nicht zu, dass Hilfsgüter dorthin geliefert werden. Nur ein kleiner Korridor aus der Türkei ermöglicht den Transport in den Norden Syriens. Ein Ende der Sanktionen würde daran nichts ändern. Profitieren würde vor allem einer – Diktator Assad.
Der italienische Fotograf Alessio Paduano ist in der Türkei unterwegs. Seine Bilder zeigen das Ausmaß der Verwüstung durch das Erdbeben.

Alessio Paduano
Ein Blick auf die zerstörte Stadt Kahramanmaraş in der Türkei am 13. Februar 2023 - eine Woche nach dem verheerenden Beben.
Kahramanmaras, Turkey - February 13, 2023 - A general view of the city.

Alessio Paduano
Die Moschee in der türkischen Provinz Hatay wurde beim Beben fast völlig zerstört.
Hatay, Turkey - February 12, 2023 - A damaged mosque in the center of the city.

Alessio Paduano
Ein Helfer des Roten Kreuzes steht am 12. Februar mit einem Suchhund vor den Ruinen eines Gebäudes in Hatay.
Hatay, Turkey - February 12, 2023 - An operator of the Red Cross, a rescuer dog and a woman are seen in the middle of the rubble.

Alessio Paduano
Ein staubbedecktes, beschädigtes Familienalbum in Hatay.
Hatay, Turkey - February 12, 2023 - Family album are seen in the city center.

Alessio Paduano
Diese zerstörte Straße beim türkischen Ort Pazarcık zeigt, mit welcher Wucht das Beben die Region getroffen hat.
Pazarcik, Turkey - February 14, 2023 - The fault caused by the earthquake of February 6 in Turkey.

Alessio Paduano
Ein Mann läuft am 13. Februar in Kahramanmaraş durch die Trümmer seiner Küche.
Kahramanmaras, Turkey - February 13, 2023 - A man is seen in the kitchen of his house after the earthquake.

Alessio Paduano
Schutthaufen in Hatay am 12. Februar 2023 im Stadtzentrum.
Hatay, Turkey - February 12, 2023 - Heaps of rubble are seen in the city center.

Alessio Paduano
Eine Frau trägt Trinkwasserflaschen durch das verwüstete Hatay in der Türkei. Viele tausend Menschen haben durch das Beben ihre Wohnungen und Häuser verloren.
Hatay, Turkey - February 12, 2023 - A woman carries water boxes.

Alessio Paduano
In den betroffenen Regionen in der Türkei und in Syrien herrschen nachts eisige Temperaturen. Hier scharen sich Menschen am 14. Februar in Kahramanmaraş um ein Feuer.
Kahramanmaras, Turkey - February 14, 2023 - People are seen near a fire.

Alessio Paduano
Bagger räumen in Kahramanmaraş die Trümmer zur Seite.
Kahramanmaras, Turkey - February 13, 2023 - Mechanical blades at work.

Alessio Paduano
Ein erschöpfter Arbeiter ruht sich am 12. Februar auf einer Matratze aus. Noch über eine Woche nach dem Beben werden vereinzelt Menschen aus den Trümmern gerettet. Das gleicht oft einem Wunder, da die Überlebenschancen nach 72 Stunden äußerst gering sind.
Hatay, Turkey - February 12, 2023 - A worker rest on on a mattress in the middle of the rubble.

Alessio Paduano
Ein Mann steht inmitten von Massengräbern außerhalb von Kahramanmaraş. Am 14. Februar liegt die Zahl der Toten bereits bei über 40.000. Experten gehen davon aus, dass noch viele tausend Tote mehr geborgen werden.
Kahramanmaras, Turkey - February 13, 2023 - A man is seen near a mass grave outside Kahramanmaras.

Alessio Paduano
Ein eingestürztes Gebäude in Hatay.
Hatay, Turkey - February 12, 2023 - A damaged building in the city center.

Alessio Paduano
Ein Mann steht auf den Verwerfungen, die das Beben im türkischen Pazarcık auf einer Straße verursacht hat.
Pazarcik, Turkey - February 14, 2023 - A man is seen near the fault caused by the earthquake of February 6 in Turkey.
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Lesermeinungen
Robert | vor 1 Monat 2 Wochen Permanenter Link
Der Hass auf Jesus Christus
Die Christen auf der ganzen Welt fordert das Ende der EU Sanktionen gegen Syrien, denn dort herrschen überall Elend, Not und Tod. Wegen der Sanktionen kann man nicht einmal Medikamente dorthin schicken. Stunden nach dem Beben hat die Türkei die kurdischen Gebiete des Bebens bombardiert, um so viele verschüttete Menschen wie möglich zu töten. Kein Christ würde das tun. Christen würden Menschen helfen, völlig egal, wer davon "profitiert". Es sind verschüttete Menschen in den Ruinen und Sie fragen sich, wer davon "profitiert", wenn man sie rettet? Das ist der Hass auf Jesus Christus.