Projekt - Sie sind oft allein
Projekt - Sie sind oft allein
Urbarko Sandora
Sie sind oft allein
Viele Eltern arbeiten weit weg. Darum gibt es im litauischen Smalininkai Programm für nachmittags
Portrait Hanna Lucassen, Redaktion chrismon, Redaktions-Portraits Maerz 2017Lena Uphoff
26.06.2019

Gemächlich zieht die Memel an grünen Wiesen vorbei, Bäume rauschen, Wolken spiegeln sich im Wasser. Smalininkai liegt direkt am Flussufer, ein ehemals ostpreußisches Dorf mit knapp 500 Einwohnern. Eine stille Idylle – ideal für Urlauber mit Zelt, Caravan oder Wohnmobil, findet Mindaugas Kairys. Der Pfarrer und Leiter der litauischen Diakonie will hier einen Campingplatz errichten. Und damit das Dorf retten, oder es zumindest versuchen.

Die Mütter pflegen deutsche Rentner

Smalininkai liegt im Westen von Litauen, nahe der Grenze zur russischen Exklave Kaliningrad. In der ­Gegend gibt es kaum Arbeitsplätze, viele Kinder sind tagsüber alleine. Bei den einen kommt wenigstens abends jemand heim. Bei den anderen sind die Eltern monatelang im Ausland – als Pflegerin in Deutschland etwa oder auf dem Bau in Skandinavien. Großeltern oder andere Verwandte fangen das nur notdürftig auf. "Den Kindern fehlt ein ­Zuhause", sagt Kairys in fließendem Deutsch mit dem typisch baltischen Zungenschlag. "Geschirrgeklapper, wenn sie von der Schule kommen. Jemand, der Tee kocht, wenn der Hals wehtut. Und sie mal in den Arm nimmt."

Portrait Hanna Lucassen, Redaktion chrismon, Redaktions-Portraits Maerz 2017Lena Uphoff

Hanna Lucassen

Hanna Lucassen ergründet das Miteinander. Sie war Krankenschwester, studierte Soziologie, arbeitet heute als freie Journalistin in Frankfurt und leitet ein diakonisches Projekt gegen Einsamkeit im Alter. In chrismon bloggte sie unter dem Titel Pflegeleicht. Für den Fastenkalender von 7 Wochen Ohne sucht sie nach schönen Texten.

Die Diakonie kann ein Zuhause nicht ersetzen, aber sie bietet immerhin eine Nachmittagsbetreuung an. 20 bis 25 Jungen und Mädchen – auch solche aus sozial schwachen Familien – kommen täglich in die Kirchengemeinde, sie essen Mittag, spielen, malen, erledigen Hausaufgaben – alles in einem Raum, der längst zu klein geworden ist. Deshalb ist ein Umzug geplant. Die Kirche hat ein parkähnliches Grundstück am Ortsrand gekauft, der darauf stehende ehemalige Kindergarten wird zurzeit saniert und umgebaut zu einem Sozialzentrum. Die Kindertagesstätte wird ebenso einziehen wie eine Familienberatungsstelle, es soll Therapieangebote und eine kleine Gesundheits­station geben.

Der Pfarrer stemmt sich gegen den Abwanderungstrend

Wenn alles klappt, geht es im Sommer 2020 los. Später einmal könnten in einem Nebengebäude auch alte Leute betreut werden. Denn auch ihnen fehle die ­Generation dazwischen, die sich um sie kümmert. Auf dem Rest des weiten Geländes plant Kairys den Campingplatz. Dessen Einnahmen flössen ins Zentrum, das von Staat und Kommune bezuschusst werden wird. Und er brächte Arbeitsplätze in den Ort.
Kairys stemmt sich gegen einen dramatischen Trend: Litauen laufen die Menschen weg. Seit der Unabhängigkeit 1990 sank die Einwohnerzahl von 3,7 auf 2,8 Millionen.
Der Pfarrer schätzt die Sanierungskosten auf 150 000 Euro, sie sollen teilweise durch EU-Fördergelder und ­Spenden finanziert werden. Auch das deutsche Gustav-Adolf-Werk (GAW) sammelt dafür Geld. Dort kennt und schätzt man Kairys, seit er mit Hilfe eines GAW-Stipen­diums in Leipzig studierte. Er gilt als jemand, der etwas 
bewegen will – und das auch kann.

Spendeninfo

Wärme spenden

Der Einbau einer Heizung im Sozial­zentrum in Smalilinkai kostet circa 7000 Euro. Spenden dafür nimmt das Gustav-Adolf-Werk (Diasporawerk der Evangelischen Kirche in Deutschland) in Leipzig entgegen:

Gustav-Adolf-Werk e.V.
Pistorisstraße 6 · 04229 Leipzig
Tel. +49 (0) 341.490 62 0
E-Mail: info@gustav-adolf-werk.de
www.gustav-adolf-werk.de
GAW-Projekt Smalilinkai

 

Spendenkonto:
KD-Bank – LKG Sachsen
IBAN DE42 3506 0190 0000 4499 11
BIC GENO DE D1 DKD
Stichwort: chrismon/Litauen

Für eine Spendenbescheinigung btte die eigene Adresse angeben.

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