Zehn Jahre Bürgerkrieg in Syrien
Zehn Jahre Bürgerkrieg in Syrien
Gustav-Adolf-Werk e.V.
Zehn Jahre Bürgerkrieg
Was wird bloß aus den Kindern in Syrien? Pfarrerin Mathilde Sabbagh setzt auf Bildung. Und Tischtennis.
Portrait Hanna Lucassen, Redaktion chrismon, Redaktions-Portraits Maerz 2017Lena Uphoff
10.05.2021

Rosa Stirnbänder über zartem Haarflaum. Mathilde Sabbagh hat auf Facebook ein Foto ihrer Zwillingstöchter gepostet. Ihr Mann und sie tragen die Babys auf dem Arm. Die Eltern strahlen, als gäbe es ihre Zweifel nicht. "Wenn die Mädchen älter sind, werden sie mir vielleicht Vorwürfe machen, dass wir hiergeblieben sind", denkt Sabbagh manchmal. Die 32-­Jährige ist evangelische Pfarrerin in Hassakeh, einer Stadt im kurdischen Selbstverwaltungsgebiet Rojava. Hier, im Nordosten von Syrien, gehören Krieg und Gewalt seit Jahren zum Alltag. Zurzeit gibt es nur nachts Strom und manchmal tagelang kein Wasser. "Covid 19 ist unser kleinstes Problem", sagt Sabbagh etwas sarkastisch.

Eine Frau und so jung!

Wer kann, der geht. Sabbagh hat sich entschieden zu bleiben. Weil es ihre Berufung ist, sagt sie. Sie kennt die Gemeinde von Kindertagen, der Vater war Gemeinde­ältester. Nach ihrem Theologiestudium in Beirut kehrte sie 2016 als neue Pastorin zurück. Eine Frau und so jung – das war schon ein halber Skandal. Aber es war Krieg, der alte Pfarrer war ins Ausland geflohen, und Sabbagh legte einfach los. Von der ursprünglichen Gemeinde, zu der früher 50 Familien gehörten, waren nur noch ein paar Dutzend ältere Leute übrig, für die sie erst mal ­wieder Sonntags­gottesdienste einführte.

Und dann waren da eben die vielen Kinder und Jugendlichen, die nachmittags vor der Kirche herumlungerten. Sie besuchen die evangelische Schule der Gemeinde, die meisten stammen aus katholischen oder orthodoxen Familien. Während ihre Eltern mühsam versuchten, den Lebensunterhalt zu verdienen oder im Krieg verschollen waren, bleiben sie alleine draußen. Sabbagh begann, sie zu Kindergottesdiensten, Bibelstunden und Jugendgruppen einzuladen. Sie heuerte Lehrer:innen an, die nachmittags Englisch-, Französisch- und Computerstunden geben, gründete eine Tischtennisgruppe, organisiert Partys und Ausflüge. ­Eine Ernährungswissenschaftlerin klärt einmal die Woche über gesunde Ernährung auf. An die 200 Kinder und 150 Jugendliche machen regelmäßig in den Gruppen mit.

Spendensammlung

Experten sprechen schon länger von der "verlorenen Generation" in Syrien, die keine Perspektive hat. ­Sabbagh will die Kriegskinder nicht verloren geben. Aber die ­kleine Gemeinde hat nicht genug Mittel, um das alleine zu stemmen. Das Gustav-Adolf-Werk in Leipzig, das Diasporagemeinden in aller Welt unterstützt, sammelt deshalb Spenden: für Gehälter für die Lehrer:innen, für eine ­kleine Bibliothek, eine neue Tischtennisplatte und ein Basketballnetz. Wichtig ist auch Benzin für den Stromgenerator. Weil der Platz eng wird, will die Gemeinde eine ehemalige Lagerhalle nutzen. Im Moment ist es noch kalt und dunkel dort, sagt Sabbagh. "Aber bald, so hoffe ich, finden dort alle Licht und Wärme."

Spendeninfo

Sie können die Jugendarbeit Mathilde Sabbaghs unterstützen: Das Gustav-Adolf-Werk (GAW) in Leipzig leitet die Spenden weiter.

Sarah Münch beantwortet Ihre Fragen zum Projekt: Tel. 03 41/4 90 62 22, E-Mail: frauenarbeit@gustav-adolf-werk.de

gustav-adolf-werk.de

Spendenkonto:
IBAN: DE42 3506 0190 0000 4499 11
KD-Bank
Kennwort: chrismon Nordsyrien

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