Haarsträhne mit Schleife auf einem Blatt Papier: Bewegender Fund: Ihr Vater hatte eine Locke ihres Haars aufbewahrt
Bewegender Fund: Ihr Vater hatte eine Locke ihres Haars aufbewahrt
Elyse Lewin/GettyImages
Familiengeschichte
Wie ein Wunder
Gaby Meyer kam 1950 zur Welt - kurze Zeit später musste ihr Vater zurück in die USA. Er war amerikanischer Soldat. Viele Jahre später machte sie sich auf die Suche nach ihm
Privat
09.04.2024
2Min

Ich bin 1950 geboren, meine Mutter war eine junge deutsche Frau (21), und mein Vater war amerikanischer Soldat (23). Da er polnischer Jude war, bekam er nach dem Krieg leicht ein Visum für die USA. Seine Eltern und seine fünf Schwestern (also meine Großeltern und meine Tanten) sind im Holocaust umgekommen.

Gaby Meyer als Baby mit ihren Eltern

Während seiner Zeit als Soldat in Deutschland lernten sich meine Eltern sich kennen und lieben. Ich wurde im Januar 1950 geboren, mein Vater lernte mich kennen und hat auch die Vaterschaft anerkannt. Doch im Juni 1950 musste er nach Amerika zurück. Es folgten Briefe, alle mit New Yorker Anschriften. Aber meinem Vater ging es dort finanziell sehr schlecht, und so schrieb er nach einiger Zeit, dass meine Mutter denken solle, er sei gestorben.

Dieser Text ist Teil einer Serie über Familiengeheimnisse, in der wir Zuschriften von Leserinnen und Lesern veröffentlichen. Lesen Sie hier weiter

Mein Mann und ich versuchten immer mal wieder, ihn zu finden. Nach etlichen vergeblichen Versuchen gaben wir mehr oder weniger auf. Nun versuche ich ein bisschen abzukürzen:

Unsere Tochter heiratete im August 2005. Ich war inzwischen 55 Jahre alt und Freunde hatten mir ein paar Adressen genannt, über die ich mir Auskünfte über amerikanische Veteranen erhoffte. Am 26. September 2005 (am Vortag besuchten wir den Jüdischen Friedhof in Hamburg, und mein Mann nahm von dort eine Kastanie mit), versuchte ich mein Glück bei diesen Adressen. Das war erfolglos. Aber dann gab ich bei Google die Namen meines Vaters (Icek Jack Maidan) ein - und, für mich immer noch ein Wunder, es erschien ein Beerdigungstermin aus dem Jahr 2003 von einem jüdischen Friedhof in Los Angeles. Sogar mit Telefonnummer! Ich glaube, ich war selten so aufgeregt, wie in diesem Moment.

Abends kam unser Sohn und rief in der Friedhofsverwaltung in Los Angeles an, es wurde das Geburtsdatum abgestimmt, und ab diesem Zeitpunkt hatte ich keine Zweifel, meinen Vater gefunden zu haben.

Es gelang mir auch, die Adresse meiner Halbgeschwister ausfindig zu machen, es folgten Briefwechsel und Telefonate. Im April 2006 besuchten mein Mann, meine beiden Kinder mit Partnern und ich meine drei Halbgeschwister in Los Angeles. Mein Vater hatte ihnen und seiner Frau (sie war auch schon gestorben) von meiner Existenz erzählt. Er hatte auch Babybilder und eine Locke meiner Mutter über 50 Jahre lang aufgehoben, sodass auch meine Geschwister sicher sein konnten, dass ich ihre Schwester bin. Es folgen weitere Besuche und natürlich immer wieder Telefonate.

Ich hatte eine sehr liebevolle Kindheit, auch ohne Vater, dafür mit meinen Großeltern mütterlicherseits. Aber immer wieder kam der Gedanke an meinen Vater auf. Wir Halbgeschwister mögen uns alle, und so hat sich für mich etwas vollendet, was immer im Dunkeln lag.

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