Segen für Homosexuelle
Ein Anfang
Ein päpstliches Dokument erlaubt ganz offiziell die Segnung homosexueller Paare durch katholische Geistliche. Zwar wird in dem Schreiben Homosexualität nach wie vor abgelehnt, doch der Schritt ist trotzdem eine Sensation
Pfarrer Christoph Kunz segnet während einer Segnungsfeier das queere Paar Falko (l) und Dennés (r) in der Bischofskirche Sankt Sebastian des katholischen Bistums Magdeburg
Pfarrer Christoph Kunz segnet ein queeres Paar
picture alliance / dpa / Ronny Hartmann
Tim Wegner
19.12.2023
3Min

Katholische Geistliche dürfen homosexuelle Paare segnen und zwar mit ausdrücklicher päpstlicher Erlaubnis. Diese Nachricht verbreitete sich gestern wie ein Lauffeuer. Schnell war es überall zu lesen. Es ist nicht weniger als sensationell, was in der vom Papst gebilligten Erklärung "Fiducia supplicans" (auf Deutsch: Das flehende Vertrauen) am Montag veröffentlicht wurde. Sensationell ist dabei zwar nicht der Inhalt, der voller verquaster Formulierungen der katholischen Morallehre ist, aber die Zeichenwirkung!

Im Klartext heißt es in der Erklärung: Wenn ein homosexuelles Paar um einen Segen bittet, könne dieser Bitte entsprochen werden. Und das gilt, auch wenn diese Beziehung eine "irreguläre" sei.

Dieses Wort "irregulär" zeigt, dass es noch ein langer Weg zur völligen Normalisierung von Homosexualität in der katholischen Kirche ist. Im Dokument wird an vielen Stellen betont, dass diese Segnung irgendwie minderwertig gegenüber anderen Segnungen sei. Es würde nicht die Beziehung, sondern das Paar gesegnet. Es sei damit auch nicht gemeint, dass Gott die Beziehung billige. Eigentlich wird sogar wieder betont, dass Homosexualität etwas Schlechtes sei. Denn mit dem Segen soll die Hoffnung verbunden sein, dass die homosexuellen Menschen sich von ihrer "irregulären" Beziehung abkehren und dem Guten zuwenden – was wohl eine heterosexuelle Beziehung oder Enthaltsamkeit meint.

Zu all dem kommt, dass der für das Dokument zuständige Präfekt Kardinal Victor Fernández im Vorwort schreibt: Diese Segnung würde keinesfalls "die beständige Lehre der Kirche über die Ehe in irgendeiner Weise" verändern.

All das ist eigentlich unerträglich. Und trotzdem: Diese Entscheidung ist groß!

Denn wenn die Tür einmal offen ist, wird sie sich nicht mehr schließen lassen. Die Erklärung dürfte in die Geschichte eingehen als der Anfang vom Ende der Ablehnung von Homosexualität durch die katholische Kirche. Denn, auch wenn man noch so verschwurbelt drum herumredet, hängen bleibt: Ein homosexuelles Paar kann gesegnet werden. Und dass die Art und Weise, wie dieser Segen vom Geistlichen ausgeführt wird, letztlich in den Händen der Geistlichen liegen soll, wird in vielen Ländern zu kleinen Segensfeiern führen.

Um das ganze Ausmaß der Entscheidung zu verstehen, hilft es, den eigenen kleinen, provinziellen Blick zu heben. Besonders in Deutschland, besonders als Protestant bringt man so eine Erklärung ja schnell mit der hiesigen Situation in Verbindung. Da ist das natürlich altmodisch und inhaltlich völlig inakzeptabel – so wird Homosexualität immer noch als Sünde und als gegen den göttlichen Willen gerichtete Verbindung angesehen. Das ist alles noch weit entfernt davon, Homosexualität völlig anzuerkennen. Und die abwertenden Worte gegenüber Homosexuellen im Dokument sind natürlich fürchterlich und nicht zu vereinbaren mit der Idee, dass Gott die Liebe zwischen den Menschen segnet – egal welches Geschlecht sie haben.

Lesen Sie hier, was Protestanten und Katholiken von den Kirchen erwarten

Aber die Erklärung gilt für die weltweite katholische Kirche. Und in so vielen Ländern der Welt können homosexuelle Paare nur davon träumen, als Paar sichtbar, anerkannt auftreten zu können und dann auch noch gesegnet zu werden. In vielen Ländern dieser Welt droht ihnen Gefängnis oder gar der Tod. Oftmals auch aus christlich-religiösen Motiven heraus. Und jetzt hat der Papst ganz offiziell verkündet: Homosexuelle dürfen gesegnet werden. Das ist wirklich sensationell.

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Im und nach dem Krieg gab es die Vertriebenen. Ich werde jetzt aus der Kirche vertrieben. Wer in der "falschen", auch noch "christlichen", Partei ist, kann sich verabschieden aus seiner religiösen Heimat. Wer heterosexuell ist, Fleisch ißt , noch nicht sein Haus gedämmt hat und kein Liegefahrrad fährt, dürfte Schwierigkeiten bekommen. Und der Glaube, hat der keine Bedeutung. ? Lesen Sie die Tagesordnungen der letzten Synoden. Da steht davon nichts oder kaum was drin. Da wird organisiert, geregelt, das Personal überwacht oder ersetzt. Der Glaube als Stiefkind der EKD.

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