Ihre standesamtliche Hochzeit war eine Katastrophe. Nun heiraten Marco und Claudia noch mal "nur für uns"
Ihre erste Hochzeit war eine Katastrophe. Nun heiraten Marco und Claudia "nur für uns"
Sebastian Lock
Trauung
Fix mal vor den Altar treten!
Spontan heiraten in der Kirche - wer macht sowas? Einen Tag lang sich hat chrismon–Autorin Lucia de Paulis in der Kirche im bayerischen Neuburg umgeschaut
Ivo Corrà
Privat
26.07.2023
11Min

Brigitte Lauble steckt den Kopf durch die Tür und fragt zögerlich "Einfach heiraten?", als sei es ein Codewort. Sie tritt ein, auf zwei Krücken gestützt. Ende sechzig, graue Hochsteckfrisur, ­Gleitsichtbrille, schwarze Funktionsjacke. Ihr Mann erscheint gleich ­hinter ihr: "Lauble, wir haben gerade angerufen." Das klingt dringlich, wie im Vorzimmer einer Praxis, wenn man zwischen die Termine geschoben werden muss. "Als ich in der Früh im Radio gehört hab, dass man in Neuburg heute spontan heiraten kann, dachte ich: Wunderbar, wir haben sowieso einen Termin in der Nähe!", sagt Brigitte Lauble. Sie lächelt verlegen, ihre Stimme verrät, wie aufgeregt sie ist.

Spontanhochzeit, da denkt man an amerikanische ­Komödien, in denen sich beschwipste Paare in den Wedding Chapels von Las Vegas von einem Elvis-Presley-­Doppelgänger trauen lassen. Aber am 23. 3. 23 ging das auch in der ältesten evangelischen Kirche der Welt, der Schlosskapelle in Neuburg an der Donau. Und nicht nur dort. Für diesen Tag hatte die Evangelische Landeskirche Bayern (ELKB) zur Aktion "Einfach heiraten" eingeladen: In 13 Kirchengemeinden quer durch Bayern standen 50 Pfarrerinnen und Pfarrer einen Tag lang für Trauungen bereit. Pro Paar ein Zeitfenster von 30 Minuten. Musik, Blumenschmuck und Sektempfang waren inklusive – kirchliche Trauung to go.

Wer entscheidet sich für so eine Hochzeit und wie läuft eine getimte Trauung ab? Wir waren einen Nachmittag in Neuburg an der Donau dabei.

Nur ein paar Schritte von der Schlosskapelle entfernt liegt das Café am Theater. Blassrosa Wände, weiße Stühle mit rosa Samtbezügen. Im Schaufenster hängen Porzellantassen an durchsichtigen Nylonfäden von der Decke, als würden sie ins Café schweben. Auf den Tischen stehen die Zuckerdosen auf Spitzendeckchen. Wenn ein Puppenhaus eine Kaffeestube hätte, sie würde so aussehen.

Hier finden heute die Vorgespräche für die spontanen Trauungen statt. Pfarrer Jürgen Bogenreuther steht mit den Kolleginnen und Kollegen vor der Kuchenvitrine für ein letztes Briefing. "15 bis 20 Minuten für das Trau­gespräch und das Vorbereiten der Ansprache. Dann 15 bis 20 Minuten für die Trauung in der Kapelle. Ein Lied zum Einzug, eines nach der Ansprache. Zwischendurch keine Musik, damit das Ganze nicht zu lang wird. Dann ­begleiten wir sie zurück ins Café und übernehmen das nächste Paar", sagt Bogenreuther.

Die katholische Kirche erlaubt nun auch homosexuellen Paaren die Segnung. Mehr dazu lesen Sie hier

Eine Mitarbeiterin: "Gerade hat jemand angerufen und gefragt, ob der Brautstrauß auch gestellt wird." Großes ­Gelächter.

Jürgen Bogenreuther fährt fort: Die Paare suchen sich aus einer Liste zwei Lieder aus, die Auswahl wird per ­Handy an den Organisten in der Kapelle durchgegeben, damit er und die Sängerin wissen, was sie zum Einzug spielen sollen.

Ein einheitlicher Frage­bogen für alle Paare

Als Brigitte Lauble zur Tür reinkommt und "Einfach heiraten?" fragt, tönt es im Chor zurück: "Jaaa! Wie schön, kommen Sie rein!" "Sind Sie denn schon standesamtlich verheiratet?", fragt Pfarrer Bogenreuther freundlich. Karl-Heinz Lauble antwortet: "Ja. Im August sind es 50 Jahre!" Ein freudiges "Ohhh!" geht durch die Runde.

Es ist 14.40 Uhr, die Trauungen beginnen um 15.00 Uhr, die Laubles werden eingeschoben. Pastor Herbert ­Sperber übernimmt. Er setzt sich mit den Laubles an einen Tisch. Bei "Einfach heiraten" gibt es einen einheitlichen Frage­bogen für alle Paare, der den Pfarrern und den Vikarinnen helfen soll, während der Trauung eine möglichst persönliche Ansprache zu halten: Wo und wie habt ihr euch kennengelernt? Was schätzt ihr aneinander? Welche Hindernisse hattet ihr? Was waren eure Glücksmomente?

Nach der Vorbesprechung im Café geht's in die Kirche

Brigitte und Karl-Heinz Lauble haben sich kennen­gelernt, als sie 15 und er 19 war. Sie ist katholisch, er evangelisch. "Aber kirchlich heiraten mussten wir damals ­katholisch. Das war absolute Bedingung des katholischen Pfarrers", sagt Karl-Heinz. Sie erzählen Pastor Sperber ihr Leben im Schnelldurchlauf. In 50 Jahren Ehe haben sie viele Hindernisse umschifft, ein Kind mit Behinderung umsorgt und den Alltag mit Brigittes chronischer Krankheit gemeistert. "Die Schwierigkeiten haben uns nur noch mehr zusammengeschweißt. Wir sind heute aus Dank­barkeit hier – und aus Zuversicht", sagt Brigitte.

Aus einer Liste, die laminiert ist wie die Speisekarte eines Schnellrestaurants, wählen Karl-Heinz und Brigitte einen Trauspruch und zwei Lieder. Zur Auswahl stehen moderne Kirchenlieder, Gospel/Jazz, klassische und Filmmusik, Liebeslieder von Sting, Brian Adams oder Elvis. Die Diakonin kommt mit einem Körbchen bunter Bänder vorbei, Brigitte und Karl-Heinz sollen sich drei Bänder aussuchen, die sie während der Trauung ­zusammenflechten werden. Pastor Sperber schreibt indes die Ansprache. "So. Das wars. Sobald das andere Paar aus der Kapelle ­zurückkommt, gehen wir rüber."

"Ihr habt viel zusammen durchgestanden"

Die Schlosskapelle in Neuburg wurde 1543 geweiht und 2017 komplett restauriert. An der Decke üppige Fresken, die kleinen Emporen stützen sich auf braune Marmorkonsolen, der antike Boden ein riesiges Schachbrett aus beigem und braunem Marmor. 18 Bänke, vor jeder flackert ein Windlicht, vor dem Pult zwei weiße Stühle. Karl-Heinz und ­Brigitte haben für den Einzug den Gospel "Amazing ­Grace" ausgesucht, die Stimme der Sängerin hallt durch die leere Kirche.

Pastor Sperber sagt in der Ansprache Dinge wie: "Ihr habt viel zusammen durchgestanden." Oder: "Ihr seid füreinander geschaffen." Für sich genommen könnten diese Sätze auf einer Glückwunschkarte stehen. Sperber webt sie geschickt in die Biografie der Laubles ein, die er im Vorgespräch erfahren hat. Karl-Heinz nimmt gerührt Brigittes Hand und nickt bei jedem Wort, das Sperber sagt. Dann halten Brigitte und Karl-Heinz abwechselnd die ­Bänder und sprechen beim Flechten die Formel nach: "Lieber Karl-Heinz, ich flechte meine Liebe in deine ein, ich flechte mein Vertrauen in deines ein, ich flechte ­meine Hoffnung in deine ein. Ich verflechte mein Leben mit ­deinem Leben. In guten und in schweren Tagen. Das verspreche ich dir."

Vaterunser, Segnung und Abschlusslied. Nach 15 Minuten sind die Laubles fertig. Draußen vor der Kirche strahlt Brigitte. "Jetzt sind wir einmal standesamtlich, einmal katholisch und ­einmal evangelisch verheiratet! Herr Pfarrer, das haben Sie sehr schön gemacht. Sagen Sie uns bitte noch mal ­Ihren Namen?" Der Pastor lacht: "Sperber, wie der Vogel."

15.40 Uhr. Im Café herrscht inzwischen aufgeregte Geschäftigkeit, wie in einem Klassenzimmer beim ­Adventsbasteln. An vier Tischen im Hauptraum sitzt jeweils ein Pfarrer oder eine Vikarin mit einem Paar. Frage­bogen ausfüllen, Bänder auswählen, Lieder ankreuzen. "Darf ich Ihnen die Lieder noch mal wegnehmen, dann können wir schon starten, während sie noch die Bänder aussuchen?", fragt die Diakonin freundlich eines der Paare. Sie nimmt die laminierte Vorlage zu einem ­anderen Tisch mit: "Also, wann wollten Sie Elvis, zum Einzug oder zum Schluss?" Neben der Kuchenvitrine schreibt eine Mit­arbeiterin in Schönschrift die Trauurkunden. Jemand fragt sie im Vorbeigehen fröhlich: "Na, fällt dir schon der Arm ab?" An einem Tisch stößt ein bereits getrautes Paar mit Sekt an, ein weiteres kommt gerade zur Tür rein.

Die bayerische Aktion "Einfach heiraten" ist Ausdruck eines bundesweiten Trends. Am 22. 2. 22 kamen in Lübeck über 20 Paare zur spontanen Trauung in den Dom, organisiert vom evangelischen Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg. In Berlin fand im Juni 2022 das erste evangelische Pop-up-Hochzeitsfestival statt: Den ganzen Tag konnte man sich an verschiedenen Orten der Hauptstadt entweder in der Kirche mit traditioneller Musik oder im Freien zu Elektrobeats trauen lassen. Inklusive roter Herzluftballons und Rikschafahrten für die Brautpaare.

Es geht um den Segen, nicht ums Brautkleid oder die ­Blumen

Für die Befürworter sind solche Veranstaltungen Ausdruck einer lebensnahen und inklusiven Kirche, die den Menschen mit Freude und Leichtigkeit entgegenkommt. Kritiker fürchten die Verramschung spiritueller Inhalte und dass die Kirche zur Eventagentur verkommt.

Pfarrer Jürgen Bogenreuther aus Neuburg war am ­Anfang selbst skeptisch. Die Vikarin seiner ­Gemeinde, ­Elisabeth Görnitz, hatte die Idee der Spontanhochzeiten aus einem Workshop der ELKB mitgebracht. Als Gemeinde­projekt im Rahmen ihres Vikariats organisierte Görnitz am 11. 11. 22 in der Schlosskapelle in Neuburg die erste evangelische Spontanhochzeit in Bayern.

"Ich dachte zuerst auch, dass wir mit so einer Aktion die kirchliche Trauung unter Wert verkaufen", sagt Bogenreuther am 23. 3. im Café, in einer Pause zwischen zwei Trauungen. "Aber meine Frau half als Ehrenamtliche am 11. 11. 22 mit und erzählte, aus welchen Gründen die Paare kamen. Das hat mich überzeugt." Er fährt fort: "Das sind Menschen, die das schon lange im Hinterkopf hatten, aber einfach nicht dazu gekommen sind. Oft fehlte die Zeit oder das Geld, eine ‚große‘ Hochzeit zu organisieren. Auf jeden Fall haben wir mit der Aktion einen Nerv getroffen. Es gibt ein ganz klares Bedürfnis nach Segen, und wir müssen als Kirche nah bei den Menschen sein."

Ana Maria und Christopher (links) ist eine kirchliche Trauung in ihrem Wohnort wichtig

Auch Pfarrerin Karola Schürrle von der Segen-Servicestelle der ELKB berichtet ein paar Tage nach dem 23. 3. am Telefon von anfänglicher Skepsis: "Ja, wer macht denn so was? Es sind genau die Menschen, denen es auf das ­Wesentliche ankommt. Die sagen: Es geht um uns beide und den Segen, nicht ums Brautkleid oder die Blumen." ­Karola Schürrle war am 23. 3. selbst als trauende ­Pfarrerin im Dienst: "Selbst in der kleinen ländlichen Dorfgemeinde, in der die Kollegin vorher viel Überzeugungsarbeit leisten musste, saßen die Leute dann hinten in den Kirchen­bänken und waren zu Tränen gerührt."

15.55 Uhr. Claudia und Marco kommen ins Café. Sie sind beide Mitte dreißig, haben ihre Kinder Hannah und Lukas, sechs und vier, an der Hand. Ihren Nachnamen möchten sie nicht veröffentlicht sehen. Claudia trägt ein langes weißes Brautkleid, Marco einen hellgrauen Anzug mit passender Weste.

"Eigentlich müssten wir allein noch mal heiraten"

Während des Vorgesprächs mit Vikarin Laura Müller erzählt Claudia, sie und Marco hätten im August 2022 eine missglückte standesamtliche Hochzeit gehabt. ­"Es war schrecklich unpersönlich. Der ­Standesbeamte hat das Ganze freudlos runtergeleiert und über seine Probleme gejammert. Als es vorbei war, haben wir uns ungläubig angeschaut und gefragt: Was? Das war jetzt die Trauung?", sagt Claudia. Auch die Feier mit Freunden und Familie sei hektisch und angespannt gewesen. "Wir fühlten uns gescheucht und überrumpelt und haben ­seitdem damit gehadert, dass der Tag unserer Hochzeit für uns . . .", sagt Claudia, " . . . eine Katastrophe war", beendet Marco ihren Satz. Sie hätten sich oft gefragt, wie man die schlechte Erinnerung wieder ­gutmachen ­könne, sagt Marco. Gerade gestern Abend habe er noch zu Claudia gesagt: "Eigentlich müssten wir allein, nur wir und die Kinder, noch mal heiraten. Wir brauchen das."

Heute in der Früh habe er scherzend zu einem Kollegen gesagt: "23. 3. 23, das ­wäre doch ein gutes Datum zum ­Heiraten. Das merkt man sich." Wenig später rief Claudia bei ­Marco im Büro an: "Wollen wir gleich heute noch mal heiraten? In Neuburg gibt's Spontanhochzeiten." Claudia hatte im Radio von der Aktion gehört und in der Pfarrei an­gerufen: "Mein Mann und ich sind nicht evangelisch. Können wir trotzdem kommen?" "Wir können Sie trotzdem segnen", war die Antwort. Marco kam früher von der Arbeit heim, sie zogen sich um und setzten sich mit den Kindern ins Auto.

16.10 Uhr. Als Claudia und Marco mit Vikarin Müller zur Kapelle runtergehen, kommt ein gerade getrautes Paar die Straße hoch. Einzug in die Kapelle zu Stings Lied "Fields of Gold". Die Kinder setzen sich mit großen ­Augen auf die Bank seitlich hinter die Eltern und baumeln mit den Füßen. "Claudia und Marco, immer wieder habt ihr aneinander festgehalten und spüren dürfen: Ihr seid ­füreinander da. Füreinander gemacht und trotzdem gegensätzlich", sagt Vikarin Laura Müller. Sätze, die auf viele Paare zutreffen. Aber die Vikarin fügt einfühlsam Details ein, die ihr im Vorgespräch anvertraut wurden, sodass Claudia und Marco sich in der kurzen Ansprache wiedererkennen. Vielleicht geht es im Grunde um das Gefühl, gehört und gesehen worden zu sein.

In insgesamt 13 bayerischen Kirchengemeinden wurden 251 Paare getraut oder gesegnet

Trauspruch, Bänder flechten, Segnung, langer Kuss. "Mama und Papa sind jetzt kirchlich gesegnet", sagt Vikarin Laura Müller freudig zu Hannah und Lukas.

16.30 Uhr. Claudia und Marco stoßen im Café mit ihren Kindern an. Sie strahlen. Kein Sekt, nur Saft, denn sie müssen gleich fahren: Marco bringt die Kinder zum Yoga. Claudia muss zur Arbeit. Sie ist Physiotherapeutin und will ihren Patienten nicht kurzfristig absagen. Sie wird sich im Auto umziehen.

17.30 Uhr. Ana Maria und Christopher – auch sie möchten nur mit Vornamen erscheinen – sind Ende zwanzig. Als Einzige haben sie heute ein paar Freunde und Angehörige dabei. Ana Maria trägt ein mädchenhaftes weißes Spitzenkleid. Die schwarzen Haare sind kunstvoll eingeflochten und mit weißen Perlensteckern verziert. Die Ansteckblume am Revers von Christophers bordeauxroten Anzug ist auf den Brautstrauß abgestimmt. Ana Maria kommt aus Brasilien. Sie und Christopher haben sich auf christ-sucht-christ.de kennengelernt und in München zum ersten Mal live getroffen. Ein Jahr später, 2019, haben sie standesamtlich geheiratet. Der kirchlichen Trauung kam die Corona-Zeit in die Quere. "Ich habe vor zwei Wochen den Facebook-Post zur Aktion ‚Einfach heiraten‘ gesehen. Ich bin Organist in der Nachbargemeinde und gelegentlich auch hier in der Gemeinde Neuburg. Eine kirchliche ­Trauung vor Ort war uns wichtig. Die richtig große ­Hochzeit machen wir dann in Brasilien, am Strand", sagt Christopher.

Auch möglich: Trauung in der Partygarage. Mehr dazu lesen Sie in unserer Reportage über "Pop-Up"-Kirche

17.50 Uhr. Pfarrer Bogenreuther spricht in der Kapelle von Ana Marias und Christophers Wunsch, die Stimme Gottes in ihrer Ehe zu hören. Bänderflechten. Christopher schaut Ana Maria schmunzelnd an. Segnung. Beide schließen die Augen. Kuss. Ana Maria und Christopher stecken die Köpfe kichernd zusammen wie verliebte Teenager. Abschlusslied. Elvis, "I can’t help falling in love with you". Ana Maria wiegt sich auf dem Stuhl mit der Melodie. Als das Paar nach 15 Minuten rauskommt, wartet vor der ­Kapelle Ana Marias Schwester mit ihrem Mann. Sie waren nur ­etwas zu spät gekommen, da war die Trauung schon vorbei.

18.15 Uhr. Kurze Flaute im Café. Pastor Sperber kommt aus der Kapelle, er will bei einem Glas Weißbier Luft ­holen. Vikarin Laura Müller setzt sich seufzend daneben. Sie sprechen darüber, wie vielfältig die Paare waren, die bisher kamen. Neben Brigitte und Karl-Heinz, Claudia und Marco, Ana Maria und Christopher waren Jubelpaare dabei, ein Paar hatte die Eheringe verloren und wollte die neuen Ringe segnen lassen. Zwei geschiedene katholische Menschen, die sich nach einer kirchlichen Segnung sehnten. Die Diakonin kündigt an, für später am Abend sei noch ein gleichgeschlechtliches Paar angemeldet. Das ganze Team freut sich darüber. Als das Paar pünktlich in der Tür steht, wird klar: Das war ein Tippfehler in der Liste. Der Simon ist eine Simone.

Infobox

Gesegnete Hochzeit!

Laut Segen-Servicestelle der Evangelischen Landeskirche Bayern waren die 13 Kirchengemeinden von den Anfragen am 23.3.23 überwältigt. Vielerorts hätten die halbstündigen Zeitfenster am Ende nicht für alle gereicht. Insgesamt 251 Paare wurden an dem Tag getraut oder gesegnet, davon 115 evangelische Trauungen und elf Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare, die bereits standesamtlich verheiratet waren. Die restlichen 125 Segnungen waren Paare, die standesamtlich verheiratet waren, aber nicht der evangelischen Kirche angehörten, oder Paare, die nicht standesamtlich verheiratet waren, sich aber einen Segen für ihre Partnerschaft wünschten. Das letzte Paar des Tages wurde in Traunstein um 23 Uhr getraut - weil davor alles belegt war.

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Sehr geehrte Frau Ott,

die Vikarin hat beim Vorgespräch - oder ggfs.vor Beginn der Trauung - wohl versäumt darauf hinzuweisen, dass (und warum) Männer in Kirchen die Kopfbedeckung abnehmen. Soviel Zeit muß sein, von einer Trauung gar nicht zu reden.

Dass Sie dieses Foto auch noch quasi als Vorbild veröffentlichen, finde ich äußerst befremdlich. Es gibt es Äußerlichkeiten, die auf die innere Haltung schließen und in diesem Falle ein dem kirchlichen Akt gemäßes Bewusstsein vermissen lassen. Dies zu propagieren, halte ich für die falsche Art, Menschen in die Kirchen zu bringen.

Mit freundlichen Grüßen
Heidie Guilino

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Auch in Hannover gab es am 23.03.23 die Möglichkeit, sich spontan trauen zu lassen in Hannovers größter Kirche, der Marktkirche.

Meine Tochter und mein Schwiegersohn haben diese Gelegenheit genutzt, ihre standesamtliche Hochzeit durch diese kirchliche Trauung

zu festigen. Es war beiden ein Bedürfnis. Beide geschieden, meine Tochter katholisch, sodass ihr schon dadurch eine erneute

Trauung in der Kirche verwehrt war. Nur die Eltern, ein Bruder mit Familie und ihre eigenen 5 Kinder waren dabei.

Es wurde ein sehr intensives Erlebnis, und wir alle waren berührt.

Die große Kirche war mit Kerzen beleuchtet, der Organist spielte zum
Ein- und Auszug, und der Pastor fand sehr passende Worte.

Vorher hatte ein längeres telefonisches Gespräch stattgefunden.

Es hatte überhaupt keinen Fließband-Charakter, weil man mit den anderen Paaren gar nicht in Berührung kam.

Man stellte uns einen eigenen Raum in der Kirche zur Verfügung, wo Sekt und Wasser bereit standen, und wo wir uns aufhalten konnten, solange wir wollten.

Ich habe diese 20-Minuten-Trauung als sehr würdig und als vollwertig empfunden.

Besonders geeignet für Paare, die sich Gedanken machen und sich für ihren gemeinsamen, nicht immer einfachen Lebensweg auch geistige Unterstützung erhoffen.

Vielen Dank an die evangelische Kirche für diese gute Idee!

Maren Scherfenberg

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Wenn alle Talarträger ehrlich wären, müßten sie zugeben, dass alle Bemühungen (Avatarversammlungen, Gottesdienste für Hunde mit Herrchen, Motorradfahrer, To Go Segen und Sakramente) von purer Hilflosigkeit zeugen. Einfach nur Krampf! Tiefer kann man nicht mit seinen Ansprüchen und dem Segen der EKD sinken. Da zeigt sich, was vom Glauben und der alten Macht übrig bleibt, wenn man auf die Angst vor Tod und Hölle verzichtet. Ohne Droh-Potential keine KIST. Ca. 2000 Jahre Missbrauch des Teufels, von Tod und Hölle, für Macht und Kasse. Wer ist da der Teufel?

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Auch als Wegwerfkonsum? Sich spontan trauen lassen, und das auch noch an jedem beliebigen Ort. Auch in der Luft am Tandem-Fallschirm? Spontaneität ist der Augenblick, der Rausch, und häufig auch die unüberlegte Wertlosigkeit. Die Ehe als Wegwerf-Konsum, von Beffchen legitimiert. Das ist die Folge, wenn jede "Kanzel" machen kann was sie will.

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Und was in diesem Zusammenhang auch noch auffällt, ist der Unterschied in der Verantwortung. Geht es um die Existenzberechtigung der Kirche, der Religion, den Glauben, wird auf die Bibel, die Landeskirchen und die einzelnen Kanzeln als Verantwortliche verwiesen. EKD und Synode enthalten sich dazu, bis auf die üblichen Allgemeinplätze, weitgehend jeder Stellungnahme bzw. Verantwortung. Eine Heirat auf der Kirmes oder im Riesenrad (in der Pfalz geplant) wird nicht bewertet. Kürzlich auf dem Kirchentag ganz modern: "ALEXA,(die Google-Avatar-Stimme) starte den Gottesdienst". Künftig heißt es dann dann "Alexa starte den KI-Dienst Gottes"? Denn schliesslich war der Text ja schon von der Künstlichen Intelligenz generiert. Geht es aber um Politik, um das Wohlwollen für die Kleber, um Bratwürste, Vegan und offene Briefe, dann wird ohne Auftrag und Willensbildung und Billigung im Namen der Gläubigen, der Gesamt-Kirche, der Synode und der Mitgliedern für die gesammte Öffentlichkeit verantwortlich gesprochen. Dazu spürt man eine Verantwortung, für deren Folgen man aber nicht verantwortlich sein will, wenn es ein Irrtum war. Dass ein Glaube nicht demokratisch sein kann, versteht sich. Aber dann bitte auch konsequent mit dem Begriff Verantwortung umgehen. Widersprüche gibt es in Bibel und Kirche schon genug

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