Peter Maffay
Dirk von Nayhauß
"Ich hab noch längst nicht abgeschlossen"
Peter Maffay ist 70, und er hat viele Wünsche. Diesen hier zum Beispiel: ­Er will erleben, wie die kleine Tochter Abi macht – das ist in 17 Jahren.
Dirk von Nayhauß
28.01.2020

In welchen Momenten fühlen Sie sich lebendig?

"Nur der Moment ist wirklich, die Zeichen stehen auf jetzt", heißt es in unserem Song "Jetzt!". Meine Tochter ist gerade mal ein Jahr alt. Ich genieße jeden Augenblick mit ihr. Ich bin 70 und habe mir das gut überlegt. Das ist ein Alter, wo andere die Türen zumachen. Ich muss nun meine 
Gesundheit so lange wie möglich erhalten. Wenn die Kleine 
ihr Abitur ablegt, bin ich 87. Ich will das erleben!

"Warum war ich so unsensibel?"

Haben Sie eine Vorstellung von Gott?

Ich weiß, dass es eine Instanz gibt, weil ich sie in mir spüre. 
Glaube beruhigt, er gibt Hoffnung, und Hoffnung ist eine unfassbare Energie. Wenn alles aufhört zu funktionieren, ist Gott die letzte Adresse. Natürlich bete ich, jeden Tag. Es sind Wünsche, und ich ertappe mich dabei, dass ich ziemlich viele habe. Gott wird seine Gründe dafür haben, wenn er sie nicht alle erfüllt. Ich durfte so viel erleben und habe kein Recht, mich über irgendetwas zu beklagen.

Dirk von Nayhauß

Peter Maffay

Peter Maffay, 1949 
in Rumänien als Peter Alexander Makkay ­geboren, kam 1963 nach Deutschland. 
Er ist einer der erfolgreichsten deutschen Musiker. Seinen Durchbruch hatte er 1970 mit dem Schlager "Du". Er wandelte sich zum Deutschrocker, Anfang der 80er ­er­dachte er mit ­
Rolf Zuckowski und anderen die Märchenfigur "Tabaluga". ­Maffay wurde vielfach ausgezeichnet, auch für sein soziales ­Engagement. Zuletzt erschien sein Album "Jetzt!", im Januar sein Buch "Hier und Jetzt –mein Bild von einer besseren Zukunft" (Lübbe, 20 Euro). ­
Und im ­Februar und März ist er in Deutschland und der Schweiz auf Tour. 
Peter Maffay hat 
drei Kinder und lebt mit seiner Partnerin 
in Tutzing.
Dirk von Nayhauß

Dirk von Nayhauß

Dirk von Nayhauß absolvierte die Journalistenschule Axel Springer und studierte Psychologie in Berlin. Er arbeitet als Journalist, Buchautor und Fotograf (vertreten durch die renommierte Fotoagentur Focus). Für chrismon macht er die Interviews und Fotos der Rubrik "Fragen an das Leben".

Wie gehen Sie mit Schuldgefühlen um?

Ich bin einigermaßen mit mir selbst im Reinen. Aber ich habe auch Mist verzapft. In Freundschaften zum Beispiel habe ich manchen Hilferuf überhört – weil ich meine eigenen Sachen zu wichtig genommen habe. Und dann fragt man sich: Wie konnte das geschehen? Warum war ich so unsensibel? Solche Vorfälle gab es immer wieder, aber immerhin hat sich das in den letzten zehn Jahren nicht mehr so sehr gehäuft.

Muss man den Tod fürchten?

Mein Vater ist 93, ihm habe ich oft diese Frage gestellt. Er hat nur milde gelächelt und gesagt: "Angst, wovor denn? Mit 93. Alle meine Wünsche haben sich längst erfüllt." 
Ich aber habe noch längst nicht abgeschlossen. Wenn dem so wäre, würde ich kein neues Album machen, kein Buch schreiben, kein Kind zeugen.

"Der Egoismus ist ein Schweinehund"

Was können Erwachsene von Kindern lernen?

Das Lachen. Ich bin morgens um sieben, halb acht im Kinderzimmer, und da liegt dann so ein kleines Etwas in seinem Bettchen – und strahlt mich an! Diese Reinheit und Bedingungslosigkeit geht irgendwann verloren. Stattdessen hinterfragt man sich, und es entsteht Egoismus. Man will ja gefallen, das ist eine Grundvoraussetzung als Künstler. Also steht man vor dem Spiegel und fragt: "Wie sehe ich aus? Wie singe ich? Bin ich gut?" Der Egoismus ist ein Schweinehund. Ich glaube nicht, dass ich den richtig unter Kontrolle habe, ich entgleise immer noch.

Welche Liebe macht Sie glücklich?

Die echte, die nicht gespielt ist, die frei ist von Kalkül und Anspruch. Um sie zu erkennen, muss ich das ­Gefühl ­haben, dass es stimmt, dass es richtig ist. Natürlich hat mein Instinkt mich auch schon mal verlassen, aber ich möchte deswegen nicht misstrauisch sein und Angst ­davor haben, mich zu öffnen. Hört allerdings eine Liebe auf zu existieren, muss man den Platz frei machen für einen Neubeginn. Klar birgt eine Trennung Risiken. Aber wenn man nur bleibt, weil die Angst vor Veränderungen zu groß ist, wird es im Innern grau, die Lebensfreude geht verloren. All das, was uns die Schöpfung mit auf den Weg gegeben hat, fängt an zu verkümmern.

Wer oder was hilft in der Krise?

Ich gehe da eher allein durch. So entwickle ich mehr Kraft, mehr Konzentration. Vor gut vier Jahren konnte ich nicht mehr schlafen. Ich hatte mich damals von meiner Frau getrennt. Und ich habe zu viel gearbeitet. Ich fand also keine Ruhe mehr. Ich merkte, wie meine Reserven schwinden. Das Schlimmste war diese Machtlosigkeit: Du liegst im Bett und willst schlafen, aber du kannst nicht. Nacht für Nacht. Medikamente wollte ich nicht nehmen. Geschafft habe ich es dann mit Autosuggestion, Schritt für Schritt hat mich das beruhigt und entkrampft. Mein starker Wille hat mich schon früher gerettet: Anfang der 90er Jahre bekam ich die Diagnose Lungenkrebs. Es war eine Fehldiagnose, aber trotzdem ein Schock. Jahrelang hatte ich täglich zwei, manchmal drei Flaschen Whiskey getrunken. Und 80 Zigaretten geraucht. Mit beidem hörte ich auf, von einem Tag auf den anderen! Ich hatte nicht mal Entzugserscheinungen.

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Hallo,
ich frage mich was Sie mit dem Artikel über Maffay bezwecken.
Oberflächlich aber Meinung beeinflussend geschrieben, so stelle ich mir Propaganda Artikel vor. Fakten für sich alleine gestellt mögen stimmen, aber Vieles und vor allem alles Kritische wurde weggelassen und nichts wirklich hinterfragt.
Ist der Artikel Werbung für den Typus „alter weißer Mann (Macho) “, der sich alles leisten kann, weil er Geld und Erfolg und dazu doch so ein großes Herz hat und sozial engagiert ist?
Ja wenn so ein Mann seinem Herzen folgt und wenn er einfach nicht mehr verliebt ist, was kann man da machen. Da muss alles Alte sich fügen und das Neue ist eben nur per Zufall jung.
Diese Frau möchte ich mal kennen lernen, die Sie so positiv und unkritisch darstellen, bei der gleichen Vita.
Enttäuschend so ein Artikel in Ihrer Zeitung, aber sicher gut für´s Geschäft,
aber kein Qualitätsjournalismus.
MfG
Elke Kopp

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