Furchtbar ausgeliefert fühlen sich die ehemaligen Zwangsarbeiter und -arbeiterinnen in der Ukraine den russischen Bomben. Damals, als sie in Deutschland schuften mussten, war es ihnen verboten, bei Bombenalarm in die Luftschutzkeller zu gehen, heute dürften sie in den Keller, schaffen aber die Treppen nicht mehr, schon gar nicht mehrmals am Tag.
"Es kommt ganz viel wieder hoch", berichtet Ragna Vogel. Sie arbeitet für das "Hilfsnetzwerk für Überlebende der NS-Verfolgung in der Ukraine", das sich kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs gebildet hat. Mitglieder des Netzwerks sind zum Beispiel deutsche und österreichische Gedenkstätten, die langjährige Kontakte zu Überlebenden der NS-Verfolgung und zu Kooperationspartnern in der Ukraine haben.
###info-im-text###
Etwa 40 000 Opfer des Naziterrors leben noch dort. Es sind ehemalige Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, Überlebende von KZ und anderen Lagern. Sie alle haben seit Kriegsbeginn viel Gesprächsbedarf, wollen erzählen, was sie damals durchlitten haben. Und sie leiden materielle Not. Auch wegen der Inflation.
Über 2000 NS-Überlebenden konnte das Netzwerk bislang helfen – vor allem mit finanziellen Einmal-Nothilfen und manchmal auch mit Paketen (darin Campinglampen, wenn mal wieder der Strom weg ist, Grundnahrungsmittel, Schmerzmedikamente, Blutdrucksenker, Salben gegen das Wundliegen bei Bettlägerigen). Vor Ort kümmern sich vor allem Ehrenamtliche (meist Frauen) um die alten Menschen, besorgen von den Spenden Medikamente und bekommen davon auch ihr Benzin oder den Busfahrschein erstattet.
Weitere 132 Menschen erhalten in Form einer Patenschaft monatlich 40 Euro – die Regelmäßigkeit gibt ein Gefühl von Sicherheit, dass für das Allernotwendigste gesorgt ist, zusammen mit der Rente von im Schnitt 100 Euro. Aber wenn jemand bettlägerig und pflegebedürftig ist, reicht das Geld nicht.
Inkontinenzwindeln sind teuer, sie kosten rund 50 Euro monatlich. Die Preise sind auch deswegen gestiegen, weil Erwachsenenwindeln nun auch für verletzte Soldaten und Soldatinnen benötigt werden. Und insgesamt sind es zu wenig Spenden, um auf alle Anfragen zu reagieren, die das Hilfsnetzwerk erreichen.
Inzwischen, nach mehr als anderthalb Jahren Krieg, seien alle sehr erschöpft, erzählt Ragna Vogel, die Überlebenden wie auch die Ehrenamtlichen. "Immer wieder Angriffe und kein Ende in Sicht, es geht immer so weiter. Die Verzweiflung wächst."
Das "Hilfsnetzwerk für Überlebende der NS-Verfolgung in der Ukraine" unterstützt die alten Menschen unbürokratisch und direkt, meist mit finanziellen Nothilfen und auch einigen monatlichen Patenschaften. Der Verein Kontakte-
Kontakty verwaltet die Spenden treuhänderisch.
Spendenkonto
Berliner Volksbank: DE59 1009 0000 2888 9620 02
Stichwort: chrismon
Neuen Kommentar hinzufügen