EU Fahne vor blauem Himmel (Archivbild)
epd-bild / Gustavo Alàbiso
Die Wahlprogramme der deutschen Parteien zur Europawahl enthalten vielfach Bandwurmsätze, Verwaltungsdeutsch und Wortungetüme.
17.05.2019

"Alle Parteien könnten verständlicher formulieren", sagte der Kommunikationswissenschaftler Frank Brettschneider am Freitag in Stuttgart. Brettschneider und sein Team von der Universität Hohenheim kommen nach einer Analyse zu dem Schluss, dass die Programme für viele Laien unverständlich seien.

So enthielten sie viele Fachwörter, etwa "Seigniorage-Programme" (AfD) oder "Flexicurity" (Die Linke). Die Wissenschaftler fanden auch Begriffe wie "Keylogger" (Die Linke), "Think-Small-First-Prinzip" (FDP) oder "Notice-and-take-down-Verfahren" (Grüne). Mit einer Analyse-Software fahndeten sie nach überlangen Sätzen und Wörtern, Fachbegriffen und Fremdwörtern. Darauf aufbauend bewerteten sie die Programme auf einem Index von 0 (schwer verständlich) bis 20 (leicht verständlich).

Union schneidet am besten ab

Im Schnitt erreichten die Programme einen Verständlichkeitswert von 8,1 Punkten - weniger als bei der Europawahl 2014 (8,5 Punkte) und der Bundestagswahl 2017 (9,1 Punkte). Im Vergleich zur ersten Europawahl vor 40 Jahren sei aber ein Fortschritt zu verzeichnen, erklärten die Forscher: Die damaligen Programme erzielten durchschnittlich 7,3 Punkte.

Am besten schneidet den Angaben zufolge das Europawahl-Programm der Union mit 10,3 Punkten ab, gefolgt von der Linkspartei (9,5 Punkte). Auf dem dritten Platz liegt die SPD mit 8,2 Punkten. Die Grünen erreichen 7,7, die AfD 6,6 Punkte. Schlusslicht ist die FDP (6,2 Punkte). "Damit ist das Programm der FDP nur wenig verständlicher als eine politikwissenschaftliche Doktorarbeit", erklärte Brettschneider. Insgesamt seien den Parteien vor allem die Einleitungen und Schlussteile verständlich gelungen, während die Themenkapitel als Ergebnis innerparteilicher Expertenrunden schlechter abschnitten.

Die Forscher untersuchten auch den Tonfall in den Wahlprogrammen, den sie durch den Anteil negativer Begriffe im Verhältnis zum Anteil positiver Begriffe ermittelten. Die positivste Sprache verwenden demnach FDP und CDU, währen die Linke und die AfD stärker auf negative Sprache setzten. Die Universität Hohenheim hat den Angaben zufolge in ihrer Langzeitstudie inzwischen rund 650 Wahlprogramme auf Landesebene, für Bundestags- oder Europawahlen analysiert. Die Europawahl 2019 findet in Deutschland am 26. Mai statt.

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