Der krebskranke chinesische Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo liegt offenbar im Sterben.
12.07.2017

Der 61-Jährige sei dem Tod sehr nah, erklärte das behandelnde Krankenhaus in Shenyang am Mittwoch laut der in Hongkong erscheinenden Tageszeitung "South China Morning Post". Die Familie habe eine Intubation der Luftröhre abgelehnt. Zuvor hatte die Klinik Organversagen gemeldet.

Bundesregierung besorgt

Die Bundesregierung, die sich für eine Ausreise Lius und seiner Familie eingesetzt hatte, äußerte sich besorgt. Man könne die Situation nur als dramatisch bezeichnen, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin.

Liu Xiaobo ist der bekannteste politische Gefangene Chinas und ist an Leberkrebs im Endstadium erkrankt. Die Regierung verweigerte ihm und seiner Frau Liu Xia die erhoffte Ausreise, obwohl sich Deutschland, die USA und andere Staaten für ihn einsetzten. Seibert sagte, nach Aussage der Ärzte aus Deutschland und den USA, die Liu am Wochenende untersucht hätten, wäre zumindest zu diesem Zeitpunkt eine Verlegung in ein anderes Land noch möglich gewesen. Der deutsche Regierungssprecher ergänzte, es stelle sich auch die Frage, ob die Krebserkrankung des Dissidenten nicht hätte früher erkannt und behandelt werden müssen.

Todkrank entlassen

Lius Freunde und Familie in China berichteten unterdessen von schärferer Überwachung. Auch die Sicherheitskräfte um das Krankenhaus seien verstärkt worden.

Liu war Ende 2009 zu elf Jahren Haft verurteilt worden. Er war Initiator der "Charta 08", in der demokratische Reformen gefordert wurden. 2010 erhielt er den Friedensnobelpreis, den er jedoch nicht entgegennehmen durfte. Todkrank wurde er Ende Juni "auf Bewährung" aus der Haft entlassen und in die Klinik in Shenyang in der Nordost-Provinz Liaoning gebracht.