Sonderausstellung informiert über Tierwohl mit 1x1 Meter-Modell-Bauten
epd-bild/Philipp Reiss
Die meisten Mini-Schweine leben im Miniatur Wunderland Hamburg unter schlechten Bedingungen. Eine neue Sonderausstellung zeigt landwirtschaftliche Betriebe von der industriellen Tierhaltung bis zur Bio-Schweinemast. Die Ausstellung soll "aufrütteln".
21.01.2020

Im Miniatur Wunderland Hamburg, dem Zuhause der weltweit größten Modelleisenbahn, geht es einigen Schweinen in ihrem Öko-Stall richtig gut. Mit der neuen Sonderausstellung "Sauwohl" wollen die Betreiber Frederik und Gerrit Braun über das Tierwohl von Schweinen informieren und Diskussionen anstoßen. Fünf landwirtschaftliche Miniatur-Betriebe zeigen, in welch unterschiedlicher Form Schweinezucht in Deutschland betrieben werden kann. Die meisten Mini-Schweine leben in der neuen Ausstellung allerdings unter schlechten Bedingungen in engen Boxen. "Wir müssen die Verbraucher aufrütteln", sagte Frederik Braun am Dienstag bei der Präsentation. Gestaltet wurde die Ausstellung gemeinsam mit Tierschützern und Landwirten.

Vorangegangen war der Ausstellung eine provokante Tierschutz-Aktion: Im Juni vergangenen Jahres hatte das Miniatur Wunderland Plakate veröffentlicht, auf denen Menschen zu sehen waren, die wie Tiere gehalten wurden. Frauen wurde in Ställen Milch abgesogen, und kleine Jungen wurden wie männliche Küken zum Schreddern abtransportiert. Vor allem aus der Landwirtschaft hagelte es harsche Kritik. In dieser Zeit habe die Kantine des Miniatur Wunderlands Currywurst und Schnitzel für einen Aufpreis von einem Euro auch in Bio-Qualität angeboten, erläuterte Frederik Braun. Aber selbst nach ausführlicher Information hätten lediglich zehn Prozent der Gäste das Bio-Fleisch gewählt.

Materie sei kompliziert

Die fünf landwirtschaftlichen Mini-Betriebe reichen von der industriellen Tierhaltung mit gesetzlichen Mindestbestimmungen bis zur Bio-Schweinemast nach EU-Öko-Verordnung. Die Besucher können die unterschiedlichen Ausläufe der Tiere, die Art der Stallbauten und den Einsatz von Stroh begutachten. Informiert wird zugleich auch über den Preis der jeweiligen Tierhaltung, der von 6,99 bis 21,99 Euro pro Kilogramm reicht. Sechs Monate habe die Vorbereitung gedauert, sagte Frederik Braun. Die Materie sei so kompliziert, "weil es kein Schwarz und kein Weiß gibt". Er selbst plädiere dafür, weniger Fleisch zu essen.

Dietrich Pritschau, Landwirt im Kreis Segeberg und Vertreter des Bauernverbandes, sagte, Tierschützer und Bauern hätten durchaus ähnliche Ziele. Würden die Verbraucher mehr Geld für ihr Fleisch zahlen, könnten auch die Tiere besser gehalten werden. Svenja Furken vom Tierschutzverein "Provieh", beklagte, es fehle in der Tierhaltung an Transparenz. Die Verbraucher müssten im Gegenzug auch mehr Interesse zeigen.

Begleitet wird die Ausstellung mit Informationstafeln über den Fleischverbrauch, Wassereinsatz und Beispielen aus der Werbung für billiges Fleisch. Weil die neue Sonderausstellung einen eigenen Raum bekommen hat, müssen die fünf landwirtschaftlichen Betriebe allerdings auf einen eigenen Eisenbahn-Anschluss an die Miniatur-Stadt "Knuffingen" verzichten. Hier werden die Schweine am Ende mit einem Lkw abtransportiert.

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Nein, auch in konentioneller Haltung, leben die Schweine nicht unter "schlechten Bedingungen" sondern unter anderen, als in der extensiven Haltung. Was dort gezeigt wird ist genau das Spiegelbild unseres Konsums. Viele kaufen Fleisch aus konventioneller Haltung, nur wenige das aus der extensiven Haltung, weil der Preis hier, logischerweise höher ist. Auch Fleisch gibt es nicht umsonst und jede Leistung muss bezahlt werden. Wer nur fordert allerdings nicht nach diesen Forderungen agiert, bewirkt garnichts in die geforderte Richtung.

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