Kirchgang - Sylt, Licht der Welt
Kirchgang - Sylt, Licht der Welt
Daria Martin
Licht der Welt
Der Gottesdienst direkt an der Küste beschäftigt sich mit der Frage: Was erwartet Gott von uns? Die Tribüne aus weißen Bänken ist gut gefüllt.

Musikmuschel, Westerland auf Sylt, 11.30 Uhr: Während der Projektchor sein erstes Lied anstimmt, kreisen Möwen über der Kurpromenade. Im Hintergrund brechen die Wellen. Zum "Gottesdienst am Meer" finden sich im Sommer alle zwei Wochen Insu­lanerinnen und Touristen unter freiem Himmel vor einer halbkreisförmigen Bühne ein – direkt dahinter: Strand und Nordsee. Die Tribüne aus weißen Bänken ist gut gefüllt.

Der Chor singt Lieder auf ­Englisch und Deutsch nach jeder Lesung, Tiere sind gern gesehen, und "man kann hier so viel klatschen, wie man möchte", sagt Pastor Lars Emersleben aus Leck, der den Westerländer Kollegen vertritt. Er möchte ­einen "Sonntag des Umschwungs" einläuten. Was er damit wohl meint? Erst einmal geht es um die markanten Worte in der Bergpredigt, die Jesus Christus im Matthäus-Evangelium, Kapitel 5, an seine ­Jünger richtet: "Ihr seid das Licht der Welt."

Verdienen auch wir Gottesdienstbesucher diesen Zuspruch? Der Pastor verweist auf das Programmheft. Da steht ein beliebter Postkartenspruch: "Ich habe nachgemessen, du bist groß­artig." Aber sind ausgerechnet wir die Menschen, die die Welt lebenswerter machen und Licht ins Leben bringen?
Fragen, die nur jede oder jeder für sich selbst beantworten kann. "Wir sind bestimmt nicht immer selig – aber hoffentlich manchmal", sagt der Pastor. Meist ­würden wir mehr richtig machen, als wir denken. Der Zuspruch darf also eine Ermutigung sein, die ­seligen Momente auch wert­zuschätzen und wahrzunehmen. "Gutes zu denken, zu leben, zu tun – das fühlt sich gut an." Und genau darum geht es. Nicht nur Gutes tun zu wollen, sondern sich auch so zu verhalten. Also: Gutes auch zu tun.

In dieser Sonntagspredigt soll es nämlich nicht mehr nur darum gehen, was Gott für uns tut, ­sondern auch darum, was er von uns erwartet. Am Ende des ­Lebens werde Gott fragen, ob ­unser Leben großartig gewesen ist. "Und wie schön wäre es, wenn wir dann antworten könnten: Ja, es war großartig!"

Das hat Pfarrer Emersleben mit dem Umschwung gemeint, den er einläuten möchte. Wir ­werden jetzt tätig! Mit dieser Botschaft gehen Menschen aus allen Ecken Deutschlands wieder ihrer Wege. Zwei Möwen haben es sich am Ende des Gottesdienstes auf dem Dach der Musikmuschel bequem gemacht. Vielleicht haben auch sie die Botschaft gehört.

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