Nils Husmann
Jetzt erst recht!
Krieg, Terror, Krisen: Muss der Klimaschutz warten? Im Gegenteil, zeigt Michael Blume, der Antisemitismusbeauftragte in Baden-Württemberg
Tim Wegner
13.10.2023

Diesen Blog sollten Sie lesen, wenn Sie wissen möchten

  • ...warum die Energiewende nun erst recht nicht warten kann.
  • ...was Öl und Gas mit Demokratie und Terror zu tun haben.

In der Klimazone suche ich nach kleinen und großen Lichtblicken, die zeigen: Es geht! Wir müssen nicht wie blöde Kohle, Öl und Gas verbrennen und damit das Klima erwärmen. Wir sind nicht ohnmächtig, die Alternativen sind da, der Wandel ist kompliziert, ja, aber es macht auch Spaß, über eine erneuerbare Energieversorgung nachzudenken.

Und an Erneuerbaren können wir alle teilhaben, also Teil der Lösung sein – mit dem bisherigen, zentralistisch organsierten Energiesystem war das schwierig. Ich habe jedenfalls noch keinen Menschen getroffen, der ein Kohle- oder Atomkraftwerk im Garten hat. Wohl aber welche mit Balkonkraftwerken. Früher waren wir Kunden und Verbraucherinnen, heute können wir auch Energie erzeugen.

Nun ist das mit den guten Nachrichten und Lichtblicken in diesen Zeiten aber nicht so einfach. Der 7. Oktober hat mir sehr zugesetzt. Die Hamas hat Israel brutal angegriffen, es gibt grauenhafte Bilder, unfassbares Leid und viele unschuldige Tote.

Ich ertappte mich bei dem Gedanken: Wer will denn jetzt etwas zur Klimakrise und der Energiewende lesen? Der Gedanke hielt sich nicht lange, denn mir begegnete ein Text von Michael Blume, Antisemitismusbeauftragter der Landesregierung in Baden-Württemberg, Religions- und Politikwissenschaftler, Blogger, Podcaster und einer kundigsten Menschen, die ich bisher befragen durfte. Einen Kritikpunkt habe ich: Michael Blume produziert zu viele Gedanken in zu kurzer Zeit, als dass ich alles lesen könnte.

Aber ein Text von Michael Blume hat es zum Glück zu mir geschafft. Er enthält die Antwort auf die Frage: Ist jetzt die Zeit für Klima- und Energiedebatten?

Ja, jetzt erst recht!

Der Text erschien im Sommer 2019 bei den Salonkolumnisten, Überschrift „Vom Ölfluch und Antisemitismus“, was schon die Richtung vorgibt. Wohlgemerkt: Das war deutlich vor dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, der am 23. Februar 2022 begann (die Krim war schon vorher annektiert worden). Und es war vor dem 7. Oktober 2023. Das zeugt von Weitsicht.

Michael Blume macht einen Unterschied klar. Teile der Welt folgten einem – zähen – Demokratisierungspfad. Ganz wesentlich dafür war, dass Parlamente mit vom Volk gewählten Parlamentariern darüber bestimmten, welche Steuern der Staat erhob und wofür er das Geld ausgab. Kurz: No Taxation without Representation.

Wie der andere Weltregionen gingen einen anderen Weg. Länder, die einen großen Reichtum an fossilen Rohstoffen besaßen oder besitzen, sogenannte „Rentierstaaten“. Die Erlöse aus dem Rohstoffverkauf kassieren einige wenige Herrschende und verteilen sie nach unten, willkürlich, ohne demokratische Kontrolle. Kurz: No Taxation, no Representation.

Bei diesen Rohstoffen handelt es sich in der Regel um Öl und Gas. Wo sie lagern, haben sich – bis auf wenige Ausnahmen – Rechtsstaatlichkeit und Demokratie nicht durchgesetzt: in der Golfregion, in Russland… Mein Kollege Daniel Friesen hat Michael Blume kurz nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine zu dieser These befragt.

Mehr noch: Michael Blume erklärt bei den Salonkolumnisten, wie Einnahmen aus fossilen Energieträgern Terrorregime finanziert und Terrorgruppen unterstützt haben. Die Konsequenzen sehen wir jetzt. Auch im Fall der Hamas ist das so. „Die Verfeuerung von Öl und Gas vergiftet nicht nur das Klima, sondern auch Staaten, Religionen und Kulturen“, schreibt Michael Blume.

Es ist nun also nicht die Zeit, den Klimaschutz auf die lange Bank zu schieben, weil andere Themen wichtiger sind. Im Gegenteil: Die Klima- und Energiepolitik ist derzeit das Querschnittsthema, das alle anderen Politikbereiche bestimmen muss und von dem viele Lösungen ausgehen können - nicht nur fürs Klima, für die Ökosystem, sondern für eine friedlichere Welt.

Leider wird Michael Blume immer wieder bedroht, weil er sich gegen Antisemitismus und Verschwörungserzählungen engagiert. Auch jetzt gibt es wieder Drohungen, weil Bume den Terror der Hamas kritisiert. Er macht diese Drohungen öffentlich.

Seine Arbeit macht er weiter. Ich finde, Michael Blume hat alle Solidarität verdient!

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