Symbolbild
Charlotte V./photocase.de
Sexueller Missbrauch
"Zieh dich aus, du Schlampe!"
Lea ist das Opfer, aber sie will nicht Opfer bleiben. Was schwierig ist, wenn man als Kind acht Jahre missbraucht worden ist. Die Geschichte eines ungesühnten Verbrechens.
Tim Wegner
20.03.2017
15Min

Sie hat diese Sätze als Kind gehört: "Wenn du nur ein Wort sagst, Lea! Ich schneide dir die Zunge raus und steck sie dir in deinen kleinen Huren­arsch! Ich fick dich, bis du tot bist. Du willst doch gehorchen, oder? Ja, du bist ein braves Mädchen. Komm her, zieh dich aus. Du Schlampe." Heute hört sie diese Sätze noch immer, im Kopf, jeden Tag. Man kann das kaum zusammendenken mit der jungen Frau, die gerade die Straße herunterkommt zu unserem zweiten Treffen. Eine Frau mit schnellem Schritt und klaren Gesichtszügen. Den Kopf hält sie ein wenig eingezogen.

Lea wurde als Kind missbraucht. Das schrieb sie mir in einer höflichen Mail. Sie sei jetzt 28 und leide immer noch unter den Folgen der sexuellen Gewalt. Sie möchte, dass die Öffentlichkeit auch mal was über die Opfer erfährt, nicht immer nur über die Täter. Sie selbst sei nicht wichtig, sie stelle ihre Geschichte nur als Beispiel zur Verfügung – damit allen Opfern mit ein wenig mehr Verständnis begegnet werde.

Zwei Frauen berichten von sadistischer Gewalt, die sie als Kinder ­erlitten. Über Jahre. Sie sagen: Hätten Menschen genauer hingesehen, hätten sie etwas bemerken können. Hier lesen.

 

 

Die sexuelle Gewalt gegen Lea begann, als sie fünf war. Sie endete, als sie 13 war. Der erste Täter war der Onkel, dann waren es ganze Gruppen von Männern. Auch kinderporno­grafische Fotos und Filme wurden erstellt. So schildert sie es mir. Kann es wahr sein, was sie da an Monströsem erzählt? Wir treffen uns für stundenlange Gespräche; in langen Mails beantwortet sie mir jede meiner vielen Fragen; sie übergibt mir Kopien von Arztbriefen und vom Schwer­behindertenausweis. Ich rede mit Ärzten, mit Anwälten und Juris­tinnen, mit Traumatherapeutinnen, mit Fachleuten vom Opferschutzverein Weißer Ring, mit einer Gutachterin für Aussagen... Am Ende habe ich keinerlei Anhaltspunkte dafür gefunden, dass nicht stimmt, was Lea berichtet.

Der Onkel sagt: "Schau mal, das machen Erwachsene."

Deshalb erzähle ich hier davon, von einem ungesühnten Verbrechen und von einer Frau, die zu überleben versucht, obwohl die Täter alles taten, damit sie kein Leben mehr haben kann. Der Name und einige Details sind zu ihrem Schutz verändert. Es war schön zu Hause, sagt Lea. Es gab einen Garten mit Apfelbaum und Kaninchen; Lea war in einem ­privaten Kindergarten, später auf einer Reformschule. Und es war schlimm zu Hause: Lea war ein ungeplantes Kind, die Mutter haderte damit, dass sie ihr Studium aufgegeben hatte; sie ließ ­ihre Wut an Lea aus, dann war sie wieder nett. Der Vater war viel weg auf Messen und zu Hause häufig bekifft. Die Eltern waren sehr mit sich selbst beschäftigt, sie stritten sich lautstark, Gegenstände flogen. Nach Lea kamen noch zwei Brüder auf die Welt, Zwillinge, sie waren kränklich, brauchten viel Aufmerksamkeit.

Für Lea war nicht viel Zeit – deswegen war sie immer wieder für ­Tage beim Onkel, damals, Anfang der 90er Jahre. Zunächst war Lea gerne dort. Der Onkel las der Fünfjährigen abends Geschichten vor, das machten ihre Eltern nie. Ein studierter Mann, als Mittdreißiger bereits die rechte Hand des Firmenchefs. Aber dann änderten sich die abendlichen Rituale. Der Onkel fasste sie überall an und gab das als Entdeckungsspiel aus. "Hast du das schon mal gesehen?" Und: "Schau mal, das machen Erwachsene." Er steckte ihr seine Finger in die Scheide. Irgendwann musste sie ihn oral befriedigen.

Es war ihr alles sehr unangenehm, schon wie er sie anfasste. Es war ­irgendwie nicht richtig. Lea verstand das alles nicht. Tagsüber war der ­Onkel nett und nannte sie "meine Prinzessin", nachts dagegen "du Dreckstück". Aber vielleicht war es normal, was der Onkel mit ihr machte, und sie musste es durchstehen, um erwachsen zu werden? Sie wollte unbedingt erwachsen werden! Auf keinen Fall wollte sie ins Heim, wie der Onkel androhte, sollte sie etwas erzählen. Sie ist sechs oder sieben, als sie dieses besondere Nachthemd hat, das so ganz anders ist als ihre sonst eher praktische Kleidung: übersät mit ­rosa Röschen. Der Onkel kommt nachts. Heute werde Lea ihn sehr glücklich machen, flüstert er. Er führt sie in den Waschkeller, schließt die Tür ab, er schaut sie nicht an, er spricht nicht mit ihr, er setzt sie auf die Wasch­maschine und vergewaltigt sie. Sie weint vor Schmerzen. Dann wischt der Onkel das Blut von Waschma­schine und Boden und trägt das Kind, das nicht mehr laufen kann, zurück ins Gästezimmer.

Die Männer lachen jedes Mal

In dieser Zeit beginnt es, dass sie nachts Kinderstimmen hört, ein ­Wimmern, dass ihr das Blut gefriert. Die Eltern führen die "Alpträume" darauf zurück, dass das Kind die Vorschau zu einem Horrorfilm gesehen hat. Dass Lea ihre Blase nicht mehr halten kann, bekommen die Eltern nicht mit. Es passiert, wenn sie sich erschrickt. Und sie ist sehr schreckhaft. Diese Pein wird sie begleiten, bis sie erwachsen ist. Ist der Onkel ein "Pädophiler"? Kaum anzunehmen. Die allermeis­ten Täter sind sexuell vorrangig an Erwach­senen interessiert. Der Onkel hat eine Frau. Lea kann sich nicht vorstellen, dass die Tante nicht mitbekommen hat, dass ihr Mann immer dann nachts ­aus dem Schlafzimmer ver­schwand, wenn das kleine Mädchen zu Besuch war. Die Tante zeigte deutlich, dass sie Lea nicht mochte.

In dem Haus, in dem Lea gequält wird, muss es Kinder geben (Symbolbild)

Man weiß, dass in jedem Zeitalter seit der Antike Erwachsene Kinder sexuell missbraucht haben. Man weiß auch, dass der Großteil der Täter im familiären Umfeld lebt: Väter, Mütter, Großeltern, Onkel, Nachbarn... Aber man weiß nicht, wie groß das Ausmaß ist. Man kennt das "Hellfeld", also die Zahl der angezeigten Taten in Deutschland: jährlich etwa 12 000. Das "Dunkelfeld" kann man nur zu erhellen versuchen: indem man Tausende von Menschen fragt, ob sie in der Kindheit Missbrauch erlebt haben. Genau solch eine Befragung hat jetzt in Baden-Würt­temberg das Kompetenzzentrum Kinderschutz in der Medizin an der Uniklinik Ulm gemacht. Ergebnis: In jeder 20-köpfigen Schulklasse könnten ein bis zwei Kinder sitzen, die sexuelle Gewalt erfahren haben.

Lea ist zehn, als der Onkel mit ihr einen Ausflug macht. Er hält vor einem himmelblau gestrichenen Haus. Im Haus drei weitere Männer, ein Schlafzimmer mit großem Ehebett, davor ­eine riesige Filmkamera auf Stativ, der Mann daneben sagt: "Zieh dich aus!" Sie fühlt sich wie gelähmt. Der Mann packt sie am Kinn und raunt ihr ins Gesicht, dass sie nie mehr aus diesem Zimmer komme, wenn sie sich nicht sofort ausziehe. Sie fängt zu weinen an. "Hör auf zu heulen!" Die drei Männer vergewaltigen sie. Der erste sagt in einem fort "du Schlampe", der zweite will dauernd wissen, ob es ihr gefällt, beim dritten, dem brutalsten, hat sie keine Gefühle mehr. Vielleicht hat sie sich damals das erste Mal innerlich "weggemacht". So dass da nur noch eine Hülle lag. Sie weiß noch, wie ihr eine Flüssig­keit über den Bauch läuft. Dass die Männer jedes Mal lachen. Das versteht Lea bis heute nicht.

Lea verwandelt sich in etwas "Roboterähnliches"

Nach diesem Tag im himmelblauen Haus hat sie den Wunsch, tot zu sein. Der Wunsch ist bis heute geblieben, manchmal ist er massiv, manchmal schwächer, aber er ist immer da. Es folgen weitere "Ausflüge". Und Lea beginnt, sich zu verändern. Gegen das Chaos setzt das Kind eine Art Umerziehungsprogramm. Sie habe sich in etwas "Roboterähnliches" verwandelt, sagt sie heute, sie wollte perfekt werden. Sie verbietet sich Gefühle, bestraft sich, wenn sie "zu viel" isst, wird eine Einser-Schülerin. Ihre Eltern sind befremdet: "Lea, du hast ein Herz aus Stein. Deine Bücher sind dir wichtiger als alles andere. So haben wir uns ­unsere Tochter nicht vorgestellt."

Lea glaubt fest daran: Sobald sie perfekt ist, wird sie die Kontrolle über ihr Leben haben. Nur dummen Kindern passiert das, was ihr passiert ist. Sie schämt sich, dass sie so dumm gewesen ist. Doch egal, wie "perfekt" sie ist, der Onkel tut ihr weiterhin Gewalt an. Hätte sie sich denn nicht jemandem anvertrauen können? Nein, sagt Lea, dazu hatte sie zu viel Angst. Diese endlosen Drohungen – wenn du was sagst, bringen wir dich um, wir finden dich, wir bringen deine Familie um...

Sie ist elf, als der Onkel mit ihr zu einem Freund fährt. Ein Reihenhaus, im Garten eine Rutsche. Lea bekommt Orangensaft, auf dem Glas sind Elefanten, ihre Lieblingstiere. Der Freund vom Onkel fragt sie, ob sie mal was Spannendes sehen will. Sie misstraut ihm, sagt trotzdem Ja. Einfach immer Ja sagen, dann wird alles gut, redet sie sich ein.

Die Männer führen sie in den ­Keller, schließen die Metalltür ab, Panik erfasst das Mädchen. Lea fleht, sie weint, sie zieht sich nicht aus. Da packt der Onkel sie um den Bauch, dass ihr fast schlecht wird, und reißt ihr die Kleider herunter, der Freund fotografiert. Es war wohl das einzige Mal, sagt Lea, dass sie sich gegen den Onkel gewehrt hat. Sie hat nicht den Hauch einer Chance. Der Onkel setzt sich auf sie drauf und hält ihre Handgelenke fest. Sie wird mit Seilen an die Kellerregale gebunden. Als die Männer sie vergewaltigen, denkt Lea: Eigenartig, kein Schmerz, kein Gefühl – bin ich jetzt tot? Der Kopf dagegen scheint ihr riesig, als bestehe sie nur noch aus Kopf.

Egal, wie sich Lea verhielt – es war falsch

Man kann das alles lesen wie einen Krimi oder einen Horrorroman. Ist doch alles nicht echt! Oder man schenkt Lea Glauben. Dann ist man tief beunruhigt. Lea war an weiteren Orten mit weiteren Männern. Je älter sie wurde, umso weniger zusammenhängend sind ihre Erinnerungen. Alles liegt wie hinter einer Nebelwand. Aber an eines erinnert sie sich genau: dass ­irgendwann auch andere Kinder dabei waren. Ein etwa gleichaltriges Mädchen, das kein Deutsch sprach, und ein kleiner Junge, vielleicht sechs. Der Junge habe so furchtbar geschrien, als er vergewaltigt wurde. Sie habe die Augen zugemacht und innerlich gefleht: "Bitte sei still, sonst wird es nur schlimmer!" Bis heute fühlt sie sich schuldig, dass sie ihm nicht geholfen hat. Wann immer sie an ihn denkt, nimmt sie ihn innerlich in den Arm.

Was war das Schlimmste? Lea muss nur kurz nachdenken: Egal, wie sie sich verhielt – ob sie sich wehrte und schrie oder ob sie alles über sich ergehen ließ –, es war falsch. Alles ging schlecht für sie aus. Immer. Irgendwann verlor sie jede Hoffnung. Sie hat viel gegrübelt darüber, was das eigentlich war – die Orte mit den fremden Männern, den Kameras, den Scheinwerfern, den anderen Kindern. Es scheint ihr, von heute aus betrachtet, irgendwie "organisiert". Der Onkel blieb meist sitzen, ging nicht mit in die Räume mit den Kameras. Vielleicht bekam er Geld für sie.

Lea hat keine Adressen. Es könnte überall passiert sein (Symbolbild)

Organisierter sexueller Kindesmissbrauch*? In Deutschland? Nun, es gibt Fotos und Filme von gequälten Kindern, landläufig Kinderporno­grafie genannt; stimmt, sie werden im Internet getauscht und verkauft. Irgendwer muss sie ja hergestellt ­haben, mal laienhaft mit schlechtem Licht, mal "professioneller". Aber wenn dann die Rede geht, dass es ganze "Netzwerke" gebe, grenzübergreifend, bis in "höchste Kreise", Handel mit unregistrierten Babys aus Osteuropa, dass Opferhelfer bedroht würden – das klingt nach Verschwörungstheorie. Denn wieso steht davon nichts in den Zeitungen?

Als Lea ihre Periode hat, ist der Onkel stinksauer

Manchmal steht was in der Zeitung – und es reagiert keiner. 1999 ­berichtet die "Frankfurter Rundschau" über den systematischen Missbrauch durch Lehrer an der Odenwaldschule. Keines der deutschen Leitmedien greift das Thema auf. Erst 2010 beginnt eine öffentliche Diskussion, und immer mehr Betroffene brechen ihr Schweigen. Weil ihnen endlich geglaubt wird? Und die Polizei entdeckt tatsächlich Netzwerke – man denke an die internationale Polizeiaktion in Sachen Kinderpornografie mit dem Namen "Operation Spade", in deren Verlauf auch der deutsche Politiker Edathy ins Visier geriet; an die "Operation Daylight" in Europa im vergangenen August; oder an die "Operation Dark Room" im November in Norwegen, bei der auch Anwälte und Politiker unter den Verdächtigen waren. Aber diese Zugriffe sind selten. Zuvor müssen viele Beamtinnen und Beamte monate-, manchmal jahrelang ermitteln.

So richtig vorstellen kann ich mir das mit den Netzwerken immer noch nicht. Also frage ich eine Frau, die mir klug und bodenständig erscheint: Julia von Weiler, deutsche Vorstandsfrau der internationalen Kinderschutzorganisation "Innocence in Danger". Natürlich gibt es Netzwerke, sagt sie – kleine Gruppen, "zynisch gesagt: den Lesezirkel", und große Gruppen. Manche Netzwerke "verleihen" Kinder untereinander, auch von Land zu Land. Sie hat es selbst gesehen an der deutsch-tschechischen Grenze: Aus Autos mit osteuropäischen Kennzeichen wurden Kinder in Autos mit deutschen, österreichischen, Schweizer Kennzeichen gesteckt. Fragte man nach, hieß es, das sei der Onkel.

Und ist das wirklich wahr, dass ­Leute bedroht werden, wenn sie Erwachsenen helfen, die noch immer unter der Macht ihrer Misshandler stehen? Das sei ihr selbst auch ­passiert, sagt Julia von Weiler. Sie kam sich blöd vor, als sie davon der Polizei berichtete, es klang so albern nach James Bond, aber die Polizei glaubte ihr: "Wir kennen Sie ja." Mit 13 ist Lea mal wieder beim Onkel, sie hat ihre Periode, er will sie vergewaltigen, sieht das Blut und... Lea kann die Reaktion nicht deuten. Als sei er stinksauer, als tauge sie jetzt irgendwie nicht mehr. Sie ist danach nie wieder dort gewesen.

Lea bekommt ­Psychopharmaka, keines hilft

Ende gut, alles gut? Nein, sagt sie, Davonkommen sei ein hässliches Geschenk. Lea ist Teenager, und es wird immer dunkler um sie. Sie ist weiter gut in der Schule, aber sie steht auch oft auf der nahen Eisenbahnbrücke und will sich hinunterstürzen. Hätte sich jemand ernstlich für sie interessiert, als sie elf oder zwölf war – "ich glaube, ich wäre sofort in mir zusammengebrochen und hätte alles erzählt". Mit 13, 14 aber hätte sie sich durch solch Fragerei angegriffen gefühlt. Da hat sie schon alles in sich verschlossen. Sie denkt, es gibt eben Menschen, die nicht fürs Leben vorgesehen sind. In der Philosophie-AG beschäftigt sie sich intensiv mit dem Thema Selbsttötung. Intellektuell und provozierend, so ist Lea bekannt.

Damals hört sie bereits mehrere Stimmen im Kopf: Zum Kinderwimmern sind zwei böse männliche Stimmen gekommen. Die eine Stimme, sie klingt wie der Onkel, droht, dass "sie" Lea kriegen werden; die andere Stimme klingt wie Torsten, der Mann neben den Kameras. Diese Stimme treibt sie auf die Eisenbahnbrücke und beschimpft sie: als ver­logene Hure, als widerwärtigen Dreck. Mit 19 hat Lea zwei Suizidversuche hinter sich. Nach dem Abitur bricht sie zusammen, kommt in die Psychiatrie. Schwere Depression, so die Diagnose. Sie zieht in eine andere Stadt, beginnt zu studieren. Muss wieder in die Psychiatrie. Sagt auch mal was von einem Missbrauch in der Kindheit, sieht selbst aber keinen Zusammenhang zu ihrem jetzigen Zustand. Und es fragt nie jemand nach. So sagt sie es. In der Tat, in den Arztberichten der diversen Psychiatrien findet sich nichts dazu.

Lea bekommt ­Psychopharmaka, keines hilft. Irgendeine Ärztin schreibt dann wegen Leas gelegentlicher Schockstarre auch noch eine Posttraumatische Belastungsstörung in die Akte. Die späteren Ärzte schreiben das ab, die Ursache wird nicht erforscht. Lea macht alles mit, was man ihr verordnet, auch die Kunsttherapie – und fliegt aus der Gruppe, weil sie so grässliche Bilder malt. Im nächsten Krankenhaus malt sie nur noch "Nettes". Sechs Jahre lang geht das seit dem Abitur so: studieren, Zusammenbruch, Psychiatrie, studieren... Sie ist Mitte 20, als zum ersten Mal eine ausführliche Diagnostik gemacht wird. Ein junger, engagierter Arzt wird ihr Therapeut. Er merkt schnell, dass er mit den üblichen Methoden nicht weiterkommt. Er bildet sich in Trauma­therapie fort und kommt zu einer Diagnose, mit der sich endlich alles erklären lässt: Lea hat vor allem eine DIS, eine dissoziative Identitätsstörung.

Das Kind wird in Todesangst versetzt

Das sagt ihr der Arzt nicht. Er sagt ihr zunächst nur, dass er in der letzten Therapiesitzung nicht mit der erwachsenen Lea gesprochen habe, sondern mit einem kleinen Mädchen. Lea ist empört: Sie sei doch keine Hydra mit sieben Köpfen! Aber sie muss zugeben, dass sie oft nicht weiß, was sie die letzten Stunden gemacht hat. Dass sie auch mal im Wald aufwacht und nicht weiß, wie sie dort hingekommen ist. Dissoziieren? Klingt nach Psycho-Hokuspokus. Eigentlich ist es eine normale Reaktion der Seele auf ein schockierendes Erlebnis, erklärt mir die Trauma-Psychotherapeutin Ingrid Wild-Lüffe. Vergleichsweise schwach ist die Dissoziation bei einem Unfall­opfer, da nimmt man sie als "Gedächtnisverlust" wahr: Der Verunfallte erinnert sich, dass er gefahren ist, er weiß noch, dass irgendwas war – und dann ist er auf einmal im Krankenhaus. "Aber du hast uns doch noch angerufen", sagen ihm die Verwandten. "Hab ich das?" Er hat das Erlebte abgespalten. Eine Strategie der Psyche, um sich zu schützen.

Erlebt ein Mensch wiederholt etwas Grauenvolles, und ist dieser Mensch noch ein Kind, dann spaltet sich die ganze Persönlichkeit. Diese Aufspaltung werde von Tätern regelrecht provoziert, sagt die Traumatherapeutin. Das Kind wird in Todesangst versetzt, es soll erstarren – damit man mit ihm machen kann, was man will, und damit es nichts verraten kann. Je orga­nisierter die Täter, umso kundiger wird diese Spaltung erzeugt. Das erklärt, warum Lea sich einige frühe Gewalttaten durch einzelne Männer noch ganz gut merken konnte, von den späteren durch viele Männer aber nur Erinnerungsfetzen hat.

Jetzt verstehe ich auch, warum sie so nüchtern erzählt, warum sie nicht weint, nicht zittert – sie hat keinen Zugang zu ihren damaligen Gefühlen! Ja, sie sei gefühlstaub, sagt Lea. Gefühllos ist sie aber nur in Bezug auf ihre Vergangenheit. Sonst nicht. Sie amüsiert sich über Karikaturen mit "multiplen Menschen". Und sie macht sich Sorgen, ob mir das nicht alles zu viel wird. Die abgekapselten Gefühle und Erfahrungen sind allerdings nicht wirklich weg. Sie drängen sich immer wieder unkontrolliert in Leas erwachsenes Leben und übernehmen die Regie. Dann rennt Lea vom Kaffeetrinken mit einer Freundin weg und weiß hinterher nichts davon. Vielleicht hat sie etwas gehört, etwas gerochen, was sie erinnerte. Es ist ihr ein Rätsel.

Der Teddy hilft ihr, ruhiger zu werden

In der Therapie lernt sie nun die ganze ­Innentruppe kennen – und deren Bedürfnisse. Überaus lästige Bedürfnisse, findet die erwachsene Lea. Mit den inneren "Kleinen" zum Beispiel schaut sie abends ein Bilderbuch an, damit die sich beruhigen: Elmar, der karierte Elefant, der so gerne grau ­wäre. "Es ist bizarr", sagt Lea. Manchmal habe sie in der Therapie sogar ­einen Teddy auf dem Schoß. Es ist ihr peinlich, das zu erzählen. Aber der Teddy helfe, sie werde dann ruhiger.

Man muss hier eins klarstellen: Lea hat nicht wirklich mehrere Personen in sich – vielmehr stellen sich ihr die abgekapselten Zu­stände als verselbstständigte Personen dar. Die gute Nachricht: Das ist heilbar. Zuerst lernt man das Abgetrennte kennen; dann nähert man sich in kontrollierten Schrittchen dem Trauma und rekonstruiert, was passiert ist; um alles in die Gesamtpersönlichkeit zu integrieren; dann zu trauern um die zerstörte Kindheit; und schließlich die Zukunft zu ge­stalten. Hört sich hopplahopp an, dauert aber viele Jahre. Man braucht dafür sehr viel mehr Therapiestunden, als die Krankenkassen bezahlen.

Wie wenn Lea nicht so schon genug Sorgen hätte. Geldsorgen. Die Eltern zahlen ihr nur einen Teil der Miete des WG-Zimmers. Lea hat bislang noch jeden Job verloren, weil sie zu oft krank ist – schmerzgeplagt zu Hause im Bett liegt oder suizidal in der Psychiatrie. Manchmal spielt sie mit ­ihrer Klarinette bei Konzerten mit, dafür bekommt sie eine kleine Aufwandsentschädigung. Maximal 100 Euro hat sie im Monat. 50 davon gehen für Essen drauf: Nudeln mit Ketchup, Cornflakes mit Milch, preiswertes Obst.

Wo immer sie um Unterstützung bat, hieß es: Sie müsse halt aufhören zu studieren, dann bekomme sie Hartz IV. "Aber ich will studieren und dann arbeiten, damit ich dem Staat eben nicht langfristig auf der Tasche liege", sagt Lea verzweifelt. Und sie habe gute Noten! (Ich vermute: sehr gute Noten.)

"Geht ein Mann die Treppe hoch, klopft an die Tür."

Lang muss sie sparen, bis sie die jährlich 620 Euro für Semesterbeitrag und Studierendenticket zusammenhat. Jetzt will sie dafür einen Antrag stellen beim Fonds Sexueller Missbrauch, den die Bundesregierung aufgelegt hat. Aber als Lea im Antrag den Missbrauch schildern muss, gerät ihre innere Truppe in Aufregung: Wie kann sie es wagen, DAVON öffent­lich zu reden! Also nimmt Lea die Papiere mit in die Therapie, um sie dort auszufüllen. Da wird ihr plötzlich schummrig, ­sie geht zum Waschbecken des Arztzimmers – dann hört ihr Therapeut nur noch einen lauten Knall: Sie ist rücklings umgefallen. Dissozia­tiver Krampfanfall. Die Folge ist eine schwere Gehirnerschütterung.

Es sind nicht nur die "Kinder", die in ihr erwachsenes Leben reinfunken, sondern, besonders übel: "Torsten". So hieß der Mann, der bei den porno­grafischen Aufnahmen die Anweisungen gab. Lea solle zurückkommen, Männer befriedigen, sie gehöre ihm. Er sagt das sehr laut und in anderen, in obzönen Worten. Der Torsten in Leas Kopf ist nicht der reale Torsten, er imitiere den ­Täter nur, erklärt mir die Traumathera­peutin Ingrid Wild-Lüffe. Stichwort: Identifikation mit dem Aggressor, eine Überlebensstrategie in größter Not. Ein bedrohtes Kind denkt: Ich werde am ehesten überleben, wenn ich genau so fühle, denke und handle wie der mächtige Mann.

Und dann melden sich die realen Täter. Kurz vor Leas 28. Geburtstag. Ein Brief ohne Absender. Darin nur ein Satz: "Geht ein Mann die Treppe hoch, klopft an die Tür." Und Lea erhält Leeranrufe, nachts um drei. Sie ändert ihre Nummer. Die Anrufe gehen weiter. Womöglich hat der Onkel die Nummer bei den Eltern erfragt und weitergegeben. Lea weiß jetzt: "Die haben mich auf dem Schirm. Aber ich will mich nicht einbunkern!" In einem Wutanfall hatte sie vor zwei Jahren dem Onkel sogar mal ­einen langen Brief geschrieben. Er ­habe ihr Leben kaputt gemacht. Und er solle ihr die Fotos zurückgeben. "Total irre", sagt sie heute, "ich kann ja nicht erwarten, dass er schreibt: ‚Tut mir leid, dass ich dich acht Jahre lang verkauft habe.‘ Natürlich bekam ich keine Antwort."

Bald nach dem Brief war Weihnachten, sie fuhr zu ihren Eltern, die Mutter hatte, überraschend für Lea, viele Verwandte eingeladen, darunter den Onkel. Lea konnte es vermeiden, mit ihm zu sprechen. Aber der Onkel habe sie oft angeschaut. Dann plauderte sie munter mit anderen Gästen. Dabei schnürte es ihr vor Angst die Kehle zu. Kurz darauf war sie wieder in der Psychiatrie. Warum zeigt sie den Onkel denn nicht an? Vielleicht kriegt man über den Onkel auch die anderen Täter. Die haben doch bestimmt nicht aufgehört, Kinder zu quälen. Und die Verjährungsregeln sind bereits mehrmals verlängert worden.

Viele Betroffene glauben nicht, dass ­­sie einen Prozess überstehen würden – sie wären erneut mit dem Täter konfrontiert, müssten Intimstes erzählen, würden vom Anwalt des Täters demontiert. Andere können sich eine Anzeige vorstellen, wollen aber erst stabiler werden. So lange verwahren Freunde die wichtigsten Daten in einem verschlossenen Umschlag; sollte den Betroffenen etwas zustoßen, gingen die Informationen an die Polizei. Aber Lea hat keine Beweise. Sie hat nicht mal Adressen, außer der des Onkels. Als Kind achtet man nicht auf Hausnummern, sondern ob es da eine Rutsche gibt und ein Glas mit Elefanten drauf. Selbst wenn sie in den abgeschiedenen Tauschbörsen des Internets Fotos oder Videos von sich als Kind fände, zu sehen ist darauf üblicherweise nur das geschundene Kind, vom Täter bloß Geschlechtsteil und Hände. Das ist Absicht.

Sexueller Missbrauch ist eines der sichersten Verbrechen

Die meisten Verfahren werden schon in der Ermittlungsphase eingestellt, weil nicht genügend Beweise für eine Anklage zusammenkommen. Auch wenn ein Prozess eröffnet wird, verlassen die Angeklagten häufig als freie Bürger das Gericht. Weil doch noch Zweifel an der Schuld verbleiben. Dann darf das Gericht sie nicht verurteilen. Es soll schließlich niemand zu Unrecht im Gefängnis sitzen. "95 Prozent der Missbrauchstaten bleiben ungesühnt", schätzt Professor Jens Brachmann, ­Mitglied in der neu gegründeten Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindes­missbrauchs in Deutschland.

Sexueller Missbrauch, so könnte man sagen, ist eines der sichersten Verbrechen. Hat Lea vielleicht Narben, die als Beweis dienen könnten? Ja, ich weiß inzwischen, oft finden sich nach ­Kindesmissbrauch keine Spuren, genitales Gewebe heilt schnell. Was sagt denn ihre Frauenärztin? Sie war noch nie bei einer Frauenärztin. "So eine Untersuchung wäre das Schlimmste, was ich mir vorstellen kann." Sie habe seit Ewigkeiten Unterleibsschmerzen, fast unerträgliche Schmerzen auch im Darm, aber noch halte sie die Schmerzen aus, irgendwie.

Und dann geht sie doch zu einem Spezialisten für Enddarmerkrankungen. Sie muss sich überwinden, mir davon zu berichten. Der Arzt habe ausgedehntes Narbengewebe im End­darm festgestellt, außerdem einen vernarbten Dammriss. Und, hat der Arzt sie gefragt, wie das kommt? Nein, sagt Lea, er habe ihr Tipps für den Analverkehr gegeben. Wären die Narben ein Beweis? Bei einer erwachsenen Frau eher nicht, sagt Julia von Weiler von Innocence in Danger. "Wenn der Täter einen guten Verteidiger hat, sagt der: Na ja, die Frau ist doch total promiskuitiv! Oder einer ihrer Persönlichkeitsanteile ist sexuell freizügig. Vielleicht hat sie als Studentin ja auch angeschafft."

Ein einziges Mal weint Lea

Mag sein, dass man die Täter nicht zu fassen kriegt – aber das Opfer muss doch Hilfe bekommen! Dafür gibt es schließlich das Opferentschädigungsgesetz: Der Staat zahlt Gewalt­opfern einen "Ausgleich", weil er sie nicht hat schützen können. Doch viele Opfer von sexuellem Missbrauch gehen leer aus. Mit einer dissoziativen Identitätsstörung besteht man selten ein Glaubhaftigkeitsgutachten. Und um den Hürdenlauf mit ablehnendem Bescheid, Widerspruch, Gerichtsverfahren zu schaffen, bräuchte man kos­tenlose fachanwaltliche Begleitung. Das wird seit langem gefordert.

Was ist das Schlimmste für Lea, heute? Ihre Stimme wird brüchig. "Dass mich der Missbrauch zu einem ganz anderen Menschen gemacht hat, als ich hätte sein können." Sie weint. Das einzige Mal während unserer vielstündigen Gespräche. "Tut mir leid", sagt sie. Taschentuch? "Danke, hab selber." Das Schlimmste: dass ihr so vieles verwehrt bleibe, was zu einem nor­malen Lebensweg dazugehöre. Ihre ­Altersgenossinnen haben jetzt feste Partnerschaften, bekommen Kinder. "Kein Mann möchte doch eine gestörte missbrauchte Frau!" Und die anderen haben Berufe. "Ich will auch was leisten", ruft Lea aus. Aber es koste sie schon so maßlos viel Kraft und Lebenszeit, die Vergangenheit zu bewältigen.

Ob ich nicht trotzdem eine positive Geschichte schreiben könne? Gern. Was soll ich schreiben? Dann kommt doch einiges zusammen: dass sie ihr Leben manchmal nun doch ein klein bisschen mag; dass sie zwar lange braucht, bis sie jemandem traut, aber dann vertrauen kann; dass sie Männer nicht hasst; dass sie in ihrer WG als begehrte Beraterin bei Beziehungskrisen und Liebeskummer ­gelte – obwohl sie keine Ahnung habe. Und dass sie neugierig ist. So neugierig, dass sie im November 2016 auf eine Reise geht, die ihr große Angst macht. Sie fährt nach Berlin, zum Kongress des Betroffenenrats, um 200 andere Menschen zu treffen, die als Kinder oder Jugendliche Opfer sexueller Gewalt wurden.

Andere Betroffene finden sie mutig und kraftvoll

Gebeugt und verzagt langt sie kurz vor knapp am Veranstaltungsort an. Vielleicht wäre der Tanzworkshop am Nachmittag was für sie? Bloß nicht, sie hasse ihren Körper! Zusammengekrümmt sitzt sie dann neben mir, in ihrem guten schwarzen Konzertoberteil zu grauer Hose. Aber sie verfolgt gebannt, wie sich der Betroffenenrat auf der Bühne vorstellt: wie diese Menschen ganz selbstverständlich in ihre Rede einflechten, was ihnen angetan wurde, vom Vater, vom Pfarrer, vom Lehrer, im DDR-Heim, im Sportverein, vor wenigen Jahren oder vor Jahrzehnten. Berufen wurden diese Expertinnen und Experten vom Beauftragten der Bundesregierung für Fragen des ­sexuellen Kindesmissbrauchs.

Als Pressevertreterin werde ich mit einem knallroten Aufkleber markiert, ich darf niemanden ansprechen – werde aber angesprochen. "Es sollten sich jetzt auch mal Promis und Politiker outen als Betroffene", sagt eine ältere Frau, dann bekäme das Thema Missbrauch endlich Aufmerksamkeit. Ein hippeliger Mann erklärt mir seinen Assistenzhund, er habe ihn selbst trainiert: Wenn er dissoziiere, schlabbere ihm der Hund übers Gesicht und hole ihn so zurück; sei er angespannt, schmiege sich ihm der Hund an die Beine; leider mache er das hier auch mit Leuten, die an­gespannt seien, weil sie Angst vor Hunden haben.

Für Lea ist vor allem eines aufregend, sie sagt es in einer "Blitzlichtrunde" vor vollem Saal: "Ich bin mit Vorbehalten angereist. Ich befürchtete, dass einen das hier runterziehen könnte." Sie macht eine Pause. "Aber, wow, hier sind lauter normale Leute, lebensfähige Leute! Die einen langen Weg hinter sich haben." Sie setzt sich. Die Knie werden ihr noch Stunden zittern. Später sagen ihr andere Betroffene, wie mutig sie das ­fanden, wie schön, wie kraftvoll. Als wir den Saal wieder betreten, stehen rote Leuchtkästen auf den Stufen von der Empore herunter, Namen darauf: Lotta, Elke, Tatjana, Kay, Rebecca, Floh... Alle tot. Suizid, Mord, Überdosis. Ein Kunstprojekt über reale Menschen. "Die, die es nicht geschafft haben, sind jetzt auch bei uns", sagt der Moderator vom Betroffenenrat. Lea flüstert mir zu: "Ich will nicht als so eine Namenslampe enden."

Lea geht es nach dem Kongress ­wochenlang elend. Die hardcore-porno­grafische Dauerschleife im Gehirn quält sie, Torsten beschimpft sie, die Kinder wimmern. Aber dann rappelt sie sich auf und macht einen Termin aus mit der "Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindes­missbrauchs". Um zu erzählen, was ihr angetan wurde.

 

* Es gibt keinen richtigen "Gebrauch" von Kindern. Besser ist der Begriff "sexuelle/sexualisierte Gewalt", denn die Gewalt steht im Vordergrund. Aber der Begriff "Missbrauch" hat sich eingebürgert, daher verwenden auch wir ihn hier.

Infobox

Viele Taten sind noch nicht verjährt! Ein Dossier voller Tipps: Rat und Hilfe für Opfer sexuellen Missbrauchs.

  • Hilfetelefon sexueller Missbrauch (kostenfrei und anonym):0800 22 55 530. www.hilfeportal-missbrauch.de
  • Die Aufarbeitungskommission lädt ein, die eigene Geschichte in einer vertraulichen Anhörung zu erzählen. Damit sich etwas ändert. Infotelefon Aufarbeitung (kostenfrei und anonym):0800 40 300 40. www.aufarbeitungskommission.de
  • Mehr nützliche Infos, etwa zu Opferentschädigung oder Verjährung: chrismon.de/missbrauch

 

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Liebe Lea,

Ich bin nach dem Lesen dieses Artikels in absoluter Schockstarre. Ich möchte Ihnen und allen anderen, die so etwas erlebt haben, von tiefstem Herzen mitteilen, dass ich alles Gute wünsche und hoffe, dass die Wunden auf euren Seelen etwas verheilen und wie auch immer ich hier helfen könnte, ich würde es tun. Ich möchte, dass Sie das Leben genießen können, weil die Welt für Euch gemacht ist und für Euch Glück und Freude auch bereithält. Das Leid durch andere ist jetzt beendet und ich wünsche all den anderen Peinigern die gerechte Strafe eines Tages. Wenn ich hier als Rechtsanwältin helfen kann, noch was tun kann, dann sprecht mich an!

Alles Gute,

Kristel

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Liebe Lea,
ich weiß nicht, ob du meinen Kommentar erhalten wirst. Während ich das schreibe, laufen mir vor Wut die Tränen. Wir müssten fast gleichalt sein. Ich bin zwar selber auch betroffen. Aber was du erleiden musstest...... Ich verspreche dir, Lea, ich kämpfe für dich. Ich habe die Nase voll davon, wie extrem das Wegsehen und Herunterspielen der sexuellen Gewalt und deren Folgen in unserer Gesellschaft sind. Deshalb schreibe ich nun auf meinem Blog darüber und habe dabei auch deine Geschichte bzw. diesen Artikel verlinkt (https://www.unverschlossen.de/sexueller-missbrauch-tabu-desinteresse-bel%C3%A4cheln/). Auch auf Pinterest habe ich nun angefangen, den Missbrauch anzusprechen. Leider kann ich nicht ungeschehen machen, Liebes, was dir angetan wurde. Glaube mir, wenn ich es könnte, würde ich es tun. Verdammt nochmal, in was für einer Gesellschaft leben wir. Und der Kerl läuft immer noch frei herum... Ich weiß vor Wut wirklich nicht, was ich machen soll. Ich finde dich so mutig und stark, dir sollte man einen Tempel errichten. Demütig sollte man sich vor deinem Lebenswillen verneigen. Lea, ich verspreche dir, dich und deine Geschichte im Herzen zu tragen. Das Wegsehen hat ein Ende. Fühl dich gesehen, Lea. Ich verneige mich vor dir.

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