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Frieden oder Krieg?
(Berlin) 11.02.16; Dr. Johann Hinrich Claussen, Portraet, Portrait; Kulturbeauftragter des Rates der EKD, Leiter des EKD-Kulturbueros, evangelischer Theologe Foto: Andreas Schoelzel/EKD-Kultur. Nutzung durch und fuer EKD honorarfreiAndreas Schoelzel
23.06.2018

Im Kino gewesen. Den Papstfilm von Wim Wenders gesehen. Berührt, aber auch etwas ratlos nach Hause gegangen. Ein paar Tage danach schreibt mir ein Freund: Das sei gute Propaganda gewesen. Aber kann es das überhaupt geben: gute Propaganda?

Mir geht der Film immer noch nach. Was ein gutes Zeichen ist. Wie viele Filme sind nicht schon am nächsten Morgen verrauscht? Ich wundere mich, dass ich einen ganzen Abend lang dem Papst ins Gesicht geschaut habe und es mir in keinem Moment unangenehm war. Obwohl ich viele Fragen hatte zu dem, was er gesagt hat, und mehr noch zu dem, was er nicht gesagt hat. Aber in seinem Blick lag etwas, das für mich das Wesen des Glaubens ausmacht: Güte, Fröhlichkeit, Engagement. So ist Wenders Papst-Film trotz seiner Defizite ein seltenes und kostbares Zeugnis dafür, dass der Glaube kein Kriegstreiber sein muss, sondern eine Kraft zum Leben sein kann. Weshalb ich diesem Film von Herzen viele Besucher wünsche.

Die andere Seite der Medaille begegnet mir zurzeit leider auch. Mit Empörungspublizisten und -politikern habe ich es zu tun, die meiner Kirche jede Legitimität absprechen. Es sind vor allem Kirchenkritiker von rechts, die sich „konservativ“ nennen, es meiner Meinung nach aber nicht sind. Das „Hamburger Abendblatt“ war so freundlich, mir die Gelegenheit zu geben, ihnen zu widersprechen. Wen das interessiert, der klicke hier.

Um der Vollständigkeit willen: Auch mit Empörungspublizisten von links habe ich es gelegentlich zu tun. Sie etikettieren einen nicht als rot-grün-verdorben, sondern als rassistisch. Um sie einzuordnen, muss man meinen Text über „konservative“ Kirchenschelter nur spiegelverkehrt lesen und ein bisschen umformulieren.

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Was haben Alice Schwarzer, Ulf Poschardt, Hannes Leitlein, Leo Fischer und Jan Fleischhauer gemeinsam? Wenig. Außer, dass sie die EKD kritisieren. Das dürfen die nicht! Sagt ein EKD-Mitarbeiter, der seine Brötchen damit verdient evangelische Kultur plausibel zu machen. Auch Gesprächskultur. Und nach meinem reformierten Verständnis auch Debattenkultur.
Kommuniziert bekomme ich hier: was erlauben Journalisten!?! Fragen an unsere Institution zu stellen? Und dann erst diese einfachen Christinnen, uns als Meinungs-Gatekeeper zu delegitimieren, da könnten ja solche Übel ersthen, wie Gewissensfreiheit und Gleichheit aller Gläubigen.

Ist das wirklich die Meinung der EKD, hat sie die letzten 150 Jahre nichts dazu gelernt. Das ist De-Legitimierung genug. (Institutionen de-legitmieren sich immer selbst. Sie werden für die Gesellschaft einfach dysfunktional - schlag nach bei Luhmann). Das kann man nicht den bösen Journalisten in die Schuhe schieben, die reflektieren das nur).
Und nach dem hauseigenen Echo-Gate den Mund noch so vollzunehmen und zu behaupten die EKD sei eine "selbstkritische Institution" ist schon titanic-würdig.

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