Begegnung zwischen Katja Diehl und Stephan Grünewald
Freundlich und ohne Gram: Katja Diehl und Stephan Grünewald nach dem Doppelinterview
Katrin Binner
Katja Diehl und Stephan Grünewald im Interview
Woher kommt der Hass?
Die Mobilitätsexpertin will, dass alle klimafreundlich unterwegs sein können – und wird bedroht. Der Psychologe analysiert Gründe für die Wut
02.04.2024
10Min

chrismon: Wer die französische Hauptstadt mit dem SUV besucht, soll bald dreimal höhere Parkgebühren zahlen. Womit müssen Sie rechnen, wenn Sie so eine Entscheidung in den sozialen Netzwerken begrüßen?

Katja Diehl: Das ist eher unproblematisch. Paris ist weit weg. Dahinter stecken aber andere Themen, die mich interessieren. Wie schützen wir Menschen? Ein Freund von mir, Raul Krauthausen . . .

. . . er hat die Glasknochenkrankheit und ist auf den Rollstuhl angewiesen . . .

Diehl: . . . ist 2022 in Berlin umgefahren worden auf einem Zebrastreifen. Der Mensch hinterm Steuer eines SUV hat ihn einfach nicht gesehen. Wer so ein Ding fährt, sollte sich dieser Gefahren bewusst sein. Wenn ich auf solche Aspekte aufmerksam mache, geht der Hass los.

Was passiert dann?

Diehl: Ich habe bei Hassattacken schon Fotos von meinem Klingelschild bekommen. Oder mitten in der Nacht eine Pizza mit dem Namen "Bone Smasher".

Also "Knochenbrecher": Das ist erschreckend. Wie erklären Sie sich den Hass?

Diehl: Ich rühre an Emotionen. Für viele ist das Auto ein safe space; der einzige Platz, wo sie kurz Ruhe haben zwischen Familie und Job. Menschen drücken ihre Persönlichkeit mit Autos aus. In Hamburg parkt ein goldener ­Geländewagen. Es kann mir keiner erzählen, dass man sich so eine Karre kauft, ohne einen emotionalen Bezug dazu zu haben. In der Klimakrise können wir nicht so tun, als könnten wir immer so weitermachen. Aber ­Veränderung ist immer schwierig, weil Leute sich an Routinen gewöhnen, und Mobilität ist die größte Routine. Ich gehe in diese Routinen rein, und das finden viele bedrohlich.

Katja Diehl will, dass die Welt besser und gerechter wird – und erntet Hass. Was passiert da, Herr Grünewald?

Stephan Grünewald: Sie besetzen ein Thema, was nicht nur für die nationale Identität, sondern auch für die ­persönliche Selbstwirksamkeit eine große Rolle spielt. Bei manchen entsteht das Gefühl: Die Frau will mir das Auto wegnehmen.

Diehl: Was nicht stimmt! Aber ich kritisiere die ­Privilegien, die das Auto seit Jahrzehnten genießt. Ich bin selbst Auto­fahrende, meine Eltern leben im ländlichen Raum und sind krank. Sie wären nicht mehr mobil, würden mein Bruder und ich sie nicht fahren. Ich habe nie gesagt: Alle Autos anzünden! Aber so werde ich gelesen.

Katrin Binner

Katja Diehl

Katja Diehl, geboren 1973, ist Beraterin, Autorin und Expertin für Mobilität. 2022 ­erschien ihr Buch "Auto­korrektur – ­Mobilität für eine lebens­werte Welt", für das sie den Leserpreis des Deutschen Wirtschaftsbuchpreises erhielt. Am 29. Mai erscheint – ebenfalls bei ­S. ­Fischer – ihr zweites Buch: "Raus aus der AUTOkratie – rein in die Mobilität von morgen!"
Katrin Binner

Stephan Grünewald

Stephan ­Grünewald, geboren 1960, ist ­Psychologe, Autor und Mitbegründer des Rheingold-­Instituts. Dort führt er mit seinen Kolleginnen und Kollegen jedes Jahr mehr als 5000 Tiefen­interviews zu aktuellen Fragen aus Markt, Medien und Gesellschaft durch, um der Nation auf den Zahn zu fühlen. Zentraler Befund ­zuletzt: Die Menschen in Deutschland ­werden ängstlicher und radikaler.

Grünewald: Wir haben im vergangenen Jahr eine große Studie zum Thema Zuversicht gemacht und dabei analysiert, was den Leuten Angst macht: vor allem die Furcht vor einem Autonomieverlust. Da steckt das Wort "Auto" schon drin. Die Menschen haben Angst, nicht mehr handlungsfähig zu sein. Bis vor einiger Zeit gaben uns Smartphones das Gefühl, virtuose Weltbeherrscher zu sein. Im Handstreich konnten wir Transaktionen tätigen, nach Partnern suchen oder Reisen buchen. Diese Allmachtserfahrung hat mit Corona und den Kriegen und Krisen ungeheure Risse bekommen. Und der Klimawandel erscheint als so großes Problem, dass man sich auch zunehmend wirkungslos fühlt. Diese Ohnmachtserfahrungen sind ein Hasstrigger, denn der größte seelische Störfall ist das Gefühl: Ich bin nicht mehr handlungsfähig.

Und was hat Katja Diehl damit zu tun?

Grünewald: Es kann sein, dass Sie diese Erfahrung ­triggern, und manche Leute kommen in eine Art kompensatorische Affektmasturbation. Es geht gar nicht um eine inhaltliche Auseinandersetzung mit Ihnen, Frau Diehl, sondern man hat Angst, dass man in die Ohnmacht reinrutscht, und dann kippt man Müll in Ihr Postfach.

Vor über einem Jahr haben Sie einen "Februar des Hasses", wie Sie ihn selbst nennen, erleben müssen. Was war da los, Frau Diehl?

Diehl: Es fing damit an, dass ich zu Gast bei "Anne Will" war. Da sitzt ein Millionenpublikum vorm Fernseher. Die Diskussion entglitt nach kurzer Zeit, es ging nicht mehr um die Mobilitätswende, sondern darum, ob ­Sekretärinnen Fahrtenbücher führen müssen, sollte das Dienstwagen­privileg abgeschafft werden. Danach ging es in einer rechten bis rechtsextremen Blase auf Twitter los. Man postete ­Bilder von meiner Haut oder wie ich auf Screenshots unvorteilhaft guckte. Dann war ich bei Fridays for Future in Lübeck zu Gast, über meinen Vortrag dort titelte die lokale Zeitung: "Katja Diehl: ‚Wir nehmen den Deutschen den Traum vom eigenen Auto und vom Eigenheim.‘" Dieser Beitrag wurde geteilt, auch wieder von rechten und rechtsextremen Usern auf Twitter. All ihre Follower sahen nur die Überschrift, kaum jemand hat den Text hinter der Bezahlschranke gelesen. Ich ­habe den Satz eingeordnet und sehr viel dazu gesagt, unter anderem: "Wir brauchen neue Träume!" Das war ein Medienver­sagen. Mich erreichten üble Beschimpfungen und Morddrohungen, häufig mit Klarnamen oder sogar E-Mail- Signaturen. Es waren fast ausnahmslos Männer. Ich ­habe über 50 Anzeigen erstattet. Es gab zwei Geldstrafen. Der Rest ging als Meinungs­äußerung durch. Um mich herum sind viele Stimmen verstummt. Da soll ein demokratischer Prozess verhindert werden, nämlich die öffentliche ­Debatte. Ich akzeptiere das nicht.

Grünewald: Ein ähnliches Problem hatten wir im letzten Jahr beim Heizungsgesetz. Die Heizung ist der persönliche Klimawandler der Menschen. Viele haben sich ob all der Krisen in ein Schneckenhaus zurückgezogen. In den ­eigenen Wänden können sie das Klima beeinflussen – warm oder kalt? Das kann man selbst regulieren, aber plötzlich entstand das Gefühl, dass das persönliche Klima dem globalen Klimawandel geopfert wird.

Diehl: Das Auto ist das größte mitnehmbare Status­symbol. Ich zitiere frei aus dem Film "Fight Club": Wir kaufen ­Sachen von Geld, das wir nicht haben, um Menschen zu beeindrucken, die wir hassen. Deswegen haben Autohersteller eigene Banken – um diese Autos zu finanzieren. Hinzu kommt: Auto ist Autonomie in dem Sinne, dass ich allen ausweiche, die ich nicht treffen will. In der Bahn müssen wir uns ausliefern.

Für Ihre Untersuchungen bringen Sie mit dem Rheingold-Institut Menschen aus ganz unterschiedlichen ­Lebenswelten zusammen. Was erleben Sie dabei?

Grünewald: Die Leute machen in einer ­Gruppendiskussion die berührende Erfahrung, dass sie gesehen werden, dass man ihnen zuhört und dass ihre Meinung nicht direkt ­kritisiert wird. Leider haben wir diese produktive Streitkultur verloren, weil es die klassischen Begegnungs­räume – wie früher den Stammtisch – kaum noch gibt.

Diehl: Und die Zaungespräche fehlen. Wir gehen nicht mehr am Zaun vorbei, sondern wir fahren. Bei meinen ­Eltern trifft man sich im Supermarkt. Andere Begegnungsräume, die man zu Fuß erreichen kann, fehlen leider.
Grünewald: Ich erinnere mich an eine Gruppe, die wir vom Rheingold-Institut befragt haben. Der AfD-Anhänger saß neben einer Muslima und einem türkischen Fließband­arbeiter. Nach zwei Stunden wollten die gar nicht mehr auseinandergehen. Auch das Medienverhalten verändert sich radikal. Das Fernsehen war früher ein indirekter ­Begegnungsraum. Jetzt ziehen die Menschen sich aber in ihre Netflix-Welt zurück. Da gibt es keine Nachrichten, keine Dokumentationen, nicht mal Werbung, die uns sagt, dass wir noch den Garten bestellen oder die Suppe an­rühren müssen. Das ist Gift für unsere Demokratie.

Diehl: Das größte Problem ist, dass die Menschen sich nicht vorstellen können, was sie noch nie gesehen haben. Ich versuche deshalb, mit Fragen zu irritieren. Zum Beispiel: Willst du oder musst du Auto fahren? Sehr oft höre ich: "Darüber habe ich mir nie Gedanken gemacht!"

Grünewald: Wir haben Studien zur Psychologie und Bedeutung des Autos gemacht. Es ist ein rollendes Wohnzimmer und steht für den Rückzug ins Schneckenhaus, den viele Menschen derzeit vollziehen. Das Auto ist ein Persönlichkeits­markierer. Durch die Marke bringe ich zum Ausdruck, ob ich in frankophiler Gelassenheit oder im Leben auf der Überholspur unterwegs bin. Ich ­habe auch bei Udo Undeutsch studiert, er war damals der ­obers­te Verkehrspsychologe. Wenn Leute ihren Führerschein verloren hatten, mussten sie eine Prüfung ­ machen. Und gerade ältere Herren lagen auf Knien dann vor ­diesem Professor und sagten: "Sie können mich ­kastrieren, aber bitte geben Sie mir meinen Führerschein wieder zurück!"

Lesen Sie hier einen Text aus unserem Archiv: Wie Städte mehr Platz und Sicherheit für Radfahrer und Fußgängerinnen schaffen können

Diehl: Man kann kaum Lust auf etwas wecken, von dem keine Vorstellung da ist. Deshalb beschreibe ich in meinem neuen Buch nicht nur Beispiele wie Paris oder Barcelona, sondern auch Nordhorn in Niedersachsen – 40 Prozent Radanteil, weil es einen Stadtbaurat gibt, der sich dafür eingesetzt hat. Die meisten Städte, die etwas verändern, haben Bürgermeisterinnen. Die machen nichts besser, weil Frauen schlauer sind. Aber die machen etwas anders, weil Frauen Care-Arbeit kennen und wissen, dass eine Frau ohne Führerschein und mit Kindern eigene Bedürfnisse an Radwege und den ÖPNV hat. Wenn ich auf die bundesdeutsche Verkehrspolitik gucke, ist da nichts Inspirierendes. Belit Onay, Oberbürgermeister in Hannover, will bis 2030 eine nahezu autofreie Innenstadt. Die Forschung ist klar: Das hilft auch dem Einzelhandel, weil die ­Menschen schlendern. Die SPD hat die Koalition aufgekündigt. Selbst hat sie keine Idee, man wolle noch mal forschen. Das nervt mich hart ab! Leute sagen: Nee, will ich nicht – das ist schon genug der Diskussion.

Grünewald: 80 Prozent der Menschen beklagen, dass das Wirgefühl verloren gegangen ist. Aber gleichzeitig ­beobachten wir, dass die Menschen sich immer stärker in ihren sozialen Bollwerken verschanzen und alle ­aus­- sortieren, die anderer Meinung sind. Das führt dazu, dass wir immer weniger tolerant und anschlussfähig werden.

Ändern die großen Demonstrationen gegen Deportationsfantasien einiger Rechtsextremer etwas daran?

Grünewald: Ja, viele haben dadurch das Gefühl großer Selbstwirksamkeit. Eine brachliegende Bewegungs­energie wurde kanalisiert und man ist froh über ein lange nicht erlebtes Zusammengehörigkeitsgefühl.

"Die Leute sind in einer Art Nachspielzeit. Sie hoffen, dass die Verhältnisse, die sie seit ihren Kindheitstagen kennen, noch ein, zwei Jahre andauern."

Stephan Grünewald

Bekommen Menschen mit Visionen erst recht Hass ab?

Grünewald: Es gibt ein visionäres Vakuum. Bundeskanzler Olaf Scholz sprach von einer "Zeitenwende". Psychologisch gesehen hat es die gar nicht gegeben, denn zu einer Zeitenwende gehört, dass man Abschied nimmt von einer alten Zeit und sie betrauert, sich aber auch auf eine neue Zeit ausrichtet. Das passiert nicht. Die Leute sind in einer Art Nachspielzeit. Sie hoffen, dass die Verhältnisse, die sie seit ihren Kindheitstagen kennen, noch ein, zwei Jahre andauern. Die Nation spielt auf Halten. Das Vakuum wird gefüllt durch einen Retrotrend. Wir recyceln die Aufbruchsstimmung und Geborgenheit der Vergangenheit. Statt in die Zukunft blicken wir in den Rückspiegel.

Diehl: Bei der Letzten Generation stiegen Männer aus dem Auto aus, fassten Mädchen am Zopf und zerren sie von der Straße. Mir ist Hass total fremd. Das Äußerste ist, dass ich sage: Du bist mir egal.

Grünewald: Wir haben auch in der Merkel-Ära verlernt, uns auseinanderzusetzen. Sie war präsidial, fast überparteilich. Da haben viele ihren Standpunkt nicht mehr ausgebildet.

Diehl: Der Verkehrssektor hält die Klimaschutzziele nicht ein. Die Zulassungszahlen für Pkw sind immer noch hoch. Autobahnen werden ausgebaut. Was macht da eine Katja Diehl in dieser Welt, die sich doch mit dem Pariser Klima­schutzabkommen versprochen hat, zu dekarbonisieren?

Aber Sie sind doch nicht ganz allein!

Diehl: Na ja. Ich kriege schon sehr viel mehr Hass als ­Liebe. Aber ich habe eine Mission. Und wenn mir Leute danken, dann sag ich schon mal: Danke fürs Dankesagen, aber machst du bitte auch was?

"Acht Leute sterben am Tag im Autoverkehr. Acht! Ist das ein Kult? Wenn das bei der Bahn passieren würde, würde sie still­stehen."

Katja Diehl

Passen Sie genug auf sich auf?

Diehl: Nein! Ich habe mehrere chronische Erkrankungen und sollte auf mich achten, aber nein. Ich sage am Ende jeder Lesung: Werdet laut! Ihr seid zu höflich. Acht Leute sterben am Tag im Autoverkehr. Acht! Ist das ein Kult? Wenn das bei der Bahn passieren würde, würde sie still­stehen. Ich habe mit dem Vater des Kindes gesprochen, das von einem Porsche mit viel zu hoher Geschwindigkeit totgefahren wurde in Berlin. Er wollte vor Gericht durch­setzen, dass solche Fahrzeuge nicht mehr in die Stadt ­fahren dürfen. Ich sage zu den Menschen: Über so etwas dürft ihr wütend sein! Ein Dodge-Ram-Besitzer kurvte einmal acht Mal unter meinem Balkon, bis er einen Parkplatz fand. Er parkte immer auf Baumwurzeln – das ist für Bäume das Schlimmste. Ein kleines Mädchen hat aus Playmobil einen Zaun und einen Liegestuhl gebaut und einen Briefkasten, auf dem stand: "Fee". Seither parkt der Typ da nicht mehr. Auch kleine Irritationen helfen! Macht erst mal Schritt eins, Schritt drei müsst ihr noch nicht klar haben.

Grünewald: Das hat im Winter 2022/23 in der Energie­krise gut funktioniert. Man hatte zumindest eine Antivision, eine Erzählung: Gemeinsam verhindern wir durch Sparmaßnahmen den Blackout. Das klang gerecht, weil es alle getroffen hat. Und es haben erstaunlich viele mitgemacht. Man hätte diese kollektive Leistung viel mehr feiern sollen!

Was würden Sie der Regierung jetzt, 2024, raten?

Grünewald: Sie sollte weniger Zänkigkeit ausstrahlen. Zank will Bitternis absondern, ist destruktiv. Streit heißt, auch die Perspektive des andern einnehmen. Die Demos sind auch dann gut, wenn sie für etwas demonstrieren – für Demokratie und Menschenwürde.

Diehl: Die Politiker sondern sich mit ihren schwarzen ­Limousinen auch so ab vom Volk . . .

Grünewald: Es gibt eine wunderbare Szene in einem Film über Churchill. Er fährt U-Bahn und fragt Leute, wie England sich gegen Nazideutschland positionieren soll. Und nachdem er mit normalen Leuten gesprochen hatte, hielt er seine Blut-, Schweiß- und Tränenrede. Es mag manchmal geruchstechnisch anstrengend sein in der U-Bahn. Aber die Jahre im wohltemperierten Homeoffice haben viel kaputt gemacht. Man köchelt im eigenen Saft.

Wir haben viel über Hass gesprochen. Zum Schluss wüssten wir gern, ob Sie heute schon höflich zu ­jemandem gewesen sind?

Diehl: Ja, eben beim Hotel, als ich ausgecheckt habe. Ich bedanke mich immer beim Servicepersonal in der Bahn. Businesstypen setzen sich im ICE hin und meckern. Ich ruf denen dann zu: "Da fehlt ein Name: Volker Wissing!" Das ist ein Staatskonzern! Einmal hat mich ein Schaffner gebeten mitzukommen, und ich dachte schon, oh Gott, was habe ich jetzt falsch gemacht? Er wollte mir nur sagen: "Sie sind die erste Person, die heute freundlich zu mir war!" Das ist wichtig! Ich nehme oft Augenkontakt zu Menschen auf. Ich sage: "cooler Mantel". Oder spaße mit Kindern im ­Las­tenrad. Wen lernt man schon im Autostau kennen?

Grünewald: Ich bin gerade vom Bahnhof hierher ­gegangen, da begegnete mir ein Mann, 60 Jahre alt vielleicht, der grimmig blickte. Ich habe ihn angelächelt, und er nickte zurück. Da war kurz eine Verbindung da. Manchmal ­genügt es auch, die Menschen reden zu lassen. Einander zuhören, sich ansehen, hier und da loben, etwas Humor – das würde schon helfen.

Diehl: Wieso klatschen wir nicht an der Bahnhaltestelle, bevor wir aussteigen? Im Flieger tun wir das doch auch.

Infobox

Hass­kriminalität

Was ist das? Menschen werden Opfer von Hass­kriminalität, weil sie eine bestimmte ­politische Einstellung haben. Oder der Hass trifft Menschen ob ­ihrer Hautfarbe und Herkunft, ihrer ­Religion oder ­ihrer ­sexuellen ­Orientierung.
Nimmt der Hass zu? Ja. Einschlägige ­Straftaten haben von 10 501 im Jahr 2021 auf 11 520 im Folgejahr zugenommen – ein Anstieg von fast zehn Prozent. Das sind aber nur die Delikte, die ­angezeigt werden. Eine weitere Zunahme ist zu befürchten, denn nach dem ­Angriff der ­islamistischen Hamas auf Israel steigen ­antisemitische Angriffe in Deutschland stark an.

Infobox

Hilfe bei Hass im Netz

Sie sind akut Opfer von Hass? Die polizeiliche Kriminal­prävention der Länder und des Bundes rät dazu, ­Anzeige zu erstatten. Das ist in allen Polizeidienststellen möglich. Wichtig ist, Beweise zu sichern. Wie das im ­Internet funktioniert, zeigt die Webseite ­www.hilfe-info.de

Und dann? Hass hinterlässt ­Spuren auf der Seele. Hilfe bei Hass im Netz, wie Katja Diehl ihn ­erfahren musste, ­bietet unter anderem Hate Aid unter der Telefon­nummer 030 25 20 88 38 oder unter www.hateaid.org

Leseempfehlung
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Die Frage wird von dem schönen alten Sprichwort bestens erklärt. „Wie es in den Wald hineinschallt, so schallt es heraus“
Oder drastischer: „Wer Wind säht wird Sturm ernten“
Die von Auto-Hass beseelten Autoren glauben, sich auf einem rational definierten Pfad der Erkenntnis zu bewegen, wenn sie das landläufige, modische und moralische PKW-bashing im Tarnmantel von Umweltschutz und Klima in Stellung bringen.
Sie selbst sitzen einem arroganten Irrtum auf, dass das Auto die Menschheit bedrohe; dabei entlarven die Begriffe wie SUV oder Porsche eine emotionale Grundhaltung gegen „ die da oben“. Der Fiat 500 der zur Patientin eilenden Hebamme bleibt ein unerwähntes Himmelsgefährt, welches allerdings genau so viel von einem sorgsam aufgemalten Parkplatz in Anspruch nimmt wie ein Caravan oder Camper.
Kurzum, der Hass auf die automobilen Zeitgenossen wird von denen entsprechend beantwortet.
Nebenbei: die Armee der städtischen Kampfradler lebt ihren Hass gegen das Auto mit dem Wohlwollen der Welt linksgrüner Kreise aus. Es sind heutzutage einfach die Guten.
Autogerechte Städte waren gestern, der heilige Radfahrer dominiert heute und morgen huldigen wir der nächsten Mode; natürlich immer bestens begründet.
Mensch bleibe wesentlich!
Lutz Bauermeister

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Ein in doppelter Hinsicht wertvolles Interview, das nicht nur zu Recht die Umweltproblematik der falsch gesteuerten Mobilität thematisiert, sondern auch die Ursachen von Aversion und Hass erklärt:
Die inhaltlich gewiss richtige Kritik der Autorin von "Autokorrektur" (2022) und "Raus aus der AUTOkratie" (2024) provoziert durch ihre fundamentalistische Grundhaltung eine trotzige Gegenkritik; deshalb darf sich die emotional engagierte Missionarin eigentlich nicht wundern, dass ihr emotional gesteigerte Aversion entgegenschlägt. Diese artet in der Zeit unkontrollierter social-media-posts allzu leicht in Hemmungslosigkeit aus. Berechtigtes Schimpfen, empörtes Pöbeln steigert sich zu persönlichen Gewaltandrohungen - wie bei Pubertierenden auf dem Schulhof. (Nach Bodo Wartke muss sie da wohl durch.) Zwar wird man der ehrenhaften Klima-Polizistin in der Sache vollständig zustimmen, aber nicht ihrer gereizten Gouvernanten-Stimmlage: "Danke fürs Dankesagen, aber machst du bitte auch was?" Dieser erzieherische und anklagende Ton schafft in unserer empfindlichen Wellness-Gesellschaft keine Freunde! Und die herausfordernde Ermahnung "Werdet laut! Ihr seid zu höflich." stört bewusst den guten Ton, der früher bei Hofe gepflegt wurde, um das ohnehin schwierige Zusammenleben wenigstens durch eine äußerlich harmonische Atmosphäre zu erleichtern. Der despektierliche Hinweis auf die übermotorisierten "schwarzen Limousinen der Politiker" im demokratischen Sozialstaat ist mit Blick auf den viel missbräuchlicheren Prunk in Monarchie und Autokratie unverhältnismäßig, psychologisch falsch und nicht zielführend: Die Seele des nicht allzu protestantischen Volkes braucht einen kleinen, repräsentativen Ersatz für den Glamour der Royals. Der Ton macht die Musik, Frau Diehl, das wussten schon die Jesuiten ("fortiter in re, suaviter in modo").
Besonders wohltuend sind da die nicht nur sprachlich gewandten Erklärungen des Psychologen vom Rheingold-Institut. Seine auch durchweg klugen Formulierungen basieren wohl auf 13 Jahren mehr Erfahrung mit kompromisslosem Protest, wie er sich z. B. nicht nur in Mutlangen oder bei "Atomstrom - nein Danke" artikuliert hatte, sondern auch in der noch verständlichen Gesellschaftskritik der 68-er, die dann aber zu verbrecherischen RAF-Aktionen ausartete. Früher äußerte sich lange aufgestauter Ärger von Zeit zu Zeit im so genannten "Dampfablassen". Heute ist die Zündschnur kürzer, nach Stéphane Hessels Buch "Indignez-vous" von 2010 (deutsch "Empört Euch!") ist es zur unüberlegten Empörung nur noch ein Schrittchen. Hass ist eine zügellose Emotion und basiert auf Kontrollverlust. Dieser war bei früheren Generationen mit sozialer Verantwortung seltener, ja fast undenkbar. Die Übertreibungen einer falsch verstandenen "Antiautoritären Erziehung" führten zu einem ziellosen Individualismus, der aus dem "no go" fehlender Selbstkontrolle offenbar ein gedankenloses "must have" werden ließ. Darunter leiden heute u.a. Klimaaktivisten wie Frau Diehl.
--
Dr. Dietrich W. Schmidt

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Hass und Sprache- Meinungen und Widerspruch stehen sich am Ende unversöhnlich gegenüber und werden als solches mit einem unverhältnismässigen Vokabular auch in den Medien Millionenfach verbreitet ?
Nachdenken und kommunakative Aufklärung/Erklärung kann den Prosess bis hin zur Eskalationsstufe aufhalten.
Statt die Wortwahl achtsam auszuwählen - geschieht genau das Gegenteil- in den Talkshows und allen anderen Medien-
ansonsten sinken die Einschaltquoten.
Thomas Bartsch Hauschild

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Die Spannungen nehmen überall zu, auf breiter Ebene, weltweit und bis in die hintersten Winkel des Lebens, und ich denke, dass wir in einer Zeit des allgemeinen Niedergangs leben, in einer allgemeinen Rationalitätskrise. Die Menschen spüren das, aber sie sehen die Zusammenhänge nicht, und das gilt sogar – bezeichnenderweise! – auch für unsere Führungselite, die ökonomische, politische und mediale. Die extreme Ökonomisierung und die damit verbundene, quer durch alle Schichten wirkende Instrumentalisierung des Menschen im Dienst der Kapitalverwertung dringen in alle Lebensbereiche ein und verhindern die Emanzipation des Menschen. Aspekte dieser Entwicklung sind die reichlich peinliche Vergötzung des Autos (man achte auf die heutige Ausgabe der SZ, die tief blicken lässt, und die mich irritiert, empört und verärgert hat, und spontan wollte ich nach langer Zeit auch mal wieder einen Leserbrief schreiben an die SZ, habe es aber dann doch sein lassen, weil es ja doch keinen Sinn hat, da kann man auch, wie man in Frankfurt sagt, einem Ochsen ins Horn petzen), aber auch Überbürokratisierung, Übertechnisierung respektive Digitalisierung, und die Zunahme von Aggression in vielfältiger Weise. Das Leben des modernen Menschen besteht nur noch aus Hetze und Ungewissheit, dauernd ändert sich etwas, meist zum Schlechteren hin. Manchmal denke ich, man müsste wieder zurückkehren zu einer echten analogen Welt, wo der Bauer noch Bauer ist und Handwerk noch Handwerk, und wo jeder Betrieb mit mehr als drei Mitarbeitern in kommunaler oder staatlicher, also gemeinnütziger Hand ist, statt von irgendwelchen windigen und gierigen Spekulanten am Kasino aufs Spiel gesetzt wird, man denke an VW-Dieselskandal, an Wirecard und Benko und so weiter.

Friedhelm Buchenhorst

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Sehr geehrte Frau Diel, sehr geehrter Herr Grünewald,

mit großem Interesse und weitgehender Zustimmung habe ich Ihren Artikel in Chrismon gelesen.
Zu meiner Person: Männlich, Baujahr 1950, röm.-kath., Dipl.-Ing. für Maschinen- und Fahrzeugbau, SZ-Abonnent seit ca. 50 Jahren, 30 Jahre Tätigkeit in leitenden Funktionen im Entwicklungbereich eines Münchner Automobilherstellers. Ich bin kein Autohasser, aber ich ein bekennender Gegner von Auswüchsen wie z.B. SUVs mit 2,5 Tonnen. Meine vielen Ideen zur Verbesserung und Vereinfachung von Komponenten, Systemen und Konzepten am Automobil mündeten in mehr als 50 Patente. Leider fielen die meisten davon nicht auf fruchtbaren Boden. Im Gegenteil. Ich weiß, was Mobbing durch Vorgesetzte bedeutet.

Was Mobiltäts- und Energiewende anbetrifft, bin ich nicht der Meinung, dass wir uns da auf einem guten Weg befinden. Windräder, Sonnenkollektoren und Elektromobile halte ich für den völlig falschen Ansatz. Aber was dann?

1. Wohnraum: Viele Menschen brauchen das Fahrzeug als Pendler. Eine Wohnung in der Stadt können sie sich nicht leisten. Deshalb haben sie sich mit ihrer Familie auf dem Land niedergelassen, und sind nun täglich zwei Stunden oder mehr mit dem Auto unterwegs. Was tun die verantwortlichen Politiker? Sorgen sie für bezahlbaren Wohnraum? Nein! Sie priorisieren Bürotürme (stehen mittlerweise leer), Großprojekte (Benko, Bauruinen), und vergraben Milliarden in den Untergrund für ein Projekt, das zum scheitern verurteilt ist. Was fehlt sind bezahlbare Ein-Zimmer-Appartements, keine Lususwohnungen. Denn die Zahl der Singles nimmt beständig zu, und die Pendler könnten sich überlegen, ob sie unter der Woche nicht in der Nähe des Arbeitsplatzes wohnen möchten, und nur am Wochenende das Familienleben pflegen. Ich bezweifle ohnehin, dass man nach einem zwölfstündigen Arbeitstag noch viel zu einem gedeihlichen Familienleben beitragen kann. Aber da müssten die Ressorts Verkehr und Bauwesen an einem Strang ziehen. Sowas ist in unserer politischen Kultur nicht vorgesehen.

2. Sozialverträglichkeit: Kennen Sie Deutschlands führende Automobilzeitschrift auto motor und sport? Dort werden Fahrzeuge nach allen Regeln der Kunst beurteilt, objektiv und subjektiv. Was so gut wie keine Rolle spielt, ist die von mir so genannte Sozialverträglichkeit. Was ist darunter zu verstehen?
Kraftstoffverbrauch, Abgasverhalten, Ressourcenbedarf bei der Herstellung, Verkehrsraumbedarf in Form von Länge, Breite und Wendekreis, Sichtbehinderung anderer Verkehrsteilnehmer, Unfall-Partnerschutz, Außengeräusch, usw.?
Daraus kann man einen Zahlenwert generieren, der dann als Basis für die Besteuerung dient. Nehmen wir als Beispiel im einfachsten Fall nur das Gewicht als Steuergröße. Das Gewicht korreliert sehr stark mit der Sozialverträglichkeit. Als Basis diene ein Fahrzeug mit 1000 Kilogramm, z.B ein Fiat Panda. Dessen Steuer betrage Null Euro pro Jahr. Jedes Kilogramm darüber hinaus erhöht die Steuer um 1 Euro. Fahrzeuge mit 1.500 Kilogramm zahlen demnach 500 Euro, ein Dodge-RAM 1500 mit 2.700 Kilogramm zahlt jährlich 1.700 Euro. Natürlich kann man die Parameter jederzeit anpassen, z.B. mit einer Progression hin zu höheren Gewichte.
Ganz entscheidend ist, keine Verbote oder Vorschriften! Kein Raum für Ohnmachtserfahrungen. Jeder hat es selbst in der Hand, wieviel Steuer er zahlen möchte. Und genauso wichtig, Menschen mit wenig Geld werden bevorteilt.
(Zu jedem der genannten Sozialverträglichkeitspunkte gibt es eine detaillierte Abhandlung.)

Ich bin der Meinung, Politik muss die Schwachen vor den Starken schützen. Die Starken können auf sich selbst aufpassen.

Zum Schluss noch eine Bitte. Sollten Sie in Kontakt mit Greenpeace und anderen Organisationen stehen, leiten Sie bitte meine Gedanken weiter. Im Idealfall empfehlen Sie meine Internetseite www.der-autokritiker.de Vielen Dank!

Mit freundlichen Grüßen
Jakob Unterforsthuber

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Liebe Redakteure,

lesen Sie eigentlich die Artikel Ihrer Zeitschrift bevor Sie sie veröffentlichen? Oder ist das ganze satirisch gemeint, und Sie geben die Autoren (eine „Mobilitätsexpertin“ und einen „Psychologen") bewusst ihrer eigenen Lächerlichkeit preis?

Ich zitiere: Das Auto ist ein „safe space“, in dem Wort „Autonomieverlust" steckt schon das Wort „Auto“ drin, „Ohnmachtserfahrungen“ sind „Hasstrigger“ und dadurch kommen manche Leute „in eine Art kompensatorische Affektmasturbation“. Dann werden drittklassische Filme zur psychologischen Bestätigung und ökonomischen Erklärung herangezogen: „Wir kaufen Sachen von Geld, das wir nicht haben, um Menschen zu beeindrucken, die wir hassen. Deswegen haben Autohersteller eigene Banken…“

Geht’s noch?

Das Thema des Artikels wird eher indirekt preisgegeben: Auf Menschen, die mit dem Auto in die Stadt fahren wollen „dürft Ihr wütend sein!“ Sportwagen und SUV gehören verboten, wenn es mit einem Fahrzeug solcher Art einen Unfall mit Personenschaden gegeben hat. Wenn die letzte Generation Straßen besetzt ist das doch das erste Zeichen des Hasses, welches natürlich weiteren Hass auslöst.

Überhaupt ist die ideologisch fundierte Verbots-Politik mit Absolutheits-Anspruch meines Erachtens der Hauptauslöser von Hass in diesem Land. Es fehlt die Vernunft und die Bereitschaft zu vernünftigen Kompromissen - Deutschland ist das einzige bedeutende Land auf der Welt in dem es keine Geschwindigkeitsbegrenzung und keine Atomkraftwerke gibt.

Auch in Ihrer Redaktion gibt es keine Vernunft, sonst würden Sie nicht so einen albernen Artikel veröffentlichen.

Vielen Dank / Mit besten Grüßen

Klaus-D. Kunzmann

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Liebe Redaktion,

über Ihren o. g. Bericht war ich sehr enttäuscht. Obwohl ich Frau Diehl in Bezug auf ihre Ablehnung des immer extremer werdenden Autoverkehrs und sämtliche Folgen voll zustimme und auch Herrn Grünwald inhaltlich nahestehe, hat mich das Gesagte ehrlich gesagt ziemlich abgestoßen. Frau Diehl erging sich im Grunde bis zum Ende ausschließlich darin, darzulegen, was ihr an Verhalten und Einstellungen ihrer Mitmenschen aufstößt. Sowohl sie als auch Herr Grünwald äusserten sich m. M. n. nach ziemlich überheblich - zumindest empfinde ich bspw. eine Aussage wie „kompensatorische Affektmasturbation“ als ausgesprochen arrogant.

Sicherlich liegt Hr. Grünwald nicht falsch mit seiner Annahme, dass sich sehr viele (wenn nicht die meisten) Menschen durch die Dauernutzung des Smartphones unbewusst als „Weltbeherrscher“ fühl(t)en und dies durch die Aneinanderreihung belastender Situationen (Pandemie, Ukrainekrieg, Inflation) bedroht sehen. Andererseits fehlte mir bereits an dieser Stelle die Beleuchtung anderer Weltregionen, wo die Menschen weder durch eine Inflation noch den genannten Krieg belastet sind. Zumal man sicherlich trefflich darüber streiten kann, ob Menschen hierzulande sich durch diesen Krieg wirklich belastet fühlen müssen oder sich nicht vielmehr durch warum auch immer ihn gestört fühlen.

Das Thema des Artikels ist „Haß und woher er kommt“. Da hätte ich mir von einem Psychologen beleuchtet gewünscht, weshalb die gewalttätigen Handlungen und Äusserungen in natura wie im Netz überhaupt derart krass sind, inwieweit die Anonymität des Netzes für die enorme Enthemmung sorgt und sich dies möglicherweise in die analoge Welt überträgt - eben weil die Menschen durch den Daueraufenthalt im Netz verlernen, miteinander umzugehen, Grenzen wahrzunehmen und einzuhalten.

Stattdessen beschreibt Herr Grünwald nur den Status Quo, so z. B., dass den Menschen das Wir-Gefühl abhanden gekommen ist und sie sich in ihren sozialen Bollwerken verschanzen. Dies tut er jedoch, ohne die doch äusserst interessante Tatsache zu erwähnen, dass es solches vor nicht allzu langer Zeit schon einmal gab, nämlich im Biedermeier, als die politischen Verhältnisse die Menschen dazu brachten, sich ins Private zurückzuziehen - wenn sich dies damals auch eher bei der Oberschicht zeigte, die sich solch ein Verhalten eher leisten konnte als der nicht privilegierte Bevölkerungsteil, der den ganzen Tag für sein Auskommen arbeiten musste.

Kurz gesagt, es hätte ein interessantes Interview werden können, war aber leider eher ärgerlich, weil Zeitverschwendung. Fakten beschreiben kann ich selbst - da hätte ich mehr erwartet.

Freundliche Grüße
Kirstin Stark.

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Sehr geehrte Mitglieder des Chrismon-Teams,

Katja Diehl spricht im o.a. Interview über Höflichkeit. Ich möchte dem etwas hinzufügen: Angeregt durch einen TV-Beitrag habe ich vor einigen Monaten begonnen, fremde Menschen auf der Straße zu grüßen, wie bei uns in Hamburg üblich mit einem freundlichen „Moin!“, mehr nicht. Fast alle reagieren erfreut, manchmal ergibt sich sogar ein kurzes Gespräch. Ich denke, mit dieser kleinen Geste können wir der alltäglichen Anonymität ein klein wenig entgegensetzen.

Ich grüße auch Sie mit einem freundlichen „Moin!“ und wünsche Ihnen einen angenehmen Tag.

Susanne Bologna

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Sehr geehrte Frau Diehl,
sehr geehrter Herr Grünewald,

mit Interesse habe ich das Interview gelesen. Was Sie erleben, Frau Diehl, ist gleichermaßen erschreckend, wie abstoßend. Dass Sie unter chronischen Erkrankungen leiden, ist nicht verwunderlich - was Sie erfahren, ist m.E. Körperverletzung. Ich bewundere Ihren starken Willen und Ihre Beharrlichkeit.

Ich selbst bin sowohl im Tier-, als auch im Klimaschutz aktiv, habe seit vielen Jahren kein Auto mehr, fliege nicht mehr und lebe vegan (Laut Verbraucherzentrale ist die Lebensmittelindustrie für etwa 31 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Eine Studie der Universität Oxford hat untersucht, welche Ernährungsweise am nachhaltigsten ist. Sie findet deutliche Unterschiede zwischen einzelnen Ernährungsweisen. Vegane Ernährung führt demnach zu 75 Prozent weniger Landnutzung, 54 Prozent geringerem Wasserverbrauch, 66 Prozent weniger Biodiversitätsverlust und 93 Prozent weniger Methanproduktion im Vergleich zu fleischhaltiger Ernährung).
Ich nutze die öffentlichen Verkehrsmittel oder das Rad. Letzteres aber immer weniger gerne und das hat den Grund, dass in München viele rücksichtslose Radfahrer:innen unterwegs sind. Sie fahren ganz selbstverständlich auf den Bürgersteigen, sind als Geiserfahrer:innen unterwegs und i.d. R. in viel zu schnellem Tempo. Entspannt Rad fahren ist in München genausowenig möglich, wie ein vergnüglicher Spaziergang mit dem Hund. Der Alltag in dieser Stadt, ist mitlerweile der pure Streß.

Mehrfach und immer wieder habe ich Rad-Rowdys angesprochen und wurde daraufhin meist in Fäkalsprache beschimpft. Zu Coronazeiten hat mich ein Radler auf dem Bürgersteig angespuckt, weil ich ihn gefragt habe, weshalb er nicht auf dem Radweg fährt (in München gibt es relativ viele Radwege, trotzdem wird oft auf den Gehwegen gefahren).
Kurzum, der Radverkehr müsste geregelt werden. Evtl. durch Nummernschilder, mehr Polizeikontrollen oder anderes. Auch der ADFC fühlt sich leider nicht zuständig - mehr als warme Worte kommen da nicht.

Es stellt sich die Frage, wer diese Menschen erzogen hat. Rücksichtslose Auto- und Radfahrer, Menschen, die Hassnachrichten verschicken und die anderen ins Gesicht spucken, die den Klimawandel ignorieren, die Mitglieder der LG an den Haaren von der Straße ziehen, oder die gegen andere wegen ihrer Hautfarbe, Nationalität oder Religion Stimmung machen. Es gäbe noch etliche Beispiele.... Ihre Erklärungen mögen richtig sein, Herr Grünewald. Davon abgesehen ist mir selbstverständlich bewusst, dass viele Eltern stark belastet sind und gleichzeitig ihr Bestes geben. Dennoch muss erlaubt sein zu hinterfragen, wer und was besagte Menschen geprägt hat, wer verantwortlich ist. Wo wurde dieses Verhalten gelernt?

Vielen Dank für Ihr offenes Ohr
Freundlich grüßt Sie
Eva Gruber

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Liebe Redaktion

Mal wieder ein Chrismon Heft, welches ich gezwungenermaßen als FAZ Abonnent als Beilage bekomme. „Woher kommt der Hass?“, wurde da gefragt. Und man bekommt schrecklich unterkomplexe Antworten einer Aktivistin und eines Psychologen. Nur ein Zitat: „Wir kaufen Sachen von Geld, das wir nicht haben, um Menschen zu beeindrucken, die wir hassen“. Warum geben sie Leuten, die in Blasen leben und kein auch nur ansatzweise pragmatisches und versuchsweise verstehendes Verhaeltnis zur Welt haben, eine Plattform? Es ist doch kein Wunder, dass jemand wie Frau Diehl, die im Wesentlichen nur Bloedsinn von sich gibt, von vielen Menschen nicht gemocht wird. Hassen muss man so jemanden nicht, eher bemitleiden. Aber wer selbst ueberwiegend in Kategorien des Hasses denkt, sieht natürlich in der Welt um sich herum auch nur Hass. Warum geben sie nicht einem Verkehrspolitiker eine Buehne, wenn ihnen das Thema naheliegt? Oder geht es ihnen um Polarisation, um saeen von Hass und Schwarzweiss denken? Vieleicht sind das die Kategorien, in denen moderne Christen denken, Hass und Liebe? Die Welt ist aber leider nicht so einfach wie die Manichaer sie sich vorstellen. Viele Menschen nutzen Autos nur, um von A nach B zu kommen. Nichts weiter. Denken sie mal darüber nach.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Stefan Meyer

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Sehr geehrtes Team,

vielen Dank für den sehr guten und wichtigen Artikel „Woher kommt der Hass“ in der Nr. 04/2024.
Mir gehen aber die Antworten nicht weit genug. Die Frage: woher kommt der Hass? sollte tiefer gehen: warum „gebiert“ unsere Gesellschaft so viele Menschen, die mit ihren Konflikten, Frustrationen und Ängsten nicht anders umgehen können, als sie gewaltvoll auszuagieren? Verbal oder physisch und eben auch über Hass?
Kein Kind kommt hassend auf die Welt. Was müsste sich grundsätzlich ändern in Erziehung, Bildung, Medien, dass mehr Menschen von klein auf lernen, vor allem erfahren können, welche anderen Möglichkeiten es gibt, mit Ängsten und Frustrationen umzugehen? Ich denke da zum Beispiel an die „Gewaltfreie Kommunikation" nach Marshall Rosenberg.

Constanze Fiebig

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Sehr geehrte Damen und Herren,

ich schätze Ihr Magazin, die Beileige meiner -SZ.
Der Hass-Artikel widerstrebt mir und meinen gemachten Erfahrungen komplett.
So etwas kann es geben, aber das ist nicht die Regel. Ich bin 83 Jahre und viel
in München und mit den Verkehrsmitteln unterwegs und erlebe sehr häufig
Aufmerksamkeit, Freundlichkeit und Höflichkeit. Der Sitzplatz wir mir sehr
oft angetragen, eine Türe aufgehalten und mit Gepäck ohne Rolltreppe
oder Aufzug Hilfe angeboten. Wenn Sie freundlichen Gesichtes gehen,
die Menschen anschauen, dann erhalte und gebe ich gerne ein
Lächeln. Es ist nicht immer so, aber diese negativen Erfahrungen mache
ich höchst selten. Gott sei Dank!
Ganz besonders hat mich der Ausspruch bezüglich Auto gestört:
"Wir kaufen Sachen von Geld, das wir nicht haben, um Menschen
zu beeindrucken, die wir hassen. Auch wenn es sich um einen Haß-
artikel handelt.
Ich kenne ihn freundlicher:
Was ruiniert mein Auto am meisten?
Da neue meines Nachbarn.
Ich lege Ihre Zeitschrift nicht beiseite, aber das musste ich unbedingt
los werden.
Mit freundlichen Grüßen
Monika Dillitzer

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