Mails aus - Mexiko
Mails aus - Mexiko
Artur Widak, NurPhoto, Getty Images
Eine Nacht lang wird gefeiert
In Mexiko feiert man die ganze Nacht durch. La Noche Buena - gutes Essen, große Familien und Traditionen eng verbunden mit dem einen oder anderen Weihnachtskitsch.
23.12.2022

Weihnachten in Mexiko heißt geduldig sein. Besonders in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember. Bei einigen der Anwesenden auf den Feiern in den Familien heißt es dann: "Es war anstrengend. Ich musste warten und hatte Hunger." Manche essen zwar auch schon vorher, aber viele sind da sehr konsequent - gerade diejenigen, die religiöser sind.

In mexikanischen Familien gibt es die Tradition, dass das jüngste Kind das Christkind, was viele Familien haben, in das Wohnzimmer bringt - dort sind alle versammelt. Oft sind es 15 oder sogar 25 Menschen. Das Christkind ist eine Puppe, die es in allen denkbaren Varianten gibt - kitschig und traditionell. Für die Handtasche gibt es kleine aus Streichholzschachteln. Die Materialien der Krippe sind Holz, Pappe, oft auch Weißblech. Das hängt vom Künstler der Krippe ab. Die Krippen werden hier draußen aufgestellt, da Weihnachten in die Trockenzeit fällt. In den Straßen, auf bestimmten Plätzen oder sogar am Flughafen findet man sie. Alle verbindet: Es fehlt immer das Christkind. Das wird erst in der Nacht zum 25. in die Krippe gelegt. Vorher weiß man: "Ist noch nicht da, ist noch nicht Weihnachten".

Mit dem Weihnachtsbaum auf dem Autodach durch die Stadt

Mit einem Weihnachtsbaum warten die Mexikaner dagegen nicht bis kurz vor Heilig Abend, hier herrscht dann mehr Ungeduld. Die Tannenbäume werden schon Anfang Dezember verkauft. Einmal wollte ich meinen Baum am 21. Dezember kurz vor Weihnachten kaufen. Da war ich einfach zu spät, alle waren schon weg. Mexiko hat viel Waldgebiet, gerade rund um Mexiko Stadt. Deshalb werden hier auch Tannen verkauft, wie auch bei uns an öffentlichen Plätzen. Hier schnallt man auch den Baum aufs Dach des Autos, um ihn sicher nach Hause zu bringen. Durch die Trockenheit und Wärme nadeln die Bäume aber schnell, sie duften auch nicht so lange. Deshalb wählen einige kunterbunte, glitzernde Tannenbäume aus Plastik - ich mittlerweile auch. Das sieht schön aus in der Sonne, das macht die Festlichkeit in Mexiko aus.

Stefanie Hoppe

Stefanie Hoppe betreut seit September 2020 die Deutsche Evangelische Gemeinde in Mexiko als Auslandspfarrerin. Sie kommt aus der Landeskirche Berlin-Brandenburg und war vorher Gemeindepfarrerin in Potsdam.

Mexikaner lieben es zu dekorieren, besonders Girlanden im Scherenschnitt-Muster. Zum Tag der Toten gibt es Totenköpfe, zu Weihnachten Krippenfiguren oder Schneeflocken. Hier ist man auch schmerzfrei, Rentiere oder aufblasbare Schneemänner auf das Hausdach oder den Balkon zu stellen. Wenn man fragt, wieso man das macht, heißt es "Ist doch schön". Man kennt das aus dem Fernsehen und wenn es in den USA gemacht wird, kann man das in Mexiko auch machen. Kommerz wird hier nicht so kritisch gesehen, man stellt nicht alles grundsätzlich in Frage. Diese Merkwürdigkeit erlebe ich aber auch als Stärke: Die Menschen können einfach alles miteinander verbinden, indigene mit christlichen Traditionen, oder moderne Trends. Bei Weihnachten spürt man das auch besonders, alles darf mit dabei sein, alles darf sich vermischen. Hier ist man nicht so streng wie manchmal in Deutschland.

Jeder bringt etwas zu Essen mit zum Weihnachtsfest

Weihnachten selbst ist hier ein Familienfest. Geschenke sind nicht für jeden so wichtig, man macht sich nicht wochenlang Gedanken, was man schenkt. In den Wochen vor Weihnachten schenkt man sich kleine Aufmerksamkeiten unter Kollegen und im Bekanntenkreis. Auf der Straße stehen dann viele Verkäufer, wo man Kleinigkeiten, wie Nüsse, Bonbons oder Schokolade, kaufen kann. Auch bei Verabredungen mit unbekannten Personen bringt man sich etwas mit. Zu Weihnachten geht es aber darum, was gekocht wird - und ob das Geld reichen wird. Mexikaner stressen sich da nicht unnötig, es kommt, wie es kommt.

In der Weihnachtsnacht wird spezielles Essen gegessen, jeder bringt etwas mit. Gegessen wird dann unter anderem ein Gericht, dass aus einem Gemüse in einer Chili-Schoko-Soße, der Mole Poblano, besteht. Der 25. Dezember gleicht dann eher einem Totentanz, jeder liegt im Bett und katert aus, weil man die ganze Nacht gegessen und getrunken hat. Aber der 26. Dezember ist dann schon wieder ein normaler Arbeitstag, es gibt keine weiteren Feiertage. Der sechste Januar, der Tag der Heiligen Drei Könige, und Mariä Lichtmess am zweiten Februar wird hier noch mal groß gefeiert. Beide Tage sind wieder an spezielle Essenstraditionen gekoppelt - auch sieht man an beiden Tagen die Familie schon wieder.

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Toller Bericht,
Allerdings ist mit Sicherheit auch in Mexiko am 2.2. Maria Lichtmess und nicht Maria Empfängnis. Das wäre sonst eine lange, 11 Monatige angenommene Schwangerschaft...

Antwort auf von HKS (nicht registriert)

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Werte(r) Herr oder Frau HKS, Sie haben selbstverständlich Recht, dass Anfang Februar Mariä Lichtmess und nicht Mariä Empfängnis dran ist. Ihre Begründung, 11-monatige Schwangerschaft, ist jedoch falsch. An Mariä Empfängnis wird nicht der bekanntlich etwas unkonventionell verlaufene Beginn der Schwangerschaft Marias gefeiert. Diese Schwangerschaft endet am 24.12. mit der Geburt Jesu.

Bei Mariä Empfängnis geht es aber um den Beginn der Schwangerschaft der Oma von Jesus. Der war auch ganz anders als bei gewöhnlichen Vorgängen dieser Art. Nein, diesmal übernimmt nicht der Heilige Geist die Rolle, die ansonsten der Mann spielt. Da ist durchaus der Opa von Jesus standardmäßig engagiert. Die Erbsünde aber befällt die frisch gezeugte Maria nicht. Das ist mehr was für den Powerglauben im XL-Format! Deswegen heißt das Fest in der ausführlichen Formulierung "Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria". Jetzt ist hoffentlich alles klar. Sogar den Evangelischen!

Also nichts für ungut!

Fritz Kurz

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