Coburger Bilderstreit
Den Heiligen Mauritius als schwarzen Sklaven darzustellen, geht gar nicht. Lasst die Grafiker ran!
Tim Wegner
06.08.2020

Wulstige Lippen, krauses Haar, großer goldener Ohrring: So sieht der Heilige Mauritius im Stadtwappen von Coburg aus. Eine Petition fordert, dass die Darstellung verändert wird, weil sie rassistisch und verletzend sei. Die Unterstützer einer Gegenpetition können keinen Rassismus erkennen und wehren sich dagegen, dass man der Stadt "ihr Herz herausreißt".   

Der Heilige Mauritius soll ein römischer Heerführer aus Oberägypten gewesen sein, ein Christ, der sich weigerte, römische Götter anzubeten und Christen zu töten. Er wurde hingerichtet und wird als Märtyrer verehrt.  

Tim Wegner

Claudia Keller

Claudia Keller ist Chefredakteurin von chrismon. Davor war sie viele Jahre Redakteurin beim "Tagesspiegel" in Berlin.

Sein Aussehen auf Gemälden, Statuen, Wappen änderte sich, je nachdem, was die Auftraggeber ausdrücken wollten: Als vergeistigter Heiliger trug er einen langen Bart, als wehrhafter Kämpfer eine Ritterrüstung. Die dunkle Hautfarbe bekam er im 13. Jahrhundert, als Herrscher mit dem Heiligen aus Afrika Weltläufigkeit und ihren Machtanspruch über die ganze Welt symbolisieren wollten.

Auch auf dem Coburger Wappen sah er im 16. Jahrhundert anders aus als heute, und es wäre gut, ihn ein weiteres Mal zu verändern. Die karikaturhafte Überzeichnung als schwarzer Sklave ist nicht harmlos, sondern transportiert die kolonialistische Weltsicht, die schwarze Menschen pauschal abwertet. Dass das Menschen verletzt, sollte die Stadt ernst nehmen. Es gibt tolle Grafikbüros, die dem Heiligen sicher gern eine abstrakte, von rassistischen Klischees befreite Form geben würden. So könnten die Coburger ihren Patron behalten – und Weltläufigkeit demonstrieren.

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