Claudia Dewald/Gain Schweiz
In Moria wohnen auch ein paar Tausend Kinder.
Flüchtlinge im Lager Moria
Deutsche fragen mich oft: Wie, auf Lesbos kommen immer noch Flüchtlinge an? Ja! Und auf den Nachbarinseln auch. Im Juli und August hatten wir im zentralen Flüchtlingscamp Moria über 6300 Neuankömmlinge – so viele wie seit 2015 nicht mehr.
Letzte Woche kamen innerhalb einer halben Stunde am helllichten Tag an der gleichen Stelle an der Ostküste der Insel 13 Boote mit 540 Menschen an, darunter 240 Kinder. Schon um all diese Leute vom Strand ins Camp zu bringen, braucht es zehn Busse. Das Lager hätte für maximal 3000 Menschen Platz. Zurzeit sind es weit über 10 000. Viele bleiben
Monate oder sogar Jahre. Sie hausen eng aneinander in Containern und Zelten, manchmal 17 oder 18 in einem 16-Quadratmeter-Zelt, mehrere Familien, durch dünne Laken getrennt. Bis sie von den Behörden im Camp registriert sind und wir ihnen einen Schlafplatz geben können, vergehen manchmal Tage. Im Moment schlafen deshalb wieder Hunderte auf Pappkartons am Wegrand.
Die Enge, die hygienischen Bedingungen, die Perspektivlosigkeit machen den Menschen zu schaffen. Viele bekommen spätestens nach ein paar Monaten psychische Probleme. Zwischen ethnischen Gruppen gibt es immer wieder Auseinandersetzungen. "Moria no good" ist der Standardspruch im Camp. Trotzdem sind viele einfach froh, in Europa und in Sicherheit zu sein. Auch wenn sich inzwischen herumgesprochen haben sollte, dass sie allenfalls in Griechenland Asyl bekommen werden – wenn überhaupt. Für viele ist Deutschland nach wie vor Sehnsuchtsort Nummer eins. "In Deutschland werden Flüchtlinge wenigstens wie Menschen behandelt", sagte neulich ein junger Mann aus dem Irak.
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