Komm, 
wir piksen 
den Imker!
Komm, 
wir piksen 
den Imker!
Nina Pagalies
Komm, wir piksen den Imker!
Unsere Kollegin hat jetzt Haustiere, Honigbienen. Das soll ja ganz ­einfach sein mit denen. Aber so ­einfach auch wieder nicht! ­­Christine Holch erzählt vom aufregenden Leben als Assistentin eines Imkeranfängers.
Tim Wegner
Nina PagaliesSandra Hermannsen
29.08.2019

Mein Mann will ein Haustier. Und zwar eines, das nicht traurig guckt, wenn man nicht rausgeht mit ihm; das man nicht in Pflege geben muss, wenn man in ­Ferien fährt. Es soll selbstständig sein, aber doch auch hilfsbedürftig. Er will Bienen. Auf dem Balkon.

Äh, und wo soll ich dann sitzen? "Wir stellen die Kiste vor die Brüs­tung, die fliegen gerade raus ins Grüne, die interessieren sich gar nicht für dich", sagt er. Aber Bienen stechen! "Nee, die sind ganz friedlich, du darfst sie nur nicht drücken." Hab ich nicht vor. Er fragt dann doch lieber das Frank­furter Grünflächenamt, ob er 200 ­Meter weiter, auf eine städtische ­Wiese, eine Bienenkiste hinstellen darf, direkt am Bahndamm. Er darf.

Noch hat er keine Bienen. Also trägt er sich in die Schwarmhotline ein. 50 Kilometer weit würde er fahren, um einen eingefangenen Bienenschwarm abzuholen. Und er beginnt einen Kurs bei einem Hobbyimker. Wenige Wochen später, Anfang Mai, ruft er aufgeregt aus dem Büro an: Es gebe einen Schwarm für ihn! Gleich nach der Arbeit fahre er hin. Ich soll zwei Kilo Zucker als Erstnahrung kaufen und Infozettel bei den angrenzenden Häusern einwerfen. Spätabends ist er zurück, zwei Pappkartons im Arm, aus denen es sumselt. Die kommen über Nacht in den Keller. Zur Beruhigung.

Werden die Bienen bei uns bleiben?

Eine Bienenkiste hat er schon aufgebaut. Leer, ohne vorgefertigte ­Waben, schließlich will er artgerechte Bienenhaltung machen, da bauen sich die Bienen ihre Waben selbst. Allerdings finden Bienen prinzipiell alle Behausungen, die Imker ihnen zur Verfügung stellen, unattraktiv: so auf dem Boden. Lieber würden sie oben in einer Baumhöhle nisten, wo kein Bär drankommt. Dass es keine Bären mehr gibt und kaum noch alte, hohle Bäume, hat sich irgendwie noch nicht rumgesprochen.

Es gibt einen Trick: Die Bienen werden unsere Unterkunft erst am Abend kennenlernen. Damit die Kundschafter­bienen sagen: Leute, es wird dunkel, lasst uns heute Nacht hierbleiben, wir können morgen nach was Besserem weitersuchen. Sind sie erst einmal drin, fangen sie sogleich an, Waben zu bauen, heißt es. Könnte man die Bienen nicht auch in die Kiste schütten, Deckel zu? Nein, sie sollen sich selbst entscheiden können, findet mein Mann. Das sei würde­voller.

Das Einlaufen: ein Spektakel

"Was für ein Spektakel", sagt der Nachbar, als er mit Tochter beim "Einlaufen" der Bienen zuguckt. Mein Mann hat ein Brett schräg vom Boden hoch zum Eingang der Bienenkiste gelegt, darauf ein weißes Tuch. In beunruhigender Lage streben Bienen möglichst ins Dunkle, und sie laufen gern aufwärts – also zum Kisteneingang. So die Theorie. Der Mann ­schüttet die Pappkartons über dem unteren Ende der Brettschräge aus – prasselnd fallen Zehntausende Bienen heraus.

Dann verharren sie als wimmelnder Fladen. Bis ein paar Kundschafterinnen loskrabbeln, das dunkle Loch und die Höhle dahinter ent­decken, ihre Duftdrüse freilegen, mit den ­Flügeln schwirren und so dem ­Haufen unten signalisieren: Kommt alle her, hier ist es okay! Aber der ­Haufen reagiert nicht. Mein Imkerneuling erinnert sich an seine Youtube-Videos und schaufelt mit dem Esslöffel ein paar Bienen hoch vor den Eingang – und endlich setzt sich die ganze ­Truppe in Bewegung.

"Stechen die?", fragt die neun­jährige Nachbarstochter und ­streichelt bereits mit dem Zeigefinger einen Bienenrücken. "Total weich!" Derweil fang ich mir einen Stich in den Nacken. Boah, tut das weh. Eine ­Biene ist mir in die Haare geflogen, instinktiv hab ich draufgehauen. Selbst schuld. Ich sag lieber nichts.

Für die ersten Tage bekommen sie eine Schale mit Zuckerwasser reingestellt. Und, als einige darin er­trunken sind, auch noch Trittsteine aus Weinkorken-Scheiben. Nun machen sie alles von ganz alleine – bauen den ganzen Kasten mit Wabenwänden voll, innerhalb von acht Wochen.

Eine Wespe will eine Biene aussaugen

Dass wir uns immer wieder neu aufregen, kriegen die Bienen nicht mit. Fast unaushaltbar im Urlaub die Sorge um das Bienenvolk – ob es noch gesund ist, ob der Sturm das Dach abgehoben hat, ob Jugendliche Unsinn gemacht haben? Und dann, als wir wieder da sind: Warum fliegen die in Schwärmen vor dem Eingang herum, sind die verrückt geworden? Nein, das sind keine Kranken, recherchiert der Mann, das sind Jungbienen auf ­Orientierungsflug: Die schauen sich die Bienenkiste aus jeder Richtung an, um sich ihr Zuhause zu merken.

Dann die Wespen, die an den Honig wollen. Dramatische Kämpfe spielen sich auf dem Landebrettchen vor dem Einflugloch ab, wo die Wächterbienen auf ihren Hinterbeinen stehen und jeden, der reinwill, erst mal kontrol­lieren. Der Mann filmt mit der Slow-Motion-Funktion seines Handys, wie die Wespe einzelne Bienen aus der Verteidigungskette rauszureißen versucht. Die Kette hält.

Eines Abends dann der Antrag: Ob ich wohl seine Assistentin sein wolle? Er brauche meinen seelischen Beistand. Aber es ist doch sein ­Hobby, nicht meins! "Du musst auch keine Bienenbücher lesen", verspricht er, "nur mir sozusagen die Hand halten."

Manche Imker sagen: "Meine Mädels"...

Ich lerne, Bienen von den Rändern abzukehren, bevor er den Deckel ­wieder auf die Kiste setzt: nur schieben, nicht rollen, sonst werden sie fuchtig. Ich bediene den Smoker, darin brennen Kräuter: Wenn wir die Kis­te öffnen, um nach dem Rechten zu schauen, paffe ich den Rauch rein – sofort krabbeln die Bienen ins Innere zwischen die Wabenwände, und wir haben freie Sicht. Achtung, denken die Bienen, der Rauch könnte ein Waldbrand sein, schnell noch den Honigmagen füllen, falls wir ab­hauen müssen.

Zum Glück spricht mein Mann nicht von "meinen Mädels" wie so manch anderer Imker. Er nennt sie "die Bienchen". Abends geht er gern noch mal zur Kiste rüber, gucken, ob alles okay ist. Eines Abends kommt er zurück, hat dicke Arme wie ein Michelin­männchen, Ganzkörper­jucken, Schmerzen im Magen. Sie ­haben ihn gestochen. Hat er etwa ­eine Bienengiftallergie, die jetzt erst ­offensichtlich wird? So was kann man ­jederzeit im Leben entwickeln.

Bienengiftallergie - der Rettungswagen muss kommen

Der Rettungswagen nimmt ihn mit, in der Klinik geht er in die Knie, bekommt endlich eine Infusion aus Adrenalin und Kortison, ist nach ­einer Stunde wieder obenauf, will nach Hause. Mit Waffeln besteche ich den nächtlich ausgehungerten Assis­tenzarzt, dass er den Entlass­bericht schreibt, um 2 Uhr sind wir wieder daheim.

Und jetzt? Er beginnt eine Therapie: In steigenden Dosen wird ihm Bienengift gespritzt, damit sich der Körper gewöhnt. Erst mal also nur mit Schleier zu den Bienchen. Fünf Wochen danach – ­liederlicherweise war er ohne Schleier dort – zerquetscht er aus Versehen ­eine Wächterbiene, da sticht ihn deren Kollegin in den Arm. Aber guck mal, sagt er, keine Schwellung, nichts. Ein Hoch auf die Schulmedizin!

Tim Wegner

Christine Holch

Christine Holch, 60, hat es sonst eher mit Pflanzen. Wobei – wer sich in ihrem ­Gärtchen jetzt ­alles gütlich tut, an Knorpelmöhre, Steinquendel und Blaunessel – das entzückt sie dann doch. So viele höchst merkwürdige ­Insekten!
Nina PagaliesSandra Hermannsen

Nina Pagalies

Nina Pagalies, 48, mutierte selbst zur Arbeitsbiene, als sie bei schönstem Frühlingswetter drinnen saß und zeichnete. Ihr 20-seitiger ­Bienencomic ist im Künstler­magazin "Spring" Nr. 15 beim Mairisch­-Verlag erschienen.

Und ich dachte, die Bienchen er­kennen uns schon! Ist leider Quatsch, eine Sommerbiene lebt zwei bis höchs­tens sechs Wochen und davon die meiste Zeit im Stock, dann hat sie sich totgearbeitet. Es gibt so viel zu tun!

Putzfrau, Bauarbeiterin, Ventilatorbiene

Erst arbeiten sie als Putzfrauen, dann füttern sie als Ammen die ­Babys mit Milchsekret, wärmen als Heizerbienen die Brut oder dienen als Tankstellenbienen den erschöpften Heizerinnen, sorgen als Ventilatorbienen für Luftaustausch oder dicken mit Umluft den Nektar zu Honig ein, sie schwitzen Wachsplättchen aus als Bauarbeiterinnen, bekämpfen als Wächterbienen Eindringlinge . . . Zusammen bilden sie ein Gesamt­lebewesen, das Bienenvolk.

Erst im hohen Alter fliegen sie raus zum Sammeln. Dafür braucht man nämlich Grips: Man muss syste­matisch Blüten suchen, dem Regen trotzen, nach Hause finden . . . Diese Altersklugen sehe ich an den Blüten in unserem Gärtchen: Abgeschabt sehen sie aus, der Rückenpelz lückig. Ich bin gerührt. Am liebsten würde ich sie drücken.

Im ersten Sommer, 2018, ent­nehmen wir keinen Honig, der gehört allein den Bienchen. Damit sie über den Winter kommen. Es wird kalt und kälter, keine Biene mehr draußen, sie haben sich in der Kiste zu einer wärmenden Wintertraube zusammengeklumpt, die frisst sich im Winterhalbjahr ganz, ganz langsam über die Honigvorräte voran, einmal durch die ganze Behausung. Heizerbienen sorgen für Wärme in der Traube: Sie kuppeln ihre Flügel aus, dann zittern sie mit den mächtigen Brustmuskeln. Das sehen wir nicht, das lesen wir. Reingucken ist nicht mehr.

Um rauszufinden, ob die Bienen noch leben, pressen wir das Ohr an die Kiste. Einer klopft, einer lauscht. Mist, eine U-Bahn fährt vorbei. Aber jetzt: ein kurzes, leises Aufbrausen!

Feinde werden einbalsamiert

Das Einflugloch haben wir mit einem Holzkeil verengt, zum Schutz vor Mäusen. Bei Kälte wären die ­Bienen wehrlos, sie können die ­Kugel nicht verlassen, erst an einem ­wärmeren Tag könnten sie die Maus abstechen – und die Leiche dann einbalsamieren mit Propolis, aus Harz von Pflanzenstängeln – was sich die Ägypter abgeguckt haben sollen.

Wow, und dann in diesem Frühjahr, nach einem Jahr bei uns auf der Wiese also, fliegen sie tatsächlich wieder aus, ab 12 Grad. Es wird April, es wird Mai, die Bienen ziehen Nachkommen en masse heran, macht man die Kiste auf, quellen sie einem entgegen.

Oje, sie werden "ausschwärmen" wollen! Also ein Kind in die Welt setzen. Ein Kind bei Bienens ist nicht die einzelne junge Biene, sondern ein ganzer Schwarm. Dafür teilt sich das Volk. Die größere Hälfte fliegt mit der alten Königin aus, die Zurückgebliebe­nen ziehen sich eine neue Königin.

Was, die alte Königin, die jeden Tag an die 2000 Eier gelegt hat, fliegt noch mal los? Genau, die wird vorher von den Arbeiterinnen auf Diät gesetzt und geschubst, bis sie in die Gänge kommt. Eine Bienenkönigin ist die oberste Sklavin ihres Volkes.

In der traditionellen Imkerei dürfen Bienen nicht schwärmen, da teilt man Völker händisch und setzt eine gekaufte oder selbst gezogene Königin dazu. Bei der artgerechten Bienenhaltung dürfen Bienen tun, was sie tun wollen.

Nun geraten nicht nur die Bienen in allergrößte Aufregung, sondern wir gleich mit. Wir entdecken die ­fingerhutgroßen Jungköniginnen­zellen. Der Mann rennt morgens, mittags, abend zur Kiste. Er muss unbedingt mitkriegen, wenn der Schwarm ausgeflogen ist und sich irgendwo an einen Ast in der Nähe gehängt hat, sonst sind Zigtausende Bienen dem Tod geweiht. In ihren Honigmagen passt nur Reiseproviant für wenige Tage. Die Kundschafterbienen werden keinen hohlen Baum finden.

Die Bienen sind abgehauen!

Dann entdeckt er den Schwarmklumpen oben in einem Strauch. ­Diesmal ziehen wir beide einen ­Schleierhut über. In den Youtube-Filmen sah das Einfangen eines Schwarms recht einfach aus.

Wir schleppen die Leiter ran – zu kurz. Auf der obersten Sprosse stehend schüttelt der Mann den Zweig – hoppala, die Hälfte des Klumpens plumpst nicht in den Eimer, sondern auf mich und dann auf den Boden. Haltlos kichere ich. Aber sie sammeln sich wieder am Zweig, nach zwei Stunden sind sie alle im Eimer und abends auch in die zweite Kiste gekrabbelt, vor noch mehr fasziniertem Nachbars­publikum als beim ersten Mal.

Wie viel Zeit die Imkerei verschlinge, wollen einige Nachbarn wissen – sie überlegen, ebenfalls einzusteigen. Och, sagt der Mann, nicht mehr als fünf Stunden im Jahr. Haha, sage ich, vielleicht fünf Stunden reines Handling mit den Bienen, aber eher 15. Und dazu noch all die Stunden und Tage voll Aufregung und Recherche . . .

Und noch ein Hoppala

Dass wenige Tage drauf, hoppala, ein zweiter Schwarm losfliegt – der Mann verschenkt ihn an einen anderen Anfänger in seiner Bienen-WhatsApp-Gruppe –, lässt uns doch zweifeln an der artgerechten Bienenhaltung. Halten wir so viel Aufregung jedes Jahr aus? So viel Verantwortung? Und dann liest er, dass ein Volk sich durchaus noch öfter teilen kann – bis dahin, dass das zu Hause gebliebene Restvolk nicht mehr lebensfähig ist.

Das will er verhindern. Er muss die restlichen Jungköniginnenzellen ausbrechen. Da will ich nicht dabei sein. Muss ich auch nicht: Der Imker hat mich bereits des Assistentinnenamtes enthoben. Weil ich so gelacht habe, als die Bienen neben den Eimer fielen. Es dauert keine drei Tage, da fragt er, ob ich doch wieder seine Assistentin sein wolle. Er halte das nervlich nicht alleine aus. Das neue Volk hätte komisch gebaut, ausgebeulte Wände – ob ich bitte mitkommen könne . . .

Eines Abends guck ich nach der Arbeit noch mal vorbei und sehe auf dem Landebrettchen ein Insekt, braun-schwarz gestreift, sehr lang, das kann nur ein feindlicher Eindringling sein, schon will ich ihn wegschnipsen, zögere dann doch, weil vielleicht sticht das Viech – und erfahre später: Ich habe die junge Königin gesehen, nach dem Hochzeitsflug, wo sie sich mit fremden Drohnen traf. Das ist wenigen Imkern vergönnt. Aber mir, der kleinen Assistentin!

Endlich Pause. Die Bienchen sammeln. Von den blühenden Weiden bringen sie zitronengelbe Pollenpakete an den Beinen nach Hause, ziegelrote Höschen von der Kastanie, braune vom Klee, weißgelbe von der Linde.

Zwei Stiche am Hals - selbst schuld

An einem Sonntag kommt der Imker erschüttert vom Bienenbesuch zurück: "Sie haben mich angefallen, ich hab zwei Stiche am Hals! Ich weiß nicht, was mit denen los ist!" Er kriegt es raus: Er hatte vorher eine Banane gegessen. Und Banane riecht ähnlich wie der Warnstoff, den Wächter­bienen bei schlimmer Gefahr aussenden.

Schon ab Mitte Juli bereiten sich die Bienen auf den Winter vor: Das Volk schrumpft, zieht ­weniger junge Bienen nach. Denn die "Massentrachten", etwa die Baum­blüten, sind alle vorbei, nun gibt es nur noch "Läppertrachten" – was die paar Wiesen und Gärten am Stadtrand halt so hergeben. Jetzt kommen die langlebigeren Winterbienen auf die Welt, die müssen sich noch ein Polster aus Fett und Eiweiß anfuttern. Mit Glück finden sie in den Gärten Kugeldisteln, Stockrosen, Sonnenblumen sowie ungefüllt blühende Dahlien oder Astern.

Unschön die Drohnenschlacht

Bisschen unschön nun die so genannte "Drohnenschlacht": Die Arbeiterinnen mobben die männlichen Bienen aus dem Stock, setzen sich auf ihren Rücken, zwicken sie, bis die Drohnen wegfliegen. Ins Verderben. Aber sie hatten kein schlechtes Leben: wurden immer gefüttert, mussten nicht schuften.

Anfang August ernten wir erstmals Honig. "Du schaffst das", murmele ich ein ums andere Mal, als mein Mann schwitzend vor Aufregung ein paar Waben voll Honig herausschneidet, nur so viel, dass die Bienen möglichst ohne Zuckerwasser über den Winter kommen. "Sehr gut machst du das", flüs­tere ich unter meinem rutschenden Netzhut hervor, "die Bienen sind auch ganz ruhig." Wenn man mal von dem Tosen absieht . . .

Am Ende des ersten vollen Bienen­jahrs sieht die Bilanz so aus: Acht Kilo Honig. Ich zwei Stiche (offenes Hosenbein bei der Honigernte), der Mann zehn. Durch Leichtsinn und Dummheit, sagt er. Er ist stolz auf ­seine tüchtigen Bienchen, dass sie über den Winter gekommen sind und auch noch zwei Powerschwärme abge­geben haben. Und er freut sich an ­diesen Haustieren – fremdartige ­Wesen, die ihn nie erkennen werden, die ihm aber doch ans Herz gewachsen sind. Und mir vielleicht auch.

Infobox

Honigbienen sind nicht vom ­Aussterben bedroht; weltweit hat die Zahl der Bienenstöcke in den letzten Jahrzehnten zugenommen, auch in China. Bedroht sind ­dagegen die Wildbienen. Das ­sind keine wilden Honigbienen, ­sondern ganz andere Bienen – manche sind noch nicht mal gestreift, ­sondern schwarz, dünn, winzig, aber auch die dicken ­Hummeln ­gehören dazu.

Auch Wildbienen und Schweb­fliegen (die sehen aus wie kleine Wes­pen) tragen Pollen von Blüte zu Blüte, oft sind sie sogar effektivere Bestäuber als die Honig­biene, wie die Wissenschaftlerin Alexandra-Maria Klein in einer ­internationalen Studie herausfand. Wildbienen zum Beispiel fliegen auch bei kühlem Wetter und sogar bei Nieselregen herum, wenn Honig­bienen lieber zu Hause ­bleiben. Ohne die Wildbienen sähe es nach einem verregneten Frühling schlecht mit Äpfeln aus. Grund für das rasante Insektensterben sind vor allem die zunehmende Bebauung freier Flächen und die intensive Landwirtschaft.

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