Warnhinweis auf der Verpackung in einem Supermarkt in Santiago. Die Schokolade hat einen hohen Gehalt an Zucker, Kalorien und gesättigten Fetten
Warnhinweis auf der Verpackung in einem Supermarkt in Santiago. Die Schokolade hat einen hohen Gehalt an Zucker, Kalorien und gesättigten Fetten
Martin Bernetti/AFP/Getty Images
Gesünder essen in Chile
Zuviel Zuckern macht dick. Chile und viele andere Länder lassen verarbeitete Lebensmittel streng kennzeichnen.
Tim Wegner
22.11.2018

Morgens Schokomüsli, zu Mittag Nudeln mit Soße aus dem Glas, nachmittags Pudding, abends Fleischsalat aus dem Kühlregal. Lecker? Sicher. Aber: sehr zuckrig. In vielen verarbeiteten Produkten ist Zucker drin – aber um herauszufinden, wie viel, muss man sich auskennen. Auf der Zutatenliste steht nämlich oft auch Glucose, Fructose, Lac­tose, Maltose, Stachyose, Maltodextrin, Fruchtsüße . . . Und wissen Sie, ob 
14 Gramm Zucker auf 100 Gramm Erdbeerjoghurt viel ist oder wenig?*

In Deutschland sind mehr als die Hälfte der Erwachsenen und 15 Prozent der Kinder übergewichtig. Mögliche Folgen: 
Diabetes, Bluthochdruck, Krebs. In Chile sind sogar 45 Prozent der Kinder 
zu dick, die Erwachsenen sowieso. Um das zu ändern, führte das Land 2016 strenge Gesetze ein: Alle verarbeiteten Produkte, die auf 100 Gramm mehr als 300 Kalorien, 500 Milli­gramm Natrium, 15 Gramm Zucker oder fünf Gramm gesättigte Fettsäuren enthalten, müssen gekennzeichnet sein, schwarze Warn
etiketten prangen dann auf der Verpackung. Übersichtlich.

Rot Markiertes besser liegenlassen

Das wirkte, so die chilenische Regierung, viele Hersteller veränderten ihre Rezepturen, bloß keine Kennzeichnung! Viele Chilenen ernährten sich nun gesünder. Im Juni werden die Grenzwerte weiter gesenkt. In vielen anderen Ländern tut sich etwas, in Frankreich oder Belgien klären aufgedruckte Ampeln über Inhaltsstoffe auf. Die Botschaft ist klar: rot Markiertes besser liegenlassen. Die CDU-Ernährungsministerin Julia ­Klöckner hingegen will den Bürgern – da ist sie ganz auf Linie der Lebensmittelindustrie – nichts vorschreiben.

Eine Ampel sei ver­wirrend, frischgepresster Orangensaft sei auch zuckerhaltig, wichtig sei Aufklärung. Klar brauchen Verbraucher keine Vor­schriften. Aber Konzerne! Lebensmittel, die in Chile die Höchstwerte überschreiten, dürfen nicht an Schulen verkauft werden oder sich ­
in der Werbung an unter 14-Jährige richten. Ach ja, und die Besteuerung von zucker­haltigen Getränken wäre noch so eine nachahmenswerte Idee, Mexiko und Großbritannien machen es vor.

* Laut WHO sollten Erwachsene idealerweise höchstens 25 Gramm zugesetzten Zucker täglich zu sich nehmen, Kinder die Hälfte.

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