Fluechtlingslager im südsudanesischen Bentiu
Bereits 140.000 Menschen haben in dem improvisierten und völlig überfüllten Flüchtlingslager im südsudanesischen Bentiu Zuflucht gefunden.
Foto: Bettina Ruehl / epd-bild
Nicht abgeholt im Sumpfgebiet
Matthias Amling mit einer E-Mail aus dem Südsudan
Foto: Privat
20.12.2015

Ich sitze vor dem Welthungerhilfe-Zelt in Ganyiel, einem kleinen Ort im Zentrum des Südsudans, und warte auf das Propeller­flugzeug. Es soll mich mit in die Hauptstadt nehmen, so der Plan. Ich warte schon den dritten Morgen. Die letzten beiden ­Flüge wurden abgesagt, die Rasenfläche sei zu nass für eine Landung, hieß es. Ob das wirklich der Grund ist? Gerade spielen ein paar Jugendliche darauf Fußball. Auf dem nahe gelegenen Markt kursieren Gerüchte, die Regierung plane eine Offensive.

###autor###Das Gebiet um Ganyiel ist von der ­Opposition kontrolliert, die sich seit zwei Jahren mit der Regierung bekriegt. Über zwei Millionen Menschen mussten fliehen, viele von ihnen kamen auch hierher. Ganyiel liegt im Sumpfgebiet am Nil. Verglichen mit anderen Regionen, in denen der Bürgerkrieg tobt, ist es hier relativ ­ruhig. Für die Vereinten Nationen sind die Sümpfe aber eine „hard to reach area“, ein schwer zu erreichendes Gebiet. Hilfsgüter kriegt man kaum auf dem Landweg hierher. Das Welternährungsprogramm lässt deshalb Nahrungsmittel per „airdrop“ aus Flugzeugen abwerfen.

Anders als weiter nördlich, wo in einem riesigen Lager zurzeit 120 000 Binnenflüchtlinge leben, werden in Ganyiel die Neuankömmlinge meist von den Einwohnern aufgenommen. Diese teilen ihre Hütten und ihr Essen, von dem es viel zu wenig gibt – wegen des Konflikts konnten viele Bauern nicht aussäen, Ernten fielen aus. Dabei ist der Südsudan nicht arm, er hat Rohstoffe, sogar Erdöl. Ein fruchtbarer „grüner Gürtel“ im Süden könnte das ganze Land versorgen. Wenn die Konfliktparteien sich endlich einigen und eine normale Landwirtschaft wieder möglich ist.

Ich lausche nach einem Flugzeuggeräusch oder vielleicht den Rotorblättern eines Helikopters, der als Ersatz geschickt werden könnte. Immer noch nichts, außer der alltäglichen Geräuschkulisse: Die Menschen auf dem Markt mit seinen nahezu leeren Ständen. Die Fußballspieler. Hier und da der Schrei eines Esels. Ich warte weiter.

 

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