06.04.2020
Von Marc Nosbach

„Unverantwortlich! Warum waren Sie mit Ihren Kindern im Ausland?“ So wurde meine Frau bei ihrer Ankunft in ihrer Heimat Australien begrüßt. Zuvor hatte sie Mosambik - wo ich für die Hilfsorganisation Care arbeite - mit dem letzten überfüllten Flug mit Touristen verlassen. Vor ihrer Ausreise mussten wir eine schwierige Familienentscheidung treffen. Bleiben wir alle in Mosambik oder fliegt ein Teil von uns zu meiner Familie nach Deutschland oder zu ihrer Familie nach Australien?

Aufgrund des Coronavirus hat sich das Leben überall verändert, auch für Helfer, die auf der ganzen Welt für Hilfsorganisationen arbeiten. Als sich das Virus ausbreitete, legten uns die Botschaften nahe, nach Hause zu fliegen. Einige Kolleginnen und Kollegen nahmen den Rat an und traten, aufgrund bestehender Gesundheitsprobleme und fehlender medizinischer Versorgung die Heimreise an. Mit weniger als 30 Beatmungsgeräten im ganzen Land, wird es zwangsläufig zu Problemen bei der Notversorgung kommen.

Trotz dieser Situation haben mein Team und ich entschlossen, in Mozambik zu bleiben, damit Care weiterhin dringende Nothilfe und lebensrettende Maßnahmen leisten kann. So sanieren wir bestehende Gesundheitszentren oder verteilen Saatgut für die nächste Pflanzsaison. Für diese kritischen Aktivitäten gibt es keine „Auszeit“, sondern nur stets die Suche nach dem bestmöglichen Zeitpunkt, damit sich der Corona-Virus nicht noch weiter verbreiten kann. Welche kurz- oder langfristigen Auswirkungen das Virus auf die Menschen in Mosambik haben wird, ist aktuell schwer zu beantworten. Fest steht: Die humanitäre Hilfe muss gerade jetzt weiter gehen, damit sich weniger Menschen infizieren und diejenigen, die bereits krank sind, die bestmögliche Hilfe bekommen.

Obwohl es schwierig ist, von meinen Familienmitgliedern getrennt zu sein und mit einer begrenzten Anzahl von Mitarbeitern weiterzumachen, weiß ich, dass unser Einsatz gerade jetzt sehr wichtig ist.  Eine „Auszeit“ würde die Überlebenschancen der Menschen hier deutlich verschlechtern. In der Zeit des „physical distancings“ müssen wir gerade jetzt alle zusammenkommen, um den am stärksten gefährdeten Mitgliedern unserer Gesellschaft zu helfen und Solidarität zu zeigen.

Marc Nosbach ist Länderdirektor der Hilfsorganisation Care in Mozambik