24.03.2020
Sylvia

Am letzten Tag, als die Trauerhalle noch geöffnet war, haben wir meinen Vater beerdigt. Acht Leute, Trauercafe abgesagt. Im strömenden Regen lief danach alles auseinander. Ich allein mit meiner Mutter, Unterhaltung schwierig, da Batterien für ihr Hörgerät auch nicht mehr zu bekommen waren. Ihr Abschied, als ich sagte, ich komme erst nach Corona wieder. Trauer, Resignation, beleidigt? Heimfahrt am ersten Tag der Ausgangssperre. Wurde im Zug angehustet von so einem Bahnhofs-Eckenstehertypen. War er weit genug weg? Daheim hätte ich Einladungen von lieben Menschen gehabt, geht gerade nicht. Nach einer Beerdigung ganz allein zu sein ist so hart. Beruflich darf ich mich in 2 Landkreisen aufhalten, bin also sehr privilegiert. In dieser Hinsicht fällt mir ganz und gar nicht die Decke auf den Kopf. Bücher (ironischerweise "Die geschützten Männer" von Robert Merle, ja, auch endlich mal das Vorhaben, das AT zu Ende zu lesen, voranbringen), TV, Frühjahrsputz und wenn alle Stränge reißen Polnisch und Schach im Selbststudium. In dieser Hinsicht bin ich froh, mal aus dem Hamsterrad heraus zu sein, beruflich als auch privat. Theraband, Hanteln und Joggen ums Karree statt nun versäumter Wettkampftermine. So könnte ich es noch eine Weile (!) in Klausur aushalten. Aber soziale Kontakte fasten ist ungleich härter als Alkohol-, Süßkram- oder Fleischverzicht. Möge das eine Erkenntnis sein, die ich mit meinen Lieben auch nach überstandener Krise teilen kann.