Filmtipps der Woche
Andrea lässt sich scheiden, Morgen ist auch noch ein Tag
Ein Film vom österreichischen Kabarettisten Josef Hader, eine Frauengeschichte in Nachkriegsitalien und zwei Menschen auf der Flucht, die von einer Musikerkarriere in Europa träumen
Filmszene aus "Andrea lässt sich scheiden"
Filmszene aus "Andrea lässt sich scheiden"
wega film
Aktualisiert am 03.04.2024

Andrea lässt sich scheiden (Österreich, 2024)

Österreichs erfolgreichster Kabarettist Josef Hader ist mit seinem zweiten Film zurück. Scheidungen können unschön werden – eine Binsenweisheit. Und immer wenn man denkt, man habe alles gesehen und es geht nicht schlimmer, kommen so ein Österreicher und macht es absurder. So auch hier: In der niederösterreichischen Pampa lebt die Polizistin Andrea und beschließt sich scheiden zu lassen. Sie ist nach einer Geburtstagsfeier auf dem Weg nach Hause, als ihr Verflossener auf der Landstraße vors Auto läuft. Völlig durcheinander begeht Andrea Fahrerflucht. Im Dienst wird sie zum Unfallort gerufen. Franz, der Religionslehrer, bekennt sich zur Tat – Glück im Unglück. Fortan versucht Andrea, ihre Spuren zu verwischen, während Franz nach fünf Jahren wieder anfängt, zu tief ins Glas zu gucken und vom Dorf gemieden wird. Ein melancholisch-schwarzhumoriger Film, der zeigt, wie schwer es ist, das "Richtige" zu tun.

Ausführliche Kritik bei epd-Film.

©Majestic Filmverleih

Regie: Josef Hader. Buch: Josef Hader, Florian Kloibhofer. Mit: Birgit Minichmayr, Josef Hader, Robert Stadlober, Thomas Schubert, Branko Samarovski, Thomas Stipsits. Länge: 90 Minuten FSK: ab 6 Jahren.

Morgen ist auch noch ein Tag (Italien, 2023)

Der Film der Moderatorin und Schauspielerin Paola Cortellesi erzählt eine Frauengeschichte im Nachkriegsitalien. Delia leidet unter ihrem gewalttätigen Mann Ivano. Als sie einen geheimnisvollen Brief an sie persönlich erhält, ist klar: keiner darf vom Inhalt erfahren – vor allem nicht ihr Mann. Das Patriarchat hat Ivano schon früh gelehrt: Frauen braucht man(n) nicht zu respektieren. Delias Tochter findet, die Mutter solle sich das nicht gefallen lassen, steckt aber selbst in einem Konflikt: Heirat oder Ausbildung. Der Film, in Italien ein Kassenschlager, besticht durch eine an den Neorealismus angelehnte Schwarzweißfotografie, die Schilderung weiblichen Alltags und ein lebensbejahendes Finale – der Anspruch auf Selbstbestimmung wird zwangsläufig zum Akt der Rebellion.

Ausführliche Kritik bei epd-Film.

©Tobis Film

Regie: Paola Cortellesi. Buch: Furio Andreotti, Giulia Calenda, Paola Cortellesi. Mit: Paola Cortellesi, Valerio Mastandrea, Romana Maggiora Vergano, Emanuela Fanelli. Länge: 110 Minuten. FSK: ab 12 Jahren.

"Morgen ist auch noch ein Tag" ist Film des Monats April der Evangelischen Filmjury.

Ich Capitano (Italien/Belgien/Frankreich, 2023)

Seydou (Seydou Sarr) lebt mit seinem Cousin Moussa vor Dakar im Senegal. Die beiden schuften hart, um etwas Geld anzuhäufen, mit dem sie sich den Weg durch Libyen finanzieren wollen, den viele Flüchtende nehmen. Die beiden brechen allerdings nicht aus Not auf - sie träumen von einer Karriere als Popmusiker in Europa. Obwohl die Mutter von Seydou dagegen ist, machen die Jungen sich auf – nicht ahnend, was auf sie zukommt. Der Regisseur siedelt das Thema Migration am Nullpunkt an und nicht wie so oft erst mit der Ankunft in Europa. Orientiert an Erzählungen von Geflüchteten, umgeht der Film dabei gekonnt die bekannten Nachrichtenbilder von überfüllten Schlepperbooten im Mittelmeer. Ein Film über zwei Jungs, die für eine bessere Zukunft loszogen. Aber zu welchem Preis?

Ausführliche Kritik bei epd-Film.

©X-Verleih

Regie: Matteo Garrone. Buch: Matteo Garrone, Massimo Gausioso, Massimo Ceccherini, Andrea Tagliaferri. Mit: Seydou Sarr, Moustapha Fall, Issaka Sawadogo, Bamar Kane. Länge: 121 Minuten FSK: keine Angabe.

Omen (Belgien, Deutschland, Frankreich, Niederlande, Südafrika, Demokratische Republik Kongo 2023)

In seinem Regiedebüt erzählt der Ex-Rapper Bajoli vier Geschichten über Identität im Spannungsfeld von Tradition und Moderne. Da ist Koffi, der nach langer Zeit im Ausland in den Kongo zurückkehrt, wo er geboren wurde. Da ist seine daheim gebliebene, progressiv denkende Schwester, da ist ein jugendlicher Dealer, der pinkfarbene Röcke trägt. Und schließlich geht es um Koffis Mutter, die ihren Sohn seit seiner Geburt für verflucht hält. Baloji nähert sich seinem Stoff intuitiv, mit Mut zum erzählerischen Experiment und gelungener Musik – ein Film, der Lust auf mehr von diesem Regisseur macht.

Ausführliche Kritik bei epd-Film.

©Grandfilm

Regie: Neo Sora. Mit: Marc Zinga, Yves-Marina Gnahoua, Marcel Otete Kabeya. Länge: 92 Minuten FSK: ab 12 Jahren.

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