Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush
Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush
Pandora Film Foto: Andreas Höfer
Löwenmutter und Adelsaufreger
25.04.2022

Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush (Deutschland/Frankreich 2022)

Eine Bremer Hausfrau muss im Herbst 2001 entdecken, dass ihr ältester Sohn sich ohne Ankündigung nach Pakistan aufgemacht hat. Während sie noch versucht, sich nicht allzu viele Sorgen zu machen, überschlagen sich die Ereignisse. Ihr Sohn sei verhaftet und als Taliban-Verdächtiger von den Amerikanern nach Guantánamo verschleppt worden, heißt es plötzlich. Einerseits vollkommen überfordert, beginnt die verzweifelte Mutter andererseits alle Register zu ziehen, um ihrem Sohn zur Seite zu stehen. Unterstützung findet sie schließlich bei Rechtsanwalt Bernard Docke (Alexander Scheer), der bereit ist, mit ihr den Weg bis zum Obersten Gericht in den USA zu beschreiten. Andreas Dresen und Autorin Laila Stieler machen Rabiye Kurnaz, die Mutter des unrechtmäßig in Guantanamo inhaftierten Murat, zu einer enorm sympathischen Protagonistin, die die Komödiantin Meltem Kaptan nicht unbedingt nuanciert, aber sehr lebendig zum Leben erweckt. Der politischen Dimension oder auch dem Schicksal ihres Sohnes der Film als Feelgood-Tragikomödie allerdings nur bedingt gerecht.

Ausführliche Kritik bei epd Film.

© Pandora Film

Regie: Andreas Dresen. Buch: Laila Stieler. Mit: a: Meltem Kaptan, Ale­xander Scheer, Charly Hübner, Nazmî Kirik, Sevda Polat. Länge: 119 Min. FSK: 6, ff.

Vortex (Frankreich/Belgien 2021)

"Für alle, deren Gehirn sich früher zersetzen wird als ihr Herz." Diese Widmung hat Gaspar Noé seinem neuen Film "Vortex" vorangestellt. Eine etwa 80-jährige ehemalige Psychiaterin (dargestellt von Françoise Lebrun, einer Ikone des französischen Kinos) verliert zunehmend den Halt zur Realität, während sich ihr Mann (gespielt vom italienischen Horrorfilm-Regisseur Dario Argento) sowohl am Vergangenen wie am Leben festklammert. Bewegend, zärtlich und zugleich unsentimental erzählt der eigentlich als Skandalfilmer bekannte Gaspar Noé hier vom Leben und Sterben mit Alzheimer. Diese letzten Szenen einer Ehe sind das Meisterwerk eines vielleicht zu Unrecht als Enfant terrible verschrien Regisseurs.

Ausführliche Kritik bei epd Film.

© Rapid Eye Movies

Regie, Buch: Gaspar Noé. Mit: Da: Dario Argento, Françoise Lebrun, Alex Lutz, Kylian Dheret, Vuk Brankovid. Länge: 135 Min.

Downton Abbey II: Eine neue Ära (Großbritannien/USA2022)

Von einer doppelten Zeitenwende erzählt der zweite Kinoableger der erfolgreichen BBC-Serie "Downton Abbey". Die eine betrifft die Adelsfamilie im Mittelpunkt der Geschichte und endet mit einem Todesfall, die andere ist eine kulturelle. Einerseits sehen sich die Granthams mit einer mysteriösen Erbschaft konfrontiert, die Teile der Familie zu einem sommerlichen Trip nach Frankreich aufbrechen lässt. Es geht um eine Villa, wegen der sich Lord Grantham Zweifel über seine eigene Herkunft konfrontieren muss. Zur gleichen Zeit nistet sich daheim in Downton Abbey, unter strenger Supervision von Lady Mary, ein Filmteam ein. Dieses durchleidet seine eigene Krise: Der Übergang vom Stumm- zu Tonfilm gefährdet das Projekt. Aber Lady Mary hat eine Idee. Etwas weniger dramatisch als der Vorgänger, fügt der Film neben den beiden Handlungsebenen auch die Geschichten vieler Personen zusammen, erneut zwischen Nostalgie und Ironie changierend.

Ausführliche Kritik bei epd Film.

© Universal Pictures

Regie: Simon Curtis. Buch: Julian Fellows. Mit: Da: Hugh Bonneville, Laura Carmichael, Jim Carter, Brendan Coyle, Michelle Dockery, Kevin Doyle, Joanne Froggatt, Matthew Goode. Länge: 125 Min. FSK: o. Al., ff. FBW: besonders wertvoll.

Die Odyssee (Frankreich/Deutschland/Tschechien 2020)

Der herausragende Animationsfilm erzählt in aufwändiger Öl-auf-Glas-Technik vom universellen und immer aktuellen Thema Flucht. Mit märchenhaften erzählerischen Mitteln schildert der Film das Schicksal eines halbwüchsigen Geschwisterpaares, das wegen seiner ethnischen Herkunft aus der angestammten Heimat der Familie fliehen muss. Interniert in Lager oder festgehalten in Gefängnissen, gezwungen zu Versklavungen oder zum Untertauchen, geht es für Bruder und Schwester quer durch einen von Soldaten, Feen, Menschenhändlern, Hexen, guten Geistern und bösen Mächten bevölkerten Kontinent. Die Geschichte, die sich jeder zeitlichen und realhistorischen Einordnung entzieht, ist frei erfunden, fängt aber unsere Gegenwart wie in einem Brennglas ein.

Ausführliche Kritik bei epd Film.

© Grandfilm

Regie: Florence Miailhe. Buch: Marie Desplechin, Florence Miailhe. Stimme: Hanna Schygulla. Länge: 84 Min. FSK: 12, ff. FBW: besonders wertvoll.

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