Schöner als mit diesem Film kann man dem 100. Todestag von Gustav Mahler nicht gedenken
Tim Wegner
20.01.2011


Der eine komponiert eine Sinfonie nach der anderen und ist Hofopernintendant in Wien – der andere „braucht Stille“ und empfindet Musik als den „allergefährlichsten Lärm“: Der Komponist Gustav Mahler und der Psychoanalytiker Sigmund Freud treffen im Sommer 1910 im  holländischen Seebad Leyden zusammen. Mahler hatte den damals ebenfalls schon berühmten Arzt kontaktiert, um mit ihm über seine „Eheprobleme“ zu sprechen. Seine über alles geliebte „Almschi“ war fremdgegangen; Mahler hatte dies per Zufall entdeckt. Nun treffen Arzt und Komponist in holländischer Grachten-und Giebelidylle aufeinander und wie die beiden Herren da so auf einer Bank über den Sinn des Lebens, über die Liebe und die Musik und über das Ehe- und Liebesleben von Gustav und Alma Mahler räsonnieren, das gehört zu dem köstlichsten Kino-Amüsement der letzten Jahre.

„Das es passierte, ist verbürgt. Wie es passiert ist, haben wir erfunden“ – sagen Percy und Felix Adlon über ihren wunderbaren Film. Dabei: Es hätte wohl gut so sein können, schließlich gehörte Alma Mahler, später verheiratete Werfel und vielgeliebte Muse von vielen berühmten Männern, zu den fleißigsten Tagebuchschreiberinnen ihrer Zeit und auch über Gustav Mahler gibt es unendlich viele Zeitzeugenberichte. All dies haben Vater und Sohn Adler akribisch recherchiert, wie sie im Bonus-Material der DVD in einem Interview berichten – auch dies ein wunderbares Schmankerl für alle Kinofreunde.

Leidenschaft und Humor, Musik, Erotik, Tod und Liebe – in diesem Film vereinigt sich alles, präsentiert von einem großartigen Schauspielerensemble mit Johannes Silberschneider als Gustav Mahler, Karl Markovics als Sigmund Freud, Barbara Romaner als hochemotionale Geniegattin und Eva Mattes als frech-zynische Schwiegermutter, die aus dem Back ihre Kommentare zum Geschehen beiträgt. Last but not least gibt es dann die Musik von Gustav Mahler und eine spannende 42-minütige Dokumentation „MusikMachen mit Esa-Pekka Salonen“ zum Soundtrack.

Fazit: Schöner als mit dieser DVD kann man dem 100. Todestag von Gustav Mahler nicht gedenken.

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