Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig (Archivbild)
epd-bild/Heike Lyding
Seit Jahren gibt es dem Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung zufolge keinen Rückgang bei Misshandlungen von Kindern. Er wirft der Politik und der Gesellschaft Versäumnisse vor.
11.05.2020

Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, wirft Politik und Gesellschaft Versäumnisse im Kampf gegen Misshandlungen von Kindern vor. "Wir haben seit Jahren keinen Rückgang der Fälle. Der Missbrauch ist selbst eine Pandemie, ein Riesenausmaß, enormes Leid", sagte Rörig am Montag im ARD-"Morgenmagazin". "Und wir tun in Deutschland nicht alles - weder der Bund, noch die Länder, noch die Kommunen -, um wirklich Kinder wirksam vor sexualisierter Gewalt und auch vor Kinderpornografie zu schützen."

Weitere Zunahme der Gewalt

Angesichts der Ausgangsbeschränkungen in der Corona-Krise befürchtet Rörig eine weitere Zunahme der Gewalt. "Die verordnete Isolation wird die Kinder noch mehr gefährdet haben als sowieso schon in ihren Familien", sagte er. Viele Kinder erlitten in der Familie Vernachlässigung, Misshandlung und auch sexuellen Missbrauch. Wenn nun Kontakte zu Vertrauenspersonen wie Erzieherinnen und Erziehern oder Lehrkräften oft unterbrochen seien, erhöhe sich die Gefahr noch.

Die Politik könnte den Schwerpunkt stärker für den Kinderschutz setzen, forderte Rörig. Familien- und Kinderschutz habe während der Corona-Krise keine Priorität gehabt, erklärte er. "Das hat schwere Folgen auch für die Kinder." Die Jugendämter seien von Anfang an oft nicht systemrelevant gewesen. Dadurch habe es Probleme gegeben, Kontakt zu Jungen und Mädchen in belastenden Lebenslagen zu halten.

Teaserbild

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Plain text

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.