Die Corona-Krise verursacht laut den UN immer größeres Elend. Mehr Menschen würden infolge der verheerenden wirtschaftlichen Folgen der Pandemie sterben als an der Krankheit selbst.
21.04.2020

Die Corona-Pandemie droht die Zahl der am schlimmsten vom Hunger betroffenen Menschen laut den UN in diesem Jahr zu verdoppeln. Andauernde Kriege und der Klimawandel erschwerten die humanitäre Lage vieler Familien noch mehr, warnte UN-Generalsekretär António Guterres im Vorwort eines am Dienstag in Rom veröffentlichten UN-Berichts.

Insgesamt könnten 265 Millionen Kinder, Frauen und Männer vor allem in armen Ländern im laufenden Jahr unter den schlimmsten Formen des Hungers leiden, erklärte das Welternährungsprogramm (WFP). Das wäre ein Anstieg um 130 Millionen Menschen im Vergleich zu 2019. Im vorigen Jahr waren laut den UN 135 Millionen Menschen am schlimmsten vom Hunger betroffen.

Es sei zu erwarten, dass mehr Menschen infolge der verheerenden wirtschaftlichen Folgen der Pandemie sterben würden als an der Krankheit selbst. Die Lockdowns und die sich abzeichnende globale Rezession führten zu einem großen Einkommensausfall besonders unter den armen Menschen. Die Situation sei besonders besorgniserregend in Pakistan, Äthiopien, der Demokratischen Republik Kongo, im Sudan, Afghanistan und Jemen.

Weitere Gelder auf dem Weg

Das UN-Büro zur Koordinierung humanitärer Hilfe (Ocha) gab bekannt, dass internationale Geber rund 600 Millionen US-Dollar für den Corona-Appell in Höhe von insgesamt zwei Milliarden US-Dollar überwiesen hätten. Ocha-Sprecher Jens Laerke erklärte, die Zahlungen seien ermutigend. Geber hätten den UN angezeigt, dass weitere Gelder auf dem Weg seien. UN-Generalsekretär Guterres hatte vor knapp einem Monat den globalen Hilfsappell der UN für die Zeit bis Ende 2020 vorgestellt. Mit den Mitteln sollen Nahrung, Medikamente, Schutzvorkehrungen gegen die Lungenkrankheit Covid-10 und andere Hilfsgüter finanziert werden.

Auch in Westafrika zeichnet sich eine Verschärfung der humanitären Lage ab. Dort sind nach Angaben von Hilfswerken wegen der Corona-Krise 50 Millionen Menschen vom Hunger bedroht. Die Vorräte aus der jüngsten Ernte gingen langsam zu Neige, Konflikte dauerten an, und die Pandemie bedeute im muslimischen Fastenmonat Ramadan eine zusätzliche Belastung, erklärten acht Organisationen, darunter Care, Oxfam und Save the Children. Die Corona-Krise treffe in Westafrika mit voller Wucht auf unsichere Märkte und eine sehr instabile Ernährungssituation.

Bemühungen der Regierungen

Die Hilfsorganisationen berufen sich auf Berechnungen der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas): Demnach könnte die Zahl der von Hunger bedrohten Menschen zwischen Juni und August von 17 Millionen auf 50 Millionen steigen. Besonders gefährdete Menschen müssten dringend geschützt, und die Erzeugung von Nahrungsmitteln in der Region müsse sichergestellt werden, fordern die Organisationen.

Wegen Ausgangssperren, Grenzschließungen und angespannter Sicherheitslagen stiegen die Lebensmittelpreise, und Grundnahrungsmittel seien trotz Bemühungen der Regierungen oft nicht erhältlich, hieß es. Zu Beginn der neuen Anbausaison hätten es die Bauern schwer, hochwertiges Saatgut und Dünger zu beschaffen. Nomadische Viehzüchter würden an Wanderungen gehindert. In Burkina Faso oder Niger decke zudem die humanitäre Hilfe den Nahrungsmittelbedarf von Tausenden Vertriebenen nicht.

Die Hilfsorganisationen appellieren an die Regierungen der Region und die internationale Gemeinschaft, die Preise stabil zu halten, die Versorgung mit Lebensmitteln sicherzustellen und den grenzüberschreitenden Warenverkehr zu gewährleisten.

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