Karfreitagsprozession in Jerusalem
epd-bild / Thomas Lohnes
Am Karfreitag erinnern Christen an das Leiden und Sterben Jesu am Kreuz.
08.04.2020

Nach christlichem Verständnis leidet Gott in Gestalt des unschuldig gekreuzigten Jesus gemeinsam mit seiner gequälten Schöpfung. Der Karfreitag ist damit zugleich die Antwort des Christentums auf das Böse in der Welt. Das Christentum wurde so zur Religion des Kreuzes und das Kreuz Symbol für Mitgefühl und die Erlösung vom Tod.

Der Karfreitag ist ein sogenannter stiller Feiertag. Darum gibt es immer wieder gesellschaftliche Diskussionen. In diesem Jahr dürfte diese Diskussion allerdings in den Hintergrund treten, da wegen der Corona-Pandemie ohnehin Diskotheken und Vergnügungsstätten geschlossen haben. Karfreitag leitet sich ab vom althochdeutschen "Kara" für Klage und Trauer. In den meisten Gemeinden schweigen die Glocken zu den Gottesdiensten. Manchmal ist der Altar schwarz verhängt. Taufen oder Trauungen finden nicht statt.

Grausamste Hinrichtungsart

Die Kreuzigung war die grausamste Hinrichtungsart der damaligen Zeit. Theologen warnen daher davor, die "harten Fakten" von Kreuz und Auferstehung als Ursprung des christlichen Glaubens zu verharmlosen. Die von Jesus von Nazareth ausgehende Bewegung schien mit seinem gewaltsamen Ende zunächst abgeschlossen. Nach der Kreuzigung und der von den Jüngern bezeugten Auferstehung Christi an Ostern nahm das Christentum jedoch erst seinen Anfang.

Zwar steht der Karfreitag ganz im Zeichen der Trauer. Für Christen ist das Kreuz aber auch ein Zeichen des Heils. Jesus Christus habe mit seinem Sühneopfer "unsern Leib und unsere Seele von der ewigen Verdammnis" erlöst, erklärt zum Beispiel der protestantische Heidelberger Katechismus von 1563. Theologen betonen, dass sich solche Aussagen allerdings nur im Zusammenhang des Mysteriums von Leiden, Tod und der Auferstehung Jesu Christi von den Toten an Ostern verstehen lassen.

Alte Lehre vom Opfertod

In der evangelischen Kirche gibt es seit einiger Zeit eine Debatte um diesen Kernsatz des christlichen Glaubens. Während einige liberale Theologen die Meinung vertreten, man könne gut Christ sein, ohne an die alte Lehre vom Opfertod Jesu am Kreuz zu glauben, warnen konservative Christen vor einer Verwässerung zentraler Inhalte der christlichen Botschaft. Ökumene-Experten sehen die Gefahr, die Diskussion könne den katholisch-evangelischen Dialog belasten, denn in der katholischen Kirche hat die Opfertod-Theologie eine zentrale Rolle. Doch alle christlichen Konfessionen sind sich heute einig: Im Leben und Sterben Jesu ist "Gott selbst zur Welt gekommen". Das Kreuz symbolisiert damit auch die Zuwendung Gottes zu den Ärmsten und Schwächsten.

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