Regisseur Matti Gennoscheck
epd-bild/Christian Ditsch
Der Regisseur Matti Geschonneck hat den Roman "Unterleuten" von Juli Zeh verfilmt. Besonders die Figuren des Romans hätten ihn interessiert, sagt Geschonneck im Gespräch mit dem epd. Der Roman bringe viele aktuelle Konflikte auf den Punkt.
05.03.2020

Für den Regisseur Matti Geschonneck ist der Fernseh-Dreiteiler "Unterleuten" nach dem Roman von Juli Zeh ein "Heimatfilm". "Diese Geschichte hat mich auch angezogen, weil sie mit unserem Land zu tun hat", sagte Geschonneck dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das Buch von Juli Zeh sei ein "echter Dorfroman", es stelle aber auch die Frage, "wie stark wir von der Vergangenheit dominiert werden". Geschonnecks Dreiteiler, zu dem Magnus Vattrodt das Drehbuch schrieb, läuft ab dem 9. März im ZDF.

Der Roman bringe viele aktuelle Konflikte auf den Punkt, sagte Geschonneck. Er entwickle einen großen Beziehungskosmos, in dem jeder jeden beobachte, jeder dem anderen misstraue und jeder sich im Recht glaube. Dies sei "ein Dilemma auch unserer kostbaren, fragilen Demokratie". Er verstehe jeden Einzelnen in Unterleuten. In dem Dorf prallten "Welten aufeinander, die doch zusammengehören sollten". Es gehe um den Verlust von Identität und Fragen wie: "Wie wollen wir heute leben? Was bedeutet Gemeinschaft für jeden Einzelnen heute tatsächlich?"

Schauspieler beim Lesen bereits besetzt

Besonders die Figuren des Romans hätten ihn sehr interessiert, sagte Geschonneck. Er habe beim Lesen des Bestsellers von Juli Zeh "sofort an die Schauspieler gedacht, die das spielen können". Die beiden Gegenspieler des Romans, Rudolf Gombrowski und Kron, hätten ihn an amerikanische Western-Figuren erinnert: "Ich hatte sie beim Lesen bereits besetzt: Thomas Thieme und Hermann Beyer."

Der Regisseur sagte, er sei skeptisch, wenn Filmen programmatische Etiketten aufgedrückt würden. Es sei daher für ihn nicht der Film zu 30 Jahre deutsche Einheit. Fernsehmacher sollten sich als Erzähler "auf das besinnen, was hier ist" und "diese kleinen großen Geschichten hier finden und erzählen", betonte er. Es gehe nicht um den Film zur Lage der Nation, sondern eher darum, dass ein Film "mit etwas noch nicht Erzähltem den Zuschauer berührt".

Geschonneck, der 1952 in Potsdam geboren wurde, reiste 1978, zwei Jahre nach der Ausbürgerung von Wolf Biermann, aus der DDR aus. In den 90er Jahren drehte er mehrere "Tatorte" mit Günter Lamprecht und "Polizeirufe" mit Jaecki Schwarz und Wolfgang Winkler. Für seine Fernsehfilme wurde er mehrfach mit dem Deutschen Fernsehpreis und dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Der Roman "Unterleuten" von Juli Zeh, der im fiktiven brandenburgischen Dorf "Unterleuten" spielt, erschien im März 2016 und hielt sich ein Jahr lang auf den Bestsellerlisten.

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