Klimaschutz am Filmset: Künftig könnte die Produktion von Kino- und TV-Filmen umweltfreundlicher werden. Dafür soll ein neues Ökosiegel sorgen. Voraussetzung wären unter anderem weniger Flug- und Pkw-Reisen für Schauspieler und Filmleute.
24.02.2020

Die Filmbranche will mit einem freiwilligen Ökosiegel den Klimaschutz bei Fernseh- und Kino-Produktionen vorantreiben. So sollen Filmdrehs künftig unter anderem mit Ökostrom, weniger Flug- und Pkw-Reisen und dem Verzicht von Einwegplastik klimaverträglicher gestaltet werden. Ein entsprechendes Zertifikat solle ab Sommer bundesweit an den Start gehen, kündigten Ministerialdirektor Günter Winands, Amtschef der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, sowie der Arbeitkreis "Green Shooting" am Montag anlässlich der Berlinale an.

"Wir stehen alle in der Verantwortung, unseren ökologischen Fußabdruck und die negativen Auswirkungen unseres Handelns zu minimieren", sagte Winands. Für das neue Ökosiegel stehe noch kein Name fest. Zunächst sei eine Pilotphase des Zertifikats geplant. Darauf aufbauend sollen später verbindliche Nachhaltigkeitskriterien für die Filmförderung des Bundes eingeführt werden. Dies könne langfristig auch als EU-weite Vorlage für Filmdrehs dienen.

Eine bundesländerübergreifende Initiative

Die deutsche Filmbranche habe bereits jetzt freiwillig zugesagt, in den Jahren 2020 und 2021 insgesamt 100 Film- und TV-Produktionen nach ökologischen Nachhaltigkeitskriterien zu produzieren, erklärte der Arbeitskreis "Green Shooting". Dazu zählten sechs Daily Soaps wie "Gute Zeiten, Schlechte Zeiten" oder "Sturm der Liebe", 17 Serien wie etwa "Soko Stuttgart", "Bettys Diagnose" oder "Ich und die anderen" sowie 20 "Tatort"- und "Polizeiruf"-Folgen.

Der Arbeitskreis "Green Shooting" war von der Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg gegründet worden und ist den Angaben zufolge mittlerweile eine bundesländerübergreifende Initiative.

Winands betonte, wichtig sei die Glaubwürdigkeit des Zertifikats. Um Akzeptanz zu erhalten, müsse jeder Verdacht des "Greenwashings" vermieden werden. Peter Dinges, Vorstand der Filmförderungsanstalt sagte: "Die Zeit läuft, der Planet wartet nicht auf uns." Deshalb müsse schnell gehandelt werden - auch in der Filmbranche.

Entstehende Mehrkosten seien überschaubar

Philip Gassmann, Nachhaltigkeitsexperte Film und TV, erläuterte insgesamt 17 Kriterien, die künftig für einen Film mit Ökosiegel ausschlaggebend seien. Verpflichtend sei, dass entsprechende Produktionen fachlich begleitet werden von einem "Green Consultant" oder einem auf dem Gebiet "Green Shooting" geschulten Mitarbeiter, der den gesamten Herstellungsprozess inklusive der Pre- und Postproduktion mit Blick auf eine möglichst ressourcenschonende und CO2-arme Umsetzung berät. Sämtliche CO2-Emissionen müssten mittels eines geeigneten CO2-Rechners erfasst werden.

Bereits jetzt gebe es Filmproduktionen, die klimafreundlicher gestaltet würden, berichtete die Geschäftsführerin von Constantin-Film, Christine Rothe. Nicht immer müsse eine umweltfreundlichere Produktion teurer sein. Und selbst bei entstehenden Mehrkosten seien diese überschaubar. Dennoch gebe es "noch viel Luft nach oben", sagte Rothe. So könnten Kostümbildner "wieder in die Schränke der Darsteller schauen" und müssten Kostüme nicht immer neu kaufen. Potenzial sieht die Unternehmerin auch bei Schauspielerinnen und Schauspielern, die in Drehpausen oder jedes Wochenende nach Hause fliegen wollten.

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