Amazon-Gründer Jeff Bezos hat angekündigt, zehn Milliarden Dollar (rund 9,2 Milliarden Euro) für den Klimaschutz zu spenden. Der epd sprach mit Georg von Schnurbein, Professor für Stiftungsmanagement in Basel, darüber, warum Menschen Geld geben, und wieso große Spendensummen in Deutschland oft "übergriffig" erscheinen.
18.02.2020

epd: Halten Sie die Aktion von Bezos für einen Versuch, das Image von Amazon zu verbessern?

Von Schnurbein: Ich denke nicht, dass sich mit dieser Spende das Image von Amazon verbessert. Auch bei Microsoft hat sich die Philanthropie von Bill Gates nicht auf das Unternehmen übertragen. Das persönliche Image kann sich durch so eine Aktion sicher verbessern, aber auch das hängt nicht nur von der Ankündigung ab, sondern auch sehr von der Umsetzung.

Man redet nicht darüber

epd: In Deutschland haben große Spendenankündigungen oft einen merkwürdigen Beigeschmack. Warum ist das so?

Von Schnurbein: Im Unterschied zu den USA, wo Philanthropie zur öffentlichen Sphäre zählt, gehört Wohltätigkeit in Deutschland eher zur Privatsphäre. Man redet nicht darüber und schon gar nicht wird es groß präsentiert. Das hat sich in den letzten Jahren etwas verändert und es ist öffentlicher geworden, aber nach wie vor wird eher Zurückhaltung erwartet. Ein weiterer Unterschied ist, dass wir in Deutschland viel mehr Leistung vom Staat erwarten und deshalb private Engagements eher als Ergänzung verstehen. Große Summen erscheinen dann oft als übergriffig. In den USA geht man vom "weak state", dem schwachen Staat, aus und die Bürger müssen einen wichtigen Teil selbst leisten.

Umwelt wird immer wichtiger

epd: Warum und wofür spenden die Menschen am liebsten?

Von Schnurbein: Dafür gibt es viele Gründe. Wir sprechen daher von Motivbündeln, denn oftmals ist es nicht nur ein Grund, der zum Spenden führt. Wichtig ist natürlich, dass man anderen Menschen helfen will oder dass man dankbar ist für die eigene gute Situation. Aber es gehört natürlich auch dazu, dass ein Spender Anerkennung oder Zuspruch sucht. Im Wesentlichen wird für die Bereiche Kultur, Soziales, Bildung und Forschung sowie Entwicklungszusammenarbeit gespendet. Gerade in den letzten Jahren ist der Umweltbereich aber wichtiger geworden, was nicht zuletzt die Mitteilung von Bezos zeigt.

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