Hintergrund der eventuellen Schließung der Evangelischen Journalistenschule sind Sparmaßnahmen im Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (Archivbild)
epd-bild/Norbert Neetz
Derzeit ist offen, ob und wie der Betrieb der Evangelischen Journalistenschule in Berlin fortgesetzt werden kann. Die beiden großen Kirchen denken über eine ökumenische Zusammenarbeit nach. Erste Gespräche sollen diese Woche stattfinden.
17.02.2020

Angesichts der ungewissen Zukunft für die Evangelische Journalistenschule (EJS) in Berlin kommt eine Kooperation der beiden großen Kirchen ins Gespräch. Zu einem entsprechenden Vorstoß der Gesellschaft Katholischer Publizisten Deutschlands (GKP) sagte der Direktor des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik (GEP), Jörg Bollmann, am Montag dem Evangelischen Pressedienst (epd), er freue sich sehr über das Gesprächsangebot. "Wir haben darauf unmittelbar reagiert, die ersten Gespräche finden bereits in dieser Woche statt", sagte er.

Die GKP hatte eine Kooperation mit dem katholischen Institut zur Förderung publizistischen Nachwuchses (ifp) in München vorgeschlagen. GKP-Vorsitzender Joachim Frank regte an zu prüfen, ob sich über "ökumenische Kooperationen zwischen der EJS und dem ifp Synergien nutzen und zukunftsträchtige Formen der Journalistenausbildung im Raum der Kirchen entwickeln lassen".

"Gangbarer und denkbarer Weg"

Der journalistische Direktor des ifp, Bernhard Remmers, sagte auf epd-Anfrage: "Wir sind grundsätzlich für Gespräche offen." Er unterstütze alle Bemühungen, die EJS zu erhalten: "Wir sind an der Vielfalt in der Journalistenausbildung und am Erhalt der Meinungsfreiheit interessiert." Beide Schulen seien bereits seit vielen Jahren kollegial verbunden.

EJS-Leiter Oscar Tiefenthal hält eine ökumenische Zusammenarbeit in der Journalistenausbildung für einen "gangbaren und denkbaren Weg". Es gebe viele Gemeinsamkeiten zwischen ifp und EJS. "Es muss aber klar sein: Zum Nulltarif gibt es keine Qualitätsausbildung!", sagte er dem epd.

Steigende Kosten

Das GEP als Träger der Evangelischen Journalistenschule hatte entschieden, wegen fehlender Finanzmittel zunächst keinen neuen Ausbildungsjahrgang auszuschreiben. Für das kommende halbe Jahr kündigte das Gemeinschaftswerk Beratungen über geplante Restrukturierungen an. Je nach Ausgang könnte nach Verabschiedung des 13. Jahrgangs Anfang Dezember die Journalisten-Ausbildung unter dem Dach der evangelischen Kirche nach 25 Jahren zu Ende gehen. In dieser Zeit wurden mehr als 200 Volontärinnen und Volontäre ausgebildet.

Hintergrund sind Sparmaßnahmen im GEP, der zentralen Medieneinrichtung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sowie ihrer Landeskirchen und Werke, zu der auch die Zentralredaktion des Evangelischen Pressedienstes (epd) gehört. Angesichts von steigenden Kosten bei schwieriger werdenden Bedingungen auf den Medienmärkten müsse das GEP bis 2024 seine jährlichen Gesamtkosten von rund 22,5 Millionen Euro um 1,9 Millionen Euro reduzieren, hieß es zur Begründung. Gesellschafter des GEP sind zu 94 Prozent die EKD und zu 6 Prozent die Diakonie Deutschland.

Vielfach Kritik hervorgerufen

Der Betrieb der EJS kostet brutto rund 500.000 Euro jährlich. GEP-Direktor Jörg Bollmann will die Restrukturierung des Gemeinschaftswerk möglichst ohne betriebsbedingte Kündigungen erreichen. An der EJS werden in den nächsten Jahren zwei Stellen bedingt durch Ruhestände frei.

Die mögliche Schließung der EJS rief vielfach Kritik hervor. Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) Berlin / Journalistenverband Berlin-Brandenburg erklärte, gerade in der aktuellen Debatte über Journalismus, Medien und "Fake-News" werde die EJS mit ihrer qualitativ hochwertigen und ethisch grundierten Ausbildung dringend gebraucht. Absolventen und Freunde der Schule riefen die Kampagne "EJS retten!" ins Leben.

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