Eine Demonstration und Kunstperformance in Brasilien erinnert an die Opfer der Schlammlawinen-Katastrophe. (Archivbild)
epd-bild/Alberto Veiga
Ein Jahr nach dem Minenunglück in Brasilien hat die Staatsanwaltschaft gegen den Bergbaukonzern Vale und die Prüfgesellschaft TÜV Süd Anklage erhoben. 16 Mitarbeiter müssen sich Mordvorwürfen stellen.
22.01.2020

Knapp ein Jahr nach dem verheerenden Staudammbruch im brasilianischen Brumadinho mit 270 Toten hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen Mitarbeiter des Bergbaukonzerns Vale und des TÜV Süd erhoben. Insgesamt 16 Personen werde Mord vorgeworfen, teilte die Staatsanwaltschaft des Bundesstaates Minas Gerais am Dienstag (Ortszeit) mit. Gegen Vale und das deutsche Zertifizierungsunternehmen TÜV Süd wurde zudem Anklage wegen der Umweltschäden erhoben.

Bei dem Bruch eines Rückhaltebeckens in der Eisenerzmine Brumadinho kamen am 25. Januar des vergangenen Jahres 270 Menschen ums Leben - davon gelten elf Personen noch als vermisst. Zahlreiche Gebäude der Mine und der angrenzenden Stadt Brumadinho wurden unter einer bis zu 15 Meter hohen Schlammmasse begraben. Das Unglück in Brumadinho war eines der schwersten in der Geschichte Brasiliens. Der TÜV Süd hatte im September 2018 in einem Gutachten die Stabilität des Damms attestiert.

"Großes Interesse an der Aufklärung"

Zu den Angeklagten gehören nach Mitteilung der Staatsanwaltschaft auch der Ex-Vale Chef und der Geschäftsführer von TÜV Süd in Brasilien. Der TÜV Süd bestätigte auf epd-Anfrage, dass Anklage gegen das Unternehmen und fünf Personen, die "Mitarbeiter oder freie Mitarbeiter sind oder waren", erhoben worden sei. "TÜV Süd hat unverändert großes Interesse an der Aufklärung der Unglücksursache und bietet im Rahmen der laufenden Ermittlungen den zuständigen Behörden weiterhin seine Kooperation an", hieß es in einer Erklärung. Details wollte das Unternehmen aufgrund des laufenden Gerichtsverfahrens nicht nennen.

Der TÜV Süd hatte ein Gutachten ausgestellt, das Grundlage für den Weiterbetrieb der Mine war, obwohl seine Ingenieure zuvor auf die mangelnde Stabilität des 85 Meter hohen Damms hingewiesen hatten. Es gab Probleme mit dem Drainagesystem. Die Ingenieure machten klar, dass zu viel Wasser im Damm sei und deshalb die Stabilität gefährdet sei, wie brasilianische Medien unter Berufung auf polizeiliche Vernehmungsprotokolle berichteten. Ein Verantwortlicher habe erklärt, von Vale unter Druck gesetzt worden zu sein. Vorübergehend waren auch 13 Mitarbeiter des TÜV Süd festgenommen, aber wieder freigelassen worden.

Gegen beide Unternehmen laufen noch weitere Klagen. Ein Gericht im Bundesstaat Minas Gerais hat den Minenbetreiber Vale bereits verurteilt, für alle Schäden der Katastrophe aufzukommen. Der Bergbaukonzern wurde unter anderem zu Entschädigungen in Millionenhöhe für die Familien der Opfer verurteilt.

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