In Pakistan haben mehr als 200 Anwälte in einem Krankenhaus randaliert. Sie schlugen Fenster und Türen ein, zerstörten medizinische Geräte und steckten Fahrzeuge in Brand. Ärzte und Pfleger wurden verprügelt. Drei Patienten starben.
12.12.2019

Nach einer tödlichen Randale von Anwälten in einem Krankenhaus in Pakistan hat die Polizei mehrere Dutzend Juristen festgenommen. Die Zeitung "Dawn" meldete am Donnerstag 52 Festnahmen, gegen etwa 250 Personen sei Anzeige wegen Totschlags, Sachbeschädigung, Widerstand gegen die Staatsgewalt und anderer Delikte gestellt worden. Mehr als 200 Anwälte hatten am Mittwoch ein Krankenhaus in der Stadt Lahore gestürmt, für drei Patienten endete die Randale tödlich.

In schwarzen Anzügen und mit Krawatte griffen die Juristen den Berichten zufolge das Herz-Zentrum in der ostpakistanischen Metropole an, schlugen Fenster und Türen ein, zerstörten medizinische Geräte und steckten Fahrzeuge in Brand. Ärzte und Pfleger wurden misshandelt und verprügelt. Angesichts der Gefahr für Leib und Leben seien zahlreiche Ärzte und Krankenpfleger geflohen, berichtete "Dawn". Auch Patienten in kritischem Gesundheitszustand seien so ohne Aufsicht geblieben, drei von ihnen gestorben.

Anschließend lieferten sich die Anwälte noch Scharmützel mit der Polizei, die die Gruppe aus dem Gebäude vertreiben wollte. Sie warfen mit Steinen nach den Beamten und feuerten Schüsse ab.

Bizarrer Streit

Den Anwaltsrandalen war ein bizarrer Streit in den sozialen Medien zwischen den Juristen und den Ärzten der angesehenen Klinik vorangegangen. Weil ein Anwalt sich standhaft geweigert hatte, sich im "Punjab Institute of Cardiology" wie alle anderen Besucher in eine Warteschlage zu stellen, war es zu einer gewaltsamen Auseinandersetzung mit einem Arzt gekommen. Der Arzt verbreitete später ein aufgenommenes Video von dem Streit in den sozialen Medien, was Teile der Anwaltschaft verärgerte.

Viele Pakistaner verurteilten die Randale der Anwälte. Die Schauspielerin Mehwish Hayat schrieb auf Twitter: "Man sollte denken, dass diese Anwälte, deren Beruf es ist, das Recht zu verteidigen, sich hüten würden, so etwas zu tun." Ministerpräsident Imran Khan ordnete eine Untersuchung des Vorfalls an.

Anwaltsproteste an sich haben in Pakistan Tradition: Zwischen 2007 und 2009 gingen die Juristen auf die Straße, um gegen den damaligen Präsidenten und Armeechef Pervez Musharraf zu demonstrieren. Auch die Todesstrafe gegen Mumtaz Qadri, der den Gouverneur der Punjab-Provinz wegen angeblicher Blasphemie ermordete hatte, zog massive Proteste von Anwälten nach sich.

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