Umstrittene Kunstaktion der Künstlergruppe "Zentrum für politische Schönheit"
epd-bild/Christian Ditsch
Nicht nur in Berlin, sondern auch in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt sind Gedenksäulen des "Zentrums für politische Schönheit" aufgetaucht. Diese waren in den vergangenen Tagen zu sehen und sind mittlerweile verschwunden, erklärte die Gruppe.
05.12.2019

Im Zusammenhang mit der umstrittenen Kunstaktion des "Zentrums für Politische Schönheit" (ZPS) in Berlin sind weitere Installationen bekanntgeworden. Neben der Gedenksäule für NS-Opfer im Berliner Regierungsviertel waren ähnliche Installationen auch in Chemnitz (Sachsen), Halle (Sachsen-Anhalt) und Arnstadt (Thüringen) aufgetaucht, wie mehrere Medien am Donnerstag berichteten.

ZPS-Mitbegründer Philipp Ruch bestätigte dem Evangelischen Pressedienst (epd) die Existenz weiterer Installationen. Alle Gedenkstätten im Rahmen der Aktion "Sucht nach uns!" seien mittlerweile geschlossen worden. Angaben, wo sich darüber hinaus Installationen befinden, wollte die Künstlergruppe nicht machen.

In Chemnitz soll eine Glassäule ähnlich wie in Berlin angeblich auch Asche und Knochenreste enthalten haben, wie die Tageszeitung "Freie Presse" berichtete. Der Generaldirektor der Chemnitzer Kunstsammlungen, Frédéric Bußmann, habe dem Künstlerkollektiv eine Ladenfläche bis Jahresende vermietet.

Künstlerkollektiv entschuldigte sich

In der "Süddeutschen Zeitung" berichtete die Schriftstellerin und Journalistin Mirna Funk von der Aufstellung einer ZPS-Stele in Halle. Dabei sei auch das Gedicht "Die Asche von Birkenau" des jüdischen Schriftstellers Stephan Hermlin, ihrem Ur-Großvater, verwendet worden. "Unsere Familie wurde selbstverständlich nicht gefragt, ob sie dieser Veröffentlichung zustimmt", kritisierte Funk auf Twitter.

In Arnstadt habe das ZPS gegenüber dem AfD-Bürgerbüro eine gefüllte Glassäule aufgestellt, berichtete der MDR. Auch hier soll das Gedicht "Die Asche von Birkenau" zu sehen gewesen sein. Laut MDR hatte die Künstlergruppe für zwei Wochen ein leerstehendes Ladengeschäft angemietet.

Das "Zentrum für politische Schönheit" hatte Anfang der Woche zwischen Bundestag und Kanzleramt eine Stahlsäule zum Gedenken an NS-Opfer installiert. In der Säule befinden sich nach Angaben der Gruppe auch Asche und Knochenreste von Holocaust-Opfern. Mit der Aktion sollte vor einer Zusammenarbeit von CDU/CSU mit der AfD auf Bundes- und Landesebene gewarnt werden. Nach heftiger Kritik entschuldigte sich die Gruppe am Mittwochnachmittag bei Holocaust-Überlebenden und Angehörigen von NS-Opfern. Zudem wurde die Gedenksäule in Berlin verhüllt und eine für Samstag geplante Betongießaktion abgesagt.

Mehrere jüdische Verbände kritisierten die Aktion

Die Aktion war insbesondere bei jüdischen Verbänden auf Ablehnung gestoßen. Mehrere jüdische Vertreter hatten den Künstlern Unterstützung angeboten, die Ruhe der Toten wiederherzustellen und die Asche gemäß dem jüdischen Religionsgesetz beizusetzen. ZPS-Gründer Ruch wollte sich am Donnerstag nicht äußern, ob das Künstlerkollektiv das Angebot annehmen werde. "Das gesamte Gedenkstättenkonzept wird derzeit überarbeitet", betonte Ruch.

Im Rahmen der umstrittenen Kunstaktion "Sucht nach uns!" soll vom ZPS auch die Grabplatte des früheren Reichskanzlers Franz von Papen (1879-1969) aus dem saarländischen Wallerfangen entfernt worden sein. Das saarländische Landespolizeipräsidium hatte das Fehlen der Platte bestätigt. Auf die Frage zum Verbleib der Grabplatte bekräftigte Ruch erneut: "Franz von Papen ist auf dem Weg nach Berlin, um die historische Schuld des deutschen Konservatismus aufzuarbeiten".

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