Salvador Dalí illustrierte in 105 Bildern die Bibel. Es ist der umfangreichste Bildzyklus, den Dalí hinterlassen hat - trotzdem ist die "Biblia Sacra" kaum bekannt. Im Rottenburger Diözesanmuseum wird sie nun vollständig gezeigt.
01.10.2019

Es ist der umfangreichste Bildzyklus, den Salvador Dalí (1904-1989) hinterlassen hat - und trotzdem ist die "Biblia Sacra" noch kaum bekannt: Die 105 Bibelillustrationen des spanischen Surrealisten sind vom 6. Oktober 2019 bis 12. Januar 2020 im Diözesanmuseum in Rottenburg am Neckar zu sehen. Die private Leihgabe aus handsignierten Lithographien wird erstmals in Baden-Württemberg und zum dritten Mal überhaupt vollständig gezeigt. "Man kann Dalís Biblia Sacra zusammen mit Marc Chagalls Bildern zur Bibel als wichtigste Bibelillustration des 20. Jahrhunderts bezeichnen" sagte Melanie Prange, Leiterin des Museums am Dienstag bei einem Pressegespräch zur Eröffnung der Ausstellung.

Dalí illustrierte die Bibel in den Jahren 1963 bis 1965 im Auftrag seines Freundes Giuseppe Albaretto. So entstanden 63 Illustrationen zum Alten und 42 zum Neuen Testament, wie zum Beispiel ein Schöpfungs- und ein ausführlicher Passionszyklus.

Dalí prüfte jede Lithographie persönlich

In dieser Ausstellung sind die Erstdrucke der Illustrationen zu sehen, deren Vorlagen Aquarellzeichnungen waren, die aber weltweit verteilt und teils an unbekannten Orten sind. Dalí prüfte jede Lithographie persönlich und signierte sie von Hand. Weil es sich um Prüfdrucke handelt, sind alle vier Blattränder mit den Farbskalen und der ursprünglichen Nummerierung erhalten.

In der Bibel, die 1967 gedruckt wurde und von der es insgesamt 1.797 Exemplare gibt, sind die Bilder beschnitten und in anderer Reihenfolge angeordnet. Die konzeptionellen Linien Dalís und viele Details gingen verloren. Der Zyklus stammt aus der Sammlung von Richard H. Mayer (Bamberg), der die größte Sammlung von Grafiken und Malerei Dalís weltweit besitzt.

Zur Ausstellung wurden ein umfangreicher Band veröffentlicht, der sich erstmals wissenschaftlich mit allen 105 Illustrationen Dalís auseinandersetzt. "Dadurch wollen wir die Biblia Sacra einem breiteren Publikum bekanntmachen und weitere Forschung anregen", so Prange. Ebenfalls in der Ausstellung zu sehen ist Dalís zehnteiliger Mose-Zyklus (1973/74), der von Freud und der Psychoanalyse inspiriert ist als bisher noch völlig unerforscht gilt.

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