Die neue Präsidentin der Klassik Stiftung Weimar, Ulrike Lorenz, will die Kulturstiftung transformieren: Unter ihrer Leitung soll die Stiftung "offener, zukunftsorientierter und politischer werden", kündigte Lorenz an.
20.08.2019

Unter der Leitung der neuen Präsidentin Ulrike Lorenz soll die Klassik Stiftung Weimar "offener, zukunftsorientierter und politischer werden". Es gehe darum, die Vielfalt des ihr anvertrauten Kulturerbes für die Gesellschaft produktiv zu machen, sagte Lorenz am Dienstag anlässlich ihrer Amtseinführung in Weimar. Die 56-jährige bisherige Leiterin der Kunsthalle Mannheim hatte zum 1. August das Amt von Hellmut Seemann übernommen, der nach 18 Jahren als Präsident in den Ruhestand verabschiedet worden war.

Nach den Plänen von Lorenz soll die Institution in eine auf Deutschland und die Welt ausstrahlende "Denkfabrik" transformiert werden. "Wer sollte das leisten, wenn nicht wir", sagte sie mit Blick auf die materiellen wie personellen Ressourcen der Stiftung. Alle Mitarbeiter müssten sich zudem die Frage stellen, was hat das Publikum von meiner Tätigkeit, erklärte Lorenz. Als Präsidentin wolle sie den "Kosmos Weimarer Klassik" generell ein "wenig tiefer hängen". Zugleich müsste sich die Stiftung als treibende Kraft für die Weiterentwicklung des "Quartiers der Moderne" begreifen.

"Wir müssen begreifen, dass die Barbarei auch auf der Klassik aufbaut"

Weimar stehe für Humanität, mit dem KZ Buchenwald aber auch exemplarisch für die Bestialität der deutschen Geschichte. "Wir müssen begreifen, dass die Barbarei auch auf der Klassik aufbaut", betonte Lorenz. Sie wolle sich deshalb dafür einsetzen, das Rebecca Horns Installation "Konzert für Buchenwald" einen zentraleren Ausstellungsort in Weimar findet.

Die neue Präsidentin will zudem internationale Arbeitsnetzwerke mit Institutionen wie Getty, Smithonian oder dem British Museum knüpfen. In Ergänzung zum wissenschaftlichen Beirat soll ein "Advisory Board" aus Vertretern von Wissenschaft und Gesellschaft installiert werden, kündigte Lorenz an. Eine Aufgabe des Gremiums werde die Einbeziehung privater Sponsoren in die Projekte der Stiftung sein. Die großzügige Finanzierung durch die öffentliche Hand allein reicht aus der Sicht der neuen Präsidentin für die großen Aufgaben der Gegenwart und Zukunft - etwa der Sanierung des Weimarer Stadtschlosses - nicht aus.

Lorenz promovierte an der Bauhaus-Universität in Weimar

Ulrike Lorenz hat von 1983 bis 1988 Kunstwissenschaft und Archäologie an der Universität Leipzig studiert und 1999 an der Bauhaus-Universität in Weimar promoviert. Sie arbeitete als Direktorin der Kunstsammlung und des Otto-Dix-Hauses in Gera, als Leiterin des Stadtmuseums Gera und als Direktorin des Kunstforums Ostdeutsche Galerie in Regensburg. Seit 2009 war sie als Direktorin der Kunsthalle Mannheim tätig. Von 2010 bis 2018 war Lorenz Vorstandsmitglied des Deutschen Museumsbundes e. V., seit 2014 ist sie Mitglied der Akademie der Künste. Ihr Vertrag in Weimar läuft sechs Jahre.

Die Klassik Stiftung Weimar mit ihren mehr als 20 Museen, Schlössern, historischen Häusern und Parks sowie den Sammlungen der Literatur und Kunst ist aktuell mit 418 Mitarbeitern die zweitgrößte Kulturstiftung Deutschlands. Die Stiftung wird im laufenden Jahr von Land und Bund 2019 mit je 12,1 Millionen Euro sowie von der Stadt Weimar mit rund zwei Millionen Euro gefördert. Hinzu kommen eigene Einnahmen von etwa vier Millionen sowie 28,9 Millionen Euro aus Projektmitteln und Spenden.

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