Oft sammeln Museen die Werke bekannter Künstler, um Nachlässe regional bekannter Künstler kümmern sich hingegen eher Privatinitiativen (Symbolbild).
epd-bild/Stefan Arend
Auch die Werke regional bedeutender Künstler gehören zum Kulturgut. Ihre Nachlässe sollten lokal und regional deshalb stärker geschützt werden, fordert die Kulturstiftung der Länder.
15.07.2019

Die Nachlässe von regional wichtigen Künstlern sollten nach Überzeugung von Experten als Kulturgut anerkannt und geschützt werden. Eine entsprechende Empfehlung formulierten am Montag in Berlin die Kulturstiftung der Länder sowie der Bundesverband Künstlernachlässe. Bundesweit werde in den kommenden Jahren mit der Übergabe von mehreren Tausend Nach- und Vorlässen von Künstlern gerechnet.

"Nicht jeder Künstler bekommt sein eigenes Museum, und nicht jeder Nachlass kann in eine Museumssammlung übergehen", sagte der Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder, Markus Hilgert. Zahlreiche Kreative und Kunstschaffende, die international weniger bekannt sind, spielten jedoch für das kulturelle Selbstverständnis einzelner Orte oder Regionen in Deutschland eine große Rolle. Deren Werk sollte - am besten schon zu Lebzeiten - systematisch erfasst und digitalisiert sowie als schützenswertes Kulturgut anerkannt werden.

Privatinitiativen kümmern sich bislang um Künstlernachlässe

Nötig sei dafür eine stärkere Förderung durch öffentliche Gelder, sagte Hilgert. So habe etwa der Freistaat Sachsen im aktuellen Doppelhaushalt 2019/20 insgesamt 400.000 Euro pro Jahr für die Erfassung von künstlerischen Werken aus der Region eingestellt.

Bislang werden Künstlernachlässe vor allem durch lokale und regionale Privatinitiativen, Vereine und ehrenamtliches Engagement von Einzelakteuren gepflegt, wie Gora Jain berichtete, die Vorsitzende des Bundesverbands Künstlernachlässe. So gebe es in zehn Bundesländern solche Initiativen. Sie seien mit der Nachlassverwaltung jedoch häufig überfordert. Auch Jain unterstrich deshalb die notwendige finanzielle Überstützung durch die öffentliche Hand: "Die öffentliche Förderung regional tätiger Künstlernachlass-Initiativen durch Bund und Länder ist eine Investition in den Erhalt einer kunst- und kulturgeschichtlichen Vielfalt der Bundesrepublik Deutschland."

Der Umgang mit Künstlernachlässen werde in der deutschen Kulturpolitik ein Thema mit wachsender Bedeutung, sagte Hilgert. Grund dafür sei, dass es in Deutschland eine lange Zeit des Friedens gebe, in der sich große Sammlungsbestände hätten bilden können. Insbesondere handele es sich um die Werke von Künstlern, die nach dem Zweiten Weltkrieg aktiv waren. Bundesweit werde mit "mehreren Tausend potenzieller Fälle pro Jahr" gerechnet.

Handlungsempfehlung für Künstlernachlässe

Die Kulturstiftung der Länder hat deshalb ein aktuelles Positionspapier mit Handlungsempfehlungen zum Umgang mit Künstler-Vor- und Nachlässen herausgegeben. Als wichtiger Schritt wird darin die Digitalisierung des Werkes nach einheitlichen Standards benannt. "Für die Aufbewahrung von Nachlässen lokal wie regional bedeutender Künstlerinnen und Künstler sollte eine regionale Verankerung angestrebt werden", heißt es darin weiter. Eine bundesweit zentrale Aufbewahrung von Künstlernachlässen sei dagegen wenig praktikabel und werde von den Künstlern auch meist nicht gewollt, sagte Britta Kaiser-Schuster, Dezernentin der Kulturstiftung und Autorin des Positionspapiers.

Für die qualitative Beurteilung von Künstlernachlässen und deren Förderwürdigkeit sollten transparente und anerkannte Kriterien angesetzt werden. Dabei solle auch die kunsthistorische und soziokulturelle Bedeutung berücksichtigt werden, so Kaiser-Schuster.

Als beispielhaft wurde unterdessen der Umgang mit dem Nachlass des Mannheimer Künstlers Norbert Nüssle (1932-2012) genannt. Seine Ehefrau Karin Nüssle äußerte sich erleichtert und dankbar, dass sie bei der systemischen Erfassung, Bewertung, Aussortierung und Einlagerung der Werke des im Alter von 80 Jahren verstorbenen Collagisten von der Initiative Künstlernachlässe Mannheim umfangreiche Unterstützung bekam. Nüssle hatte unter anderem mit dem Deutschen Künstlerbund in der Paulskirche in Frankfurt ausgestellt. Die Bundeskunsthalle in Bonn hatte zudem einige seiner Werke erworben.

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