Ein älteres Paar am Strand von Gonnessa, Italien (Archivbild)
epd-bild / Gustavo Alabiso
Die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei der Rente variieren in Europa sehr stark: Während in Estland Frauen und Männer fast gleich viel Rente bekommen, liegt in Luxemburg die Rentenlücke zwischen den Geschlechtern bei 74 Prozent.
19.06.2019

Männer erhalten laut einer Studie in fast allen Ländern Europas höhere Renten als Frauen. Die geschlechtsspezifischen Unterschiede variieren allerdings sehr stark, wie aus einer am Mittwoch in Berlin vorgestellten Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hervorgeht. Während in Estland fast keine Rentenlücke festzustellen sei, liege sie in Luxemburg mit knapp 74 Prozent am höchsten. Die geschlechtsspezifische Rentenlücke in Ostdeutschland ist mit 20,1 Prozent nur knapp halb so groß wie die Lücke in Westdeutschland (48,8 Prozent). In der Regel fallen die Lücken in den skandinavischen und osteuropäischen Ländern am geringsten aus.

Die DIW-Forscherinnen Anna Hammerschmid und Carla Rowold bezeichneten die Befunde als "alarmierend". In ihrer Untersuchung fanden sie heraus, dass die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei den Renten über alle Länder hinweg vor allem auf die Intensität der Berufstätigkeit zurückzuführen sind: "Je höher die Unterschiede zwischen Männern und Frauen in der Erwerbstätigenquote und in der Teilzeitquote um die Jahrtausendwende waren, desto größer waren im Durchschnitt auch später die Rentenlücken", fassen sie zusammen.

Gleichmäßigere Aufteilung von Sorge- und Erwerbsarbeit

Dagegen würden Frauen mit niedrigen Löhnen nicht in allen Ländern im Alter niedrige Renten erhalten, so die Autorinnen. So gebe es beispielsweise europäische Staaten, bei denen geschlechtsspezifische Lohnunterschiede später durch Umverteilungen im Rentensystem zumindest teilweise ausgeglichen würden.

Die DIW-Forscherinnen empfehlen, die Erwerbstätigkeit von Frauen - insbesondere in Vollzeit - zu stärken. So lasse sich die Rentenlücke langfristig verkleinern. Verbessert werden müsste vor allem die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Frauen und Männer. "Der Ausbau der Vätermonate beim Elterngeld könnte zu einer gleichmäßigeren Aufteilung von Sorge- und Erwerbsarbeit in den Familien beitragen und so auch die Rentenlücken reduzieren", erklärte DIW-Forscherin Rowold. Außerdem könne eine Abschaffung des Ehegattensplittings für Frauen Anreize setzen, stärker erwerbstätig zu sein.

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