Dortmunder U-Turm zeigt Clip zum Kirchentag (Archivbild)
epd-bild/Friedrich Stark
Die AfD wurde nicht eingeladen, von den Liberalen sei kaum jemand vertreten: Der FDP-Politiker Stefan Ruppert wirft den Veranstaltern des evangelischen Kirchentages "grüne Einseitigkeit" vor. Das sei "hochgradig irritierend".
18.06.2019

Der FDP-Politiker Stefan Ruppert hat dem evangelischen Kirchentag politische Einseitigkeit vorgeworfen. Im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) sprach Ruppert von einer "grünen Einseitigkeit". "Das ist empirisch belegbar, wenn man sich das Programm anschaut", sagte der kirchenpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, der selbst evangelischer Christ ist. Anders als die AfD seien die Liberalen zwar nicht offiziell von Podien ausgeschlossen worden. "Faktisch hat man uns aber ebenfalls nicht eingeladen", sagte er.

Ruppert sagte, die FDP sei immerhin die evangelischste Fraktion im Bundestag. Nach Angaben des parlamentarischen Geschäftsführers hat die Fraktion der Liberalen den höchsten Anteil von Protestanten. Die einseitige parteipolitische Privilegierung verenge die Perspektive und unterbinde in Bezug auf die Liberalen den pluralen Diskurs. "Das finde ich schon hochgradig irritierend und problematisch", sagte Ruppert.

Kaum Einladungen an Liberale

Auf dem 37. Deutschen Evangelischen Kirchentag, der von Mittwoch bis Sonntag in Dortmund stattfindet, diskutieren eine Reihe von Politikern aus Bund und Ländern, darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Außenminister Heiko Maas (SPD) und der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Von den Grünen werden unter anderen Parteichef Roland Habeck, Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt und weitere Bundestagsabgeordnete erwartet. Von der FDP-Fraktion ist Ruppert zufolge nur der Parlamentarier Roman Müller-Böhm eingeladen worden. Nach Rupperts Worten hat seine Anfrage bei vielen Kollegen in seiner Fraktion ergeben, dass es kaum Einladungen gab. In einem Fall sei es terminlich gescheitert.

Die Freude an der Großveranstaltung will sich Ruppert nach eigenen Worten dennoch nicht nehmen lassen. Er wird als Gast zum Kirchentag reisen. "Als Christ zu spüren, dass es viele Menschen gibt, die Vertrauen in Gott haben, ist ein schönes Gefühl", sagte er. Der Kirchentag könne bestärken in einer Zeit, in der die Kirchen allgemein eher auf dem Rückzug seien.

Gutes Kirchentagsmotto

Gut gewählt findet Ruppert das Kirchentagsmotto "Was für ein Vertrauen". "Vertrauen ist eine ganz zentrale Kategorie in unserer Gesellschaft", sagte er. Wo Angst und eine gewisse Fiebrigkeit herrschten, fehle es oft an Vertrauen in Institutionen, Demokratie oder einzelne Menschen. "In meinem Leben war es immer gut, Menschen und Gott Vertrauen zu schenken", sagte er.

An dem Beschluss des Kirchentags, keine AfD-Vertreter auf Podien einzuladen, äußerte Ruppert Kritik. Er habe aber auch Verständnis. "Ich persönlich finde, dass man sich dieser Partei aktiv stellen muss, so sehr man auch deren Inhalte als Christ ablehnt", sagte er. Dort wo Grenzen überschritten werden, müsse man aber auch aktiv einschreiten. "Beides muss man gegeneinander abwägen", sagte er.

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