Die Axel-Springer-Zentrale in Berlin: Das Medienunternehmen will Teile seiner Aktien einem US-Investor anbieten.
epd-bild/Rolf Zoellner
Die Investmentfirma will die Mehrheit am deutschen Medienkonzern erwerben. Der Vorstandsvorsitzende des Medienkonzerns, Mathias Döpfner, bezeichnete die geplante Partnerschaft als "wichtigen und wegweisenden Schritt".
12.06.2019

Die US-Investmentgesellschaft KKR will im großen Stil Aktien des Medienkonzerns Axel Springer übernehmen. Man habe eine Investorenvereinbarung "zur Unterstützung der langfristigen Wachstumsstrategie" mit KKR geschlossen, teilte Springer am Mittwoch in Berlin mit. Der Vorstandsvorsitzende des Medienkonzerns, Mathias Döpfner, bezeichnete die geplante Partnerschaft als "wichtigen und wegweisenden Schritt". Springer wolle "ein weltweit führender Anbieter von digitalem Journalismus und digitalen Rubrikenangeboten" werden.

Die Vereinbarung sieht vor, dass eine Holdinggesellschaft, die zu KKR gehört, für sämtliche ausstehenden Aktien von Axel Springer ein freiwilliges öffentliches Übernahmeangebot abgibt. KKR wolle Springer-Aktionären 63 Euro pro Aktie bieten. Auf den durchschnittlichen Kurs der vergangenen drei Monate gerechnet ergibt das eine Prämie von 31,5 Prozent. Voraussetzung für die Partnerschaft mit dem Investor ist nach Angaben der Beteiligten eine Mindestannahmequote von 20 Prozent an Axel Springers Grundkapital.

Investor könnte mehr als die Hälfte der Anteile übernehmen

KKR könnte insgesamt höchstens 54,6 Prozent der Anteile übernehmen: 44,8 Prozent befinden sich derzeit im Streubesitz, die Enkel des Verlagsgründers Axel Springer halten insgesamt 9,8 Prozent. Die Verlegerin Friede Springer, die 42,6 Prozent der Anteile kontrolliert, und Döpfner, der 2,8 Prozent der Anteile besitzt, wollen ihre Beteiligungen an der Axel Springer SE behalten.

Springer begrüßte die Vereinbarung: KKR verfüge über viel Expertise in den Bereichen Digitales und Medien sowie "eine beeindruckende Bilanz" an erfolgreichen Investitionen in Deutschland und Europa. Laut Döpfner unterstützt KKR die Planungen, weiter in digitale Paid-Content-Modelle zu investieren, etwa bei "Bild", "Welt" und "Business Insider". Es seien zudem weitere Zukäufe im journalistischen Bereich sowie im Rubrikengeschäft geplant. Die aktuellen Vorstandsmitglieder von Springer sollen das Unternehmen weiterhin führen.

Laut Julian Deutz, Vorstand Finanzen und Personal bei Springer, stoßen Springers Pläne, weiter kräftig in digitale Geschäfte zu investieren, auf dem Kapitalmarkt auf Skepsis. Die Aktionäre orientierten sich eher an einem kurzfristigen Gewinn. Bei KKR sei es "genau anders": Dem Investor seien kurzfristige Gewinne weniger wichtig als die Entwicklungen der kommenden fünf Jahre. Dieser Zeitraum sei in der Investorenvereinbarung festgelegt.

Springer-Konzern machte 2018 3,2 Milliarden Euro Umsatz

Philipp Freise, Partner und Leiter des europäischen Investmentteams für Technologie, Medien und Telekommunikation bei KKR, erklärte: "Axel Springer hat sich durch erfolgreiche digitale Transformation zu einem führenden europäischen Digitalunternehmen entwickelt." Um die Chancen, die sich aus dem schnellen Wandel der Medienbranche ergeben, ergreifen zu können, benötige Springer nun weitere organische Investitionen und eine konsequente Umsetzung seiner Unternehmensstrategie. KKR wolle Springer dabei unterstützen.

Zu Springer gehören neben Zeitungen wie "Bild" und "Welt" auch viele digitale Produkte wie die Nachrichtenseite "Business Insider", die News-App "Upday" oder Kleinanzeigenportale wie "Immonet" oder "Stepstone". Der Konzern betreibt zudem den TV-Nachrichtensender Welt.

Springer hatte im vergangenen Jahr Umsatz und operativen Gewinn gesteigert. Der Konzernumsatz stieg um 4,1 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro. Konsolidierungs- und währungsbereinigt übertrafen die Umsatzerlöse den Vorjahreswert um 3,8 Prozent. Das bereinigte Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) stieg um 14,3 Prozent auf 737,9 Millionen Euro. Der Konzernüberschuss lag bei 208,4 Millionen Euro, ein Rückgang um 44,9 Prozent im Vergleich zu 2017. Bereinigt stieg der Überschuss um 2,5 Prozent auf 335,7 Millionen Euro.

KKR wurde 1976 in New York von Henry Kravis and George Roberts gegründet. Die Gesellschaft beschreibt sich selbst als führende globale Investmentfirma. KKR ist mit dem deutschen Medienmarkt durchaus vertraut: Von 2006 bis 2013 war sie gemeinsam mit dem Finanzinvestor Permira Hauptgesellschafter des Medienkonzerns ProSiebenSat.1. Aktuell baut KKR in Deutschland einen neuen Film- und Fernsehkonzern auf. Der Investor besitzt ein Fondsvolumen von rund 200 Milliarden US-Dollar.

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