Peter Boudgoust (hier 2006 vor Antritt der SWR-Intendanz) übergibt das Staffelholz.
epd-bild / SWR/Rafael Krötz
Donnerstag ist Wahltag: Zwei Bewerber konkurrieren um den Intendantenposten beim SWR, der zweitgrößten ARD-Anstalt. Dass es nicht mehr Konkurrenten gibt, hatte vor der Wahl für Kritik gesorgt.
22.05.2019

Die Aufsichtsgremien des Südwestrundfunks (SWR) wählen am Donnerstag eine neue Senderspitze. Zur Wahl für den Intendantenposten stehen die SWR-Landessenderdirektorin für Baden-Württemberg, Stefanie Schneider, und der Chefredakteur von ARD-aktuell, Kai Gniffke. Die Entscheidung treffen Rundfunk- und Verwaltungsrat auf einer gemeinsamen Sitzung in Stuttgart. Der bisherige Intendant Peter Boudgoust tritt vorzeitig ab.

Schneider (57) arbeitete nach Stationen bei Privatsendern seit 1991 beim damaligen Südwestfunk (SWF). Sie leitete unter anderem die Radiowelle SWR4 BW und ist seit 2014 Landessenderdirektorin. Gniffke (58) ist seit 2006 Erster Chefredakteur von ARD-aktuell in Hamburg und damit verantwortlich für "Tagesschau" und "Tagesthemen". Seine Laufbahn im öffentlich-rechtlichen Rundfunk begann er Anfang der 1990er Jahre ebenfalls beim SWF.

Rennen zwischen Gniffke und Schneider

Das Rennen zwischen Gniffke und Schneider gilt als offen. Gniffke ist SPD-Mitglied, Schneider steht dem Vernehmen nach den Grünen nahe. Im März hatten sich Rundfunk- und Verwaltungsrat trotz Kritik mit großer Mehrheit darauf geeinigt, diese beide Kandidaten zur Wahl zu stellen. Sie folgten damit dem Vorschlag einer gemeinsamen Findungskommission.

Für die öffentlich ausgeschriebene Stelle hatten sich neben Gniffke und Schneider weitere als aussichtsreich geltende Kandidaten beworben, darunter SWR-Verwaltungsdirektor Jan Büttner, Vize-Landessenderchef Clemens Bratzler und NDR-Fernseh-Chefredakteur Andreas Cichowicz. Dass sie nicht ebenfalls zur Wahl vorgeschlagen wurden, hatte für Kritik gesorgt.

SWR streamt die Intendantenwahl

Bei der Zwei-Länder-Anstalt SWR muss der künftige Intendant nicht nur die Mehrheit der Stimmen der 92 Gremienmitglieder auf sich vereinen können, sondern zusätzlich auch jeweils mindestens die Hälfte der Stimmen aus Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Klappt das auch im zweiten Wahlgang nicht, sieht der SWR-Staatsvertrag eine Wiederholung nach mindestens sechs Wochen vor. Bei diesem dritten Wahlgang reichen dann ein Drittel der Stimmen aus jedem Land.

Intendant Boudgoust (64) hatte im Dezember seinen vorzeitigen Rückzug zur Jahresmitte 2019 angekündigt. Seine reguläre Amtszeit wäre im April 2022 zu Ende gegangen. Boudgoust hatte seine Entscheidung damit begründet, dass in den kommenden Jahren viele strategisch wichtige Entscheidungen bei dem Sender anstünden. Es sei falsch, "das Staffelholz im vollen Lauf zu übergeben" und die Entscheidungsfreiheit des künftigen Intendanten zu beschränken. Boudgoust stand seit 2007 an der Spitze der zweitgrößten ARD-Anstalt, zuvor war er SWR-Verwaltungsdirektor.

Der SWR streamt die Intendantenwahl im Internet unter www.SWRAktuell.de. Die gemeinsame Sitzung des Rundfunkrats und des Verwaltungsrats ist öffentlich.

Teaserbild

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Plain text

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.